Strategie

Studie: Kommunikationstechnologie hat enormes Potenzial

Boston Consulting, Telekom und Siemens fordern ICT-Masterplan von Politik
Von Georg Stanossek

Durch den konsequenten Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT) in Staat und Wirtschaft könnten bis 2008 rund 75 Milliarden Euro zusätzliche Wirtschaftsleistung erbracht werden. Diese könnten auf Basis eines "ICT-Masterplans" realisiert werden, der eine E-Strategie und Umsetzungsmaßnahmen für die Nutzung von Wachstumschancen im ICT-Sektor vorgibt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, die Boston Consulting (BCG), Deutsche Telekom und Siemens Communications in Berlin vorstellten. Der ICT-Sektor, der in Deutschland eine jährliche Wirtschaftsleistung von mehr als 130 Milliarden Euro generiert, gehört zu den bedeutendsten Industriezweigen und könnte als Innovationstreiber die technologische Erneuerung in den Anwendungsbranchen beschleunigen.

Um die Potenziale für den Standort Deutschland konsequent zu nutzen, sei auf Bundesebene ein nationaler Chief Information Officer (CIO) zu etablieren, der die Umsetzung des ICT-Masterplans zwischen Politik, Wirtschaft und Bürgern koordiniert, so die Verfasser der Studie. Ein CIO, der eine zukunftsweisende ICT-Strategie ressortübergreifend definiert und umsetzt und zugleich e-Government im öffentlichen Sektor vorantreibt, wäre auch für das "Großunternehmen Bundesrepublik Deutschland" sinnvoll. Zu den zentralen Forderungen des Maßnahmenpaketes zählen beispielsweise auch ein verstärkter Einsatz von e-Government und e-Health im öffentlichen Sektor, aber auch Ausbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen oder Innovationsförderung.

ITC-Branche trägt Produktivitätswachstum

In der gemeinsamen Studie "Wirtschaftliche und politische Chancen der Informationsgesellschaft" zeigen die Verfasser nicht nur auf, wie die deutsche ICT-Branche im internationalen Wettbewerb positioniert ist, sondern auch, in welchen Bereichen Politik und Wirtschaft ansetzen müssen, um das gesamte Potential der ICT-Branche auszuschöpfen und in Wirtschaftswachstum für Deutschland umzusetzen.

Mit einem Anteil an der Bruttowertschöpfung von sechs Prozent ist die ICT-Branche national Spitze und liegt deutlich vor der Maschinenbau-, Automobil- oder Baubranche. Zudem trägt die ICT-Branche bereits heute mit überdurchschnittlichen Wachstumsraten gut ein Drittel zum Produktivitätswachstum in Deutschland bei. Dennoch liegt die deutsche ICT-Branche im internationalen Vergleich nur im Mittelfeld und erwirtschaftete in den vergangenen Jahren deutlich geringere Produktivitätsgewinne als etwa in Großbritannien, Schweden oder den USA. So konnte Deutschland von 1995 bis 2002 nur die Hälfte des amerikanischen Produktivitätswachstums aus ICT generieren. Nach Ergebnissen der Studie bleibt Deutschland damit deutlich hinter seinen Möglichkeiten zurück.