Pauschaltarif?

Flatrate bei 1&1 weiterhin nur Volumentarif

Kunden erhalten Kündigungsangebot, können aber auch weitersurfen
Von Thorsten Neuhetzki

Bereits im Frühjahr berichteten wir, dass der DSL-Provider 1&1 seinen DSL-Kunden teilweise Schreiben zuschickt, in denen den Kunden angeboten wird, umgehend das Vertragsverhältnis zu beenden und 100 Euro zusätzlich zu bekommen. Dieses Verfahren behält 1&1 bis heute bei, wie uns die Pressestelle des Providers aus Montabaur auf Nachfrage mitteilte. Dabei prüfe man regelmäßig das Trafficverhalten der Nutzer. Liege ein Kunde über mehrere Monate hinweg deutlich über dem Durchschnitt, bekomme er ein Schreiben mit einem entsprechenden Angebot.

"Wenn der Kunde das Angebot von uns nicht annehmen möchte, stellt das für ihn kein Problem dar", hieß es in der Pressestelle. Er könne dann ganz normal weitersurfen und bekomme auch keine weiteren Schreiben von 1&1 hieß es weiter. Einen Wechsel sollte sich der Kunde auch überlegen. Denn mit der Akzeptierung darf er zwar seine Hardware behalten und bekommt 100 Euro, verliert aber auch seine Domain sowie den DSL-Anschluss, sofern dieser über 1&1 geschaltet war. Des Weiteren unterschreibt der Kunde, "zukünftig keinen DSL Flat Tarif von Unternehmen der United Internet Gruppe zu bestellen". Dazu gehört neben 1&1 auch GMX und Schlund & Partner sowie seit kurzem auch web.de. Betroffen seien von diesem Angebot aber ohnehin nur ganz wenig Kunden, versuchte die Pressestelle zu versichern.

Kosten-Schere: Mehr Bandbreite bei weniger Einnahmen

Fraglich bleibt, inwiefern ein Provider dazu berechtigt ist, seinen Kunden vorzuhalten, bei einer Flatrate zu viel Traffic verursacht zu haben. Sicher ist es so, dass jedes Gigabyte, dass der Kunde verursacht, von seinem Provider finanziert werden muss. Doch angesichts immer kleiner werdender Flatrate-Preise und immer größer werdender Bandbreiten wundert es nicht, dass die Kunden einerseits immer mehr Traffic verursachen und die Gewinnspannen der Unternehmen andererseits immer kleiner werden.

In einem teltarif.de vorliegenden Fall geht es um einen Kunden, der im Durchschnitt mehr als 80 Gigabyte Traffic monatlich verursacht haben soll. Pro Tag sind das etwa 2,6 Gigabyte. Kunden, die dauerhaft einen Webstream laufen haben oder gar ein eigenes Internetradio betreiben, verursacht alleine damit bei einem 128 kBit/s-Stream mehr als ein Gigabyte pro Tag. Auch ein 90-minütiger Film bei einer Online-Videothek wie One4Movie.de [Link entfernt] kommt auf etwa ein Gigabyte Traffic. Alleine damit hat der Kunde also schon fast das monierte Monatskontingent erreicht.

Nur vier Prozent der Flatrate in Anspruch genommen?

Nach einer vom betreffenden Kunden aufgestellten Rechnung, die er an den Flatrate-Anbieter geschickt hat, heißt es, dass es mit einer 6 MBit/s-Leitung theoretisch möglich sei 1944 Gigabyte Volumen zu erzeugen. Dieser Wert ergibt sich aus einem maximal möglichen Downloadvolumen von 750 KB pro Sekunde. Das sind weit über 60 Gigabyte pro Tag. Seiner Auffassung nach ist das auch das mit einer Flatrate vertraglich vereinbarte Volumen. Er habe jedoch mit seinen etwa mehr als 80 Gigabyte gerade einmal etwas mehr als vier Prozent dieses vertraglich vereinbarten Traffics verursacht.

In der Tat muss 1&1 sich fragen lassen, wieso man es in gewisser Weise zum Problem des Kunden macht, "dass es sich [...] nicht rechnet", den Kunden weiterhin zu betreuen. Auf der anderen Seite ist es auch verständlich, dass bei den derzeitigen Niedrigpreisen nicht unendlich viele Gigabyte Traffic verkraftet werden können. Das muss auch den Kunden klar sein, die täglich mehrere Gigabyte durch die DSL-Leitung schieben. Dennoch wäre es vielleicht angebrachter, wenn ein Provider angesichts von Preisen unter zehn Euro nicht mehr von einer unlimitierten Flatrate spricht und dann die verlustbringenden Kunden los werden will. Ein Volumentarif von 50 Gigabyte dürfte dem Großteil der Nutzer auch ausreichen - würde sich aber vermutlich nicht so gut verkaufen lassen wie eine Flatrate.