verwirrt

Editorial: HS-WAS?

Die verwirrenden Akronyme der Mobilfunkbranche
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Akronyme sind nützlich. Aus ewig langen Begriffen wie "high speed downlink packet access" werden griffige Kürzel wie "HSDPA". Je schneller und je betonter der Redner in einem Vortrag oder einer Diskussion "heitsch ess dii pii ei" runterrasselt, desto mehr zeigt er: Er hats drauf, er gehört zum Club der "Wissenden" über diese Zukunftstechnologie. Unter den "Unwissenden" erhöht sich hingegen die Unsicherheit. Die Mehrheit der Bürger Barcelonas dürfte sich noch heute fragen, warum Samsung während des 3GSM-Weltkongress so stark für das "weltweit erste HSDPA-Handy" geworben hat und warum dieses "ein weiterer Weltrekord" sein soll.

Tauchen neue Akronyme wie HSDPA gar in einem Kontext auf, der keinen Rückschluss auf den Mobilfunk zulässt, steht der Verbraucher endgültig vor einem Rätsel: Ist HSDPA der neue "Hotel-Service" der "Deutschen Presse-Agentur"? Geht es um eine neue PC-Komponente? Oder ist HSDPA einfach die neueste Boy-Group von Herbert, Stefan, Detlef, Peter und Anton?

Die GSM Association wäre gut beraten, wenn sie dem Ausufern der Akronyme Widerstand leisten und nicht nur bei der Technik (wie jüngst für Instant Messaging auf dem Handy), sondern auch bei den Bezeichnungen auf weltweite und benutzerfreundliche Standards drängen würde. Es ist unproblematisch, wenn technische Arbeitsgruppen, die über einen "high speed downlink packet access" sprechen, dieses für den internen Gebrauch als "HSDPA" abkürzen. Aber sobald eine größere Öffentlichkeit angesprochen wird, sollten griffigere Bezeichnungen gefunden werden. HSDPA könnte man beispielweise auch als "UMTS-D" bezeichnen. Der Vorteil: Recht große Kreise kennen bereits das Kunstwort UMTS und können sich "UMTS-D" als Verbesserung dieses Standards vorstellen. Beim neuen Begriff HSDPA ahnt der Verbraucher hingegen noch nicht einmal, dass ein HSDPA-Handy auch UMTS-kompatibel ist.

Für die Umbenennung von HSDPA in UMTS-D ist es wahrscheinlich bereits zu spät. Zu viele Medien weltweit haben schon über HSDPA-Datenkarten, -Handys und -Netze berichtet. Aber die nächste neue Technik kommt bestimmt, und für diese sollte die GSM Association rechtzeitig einen guten Namen festlegen.

Übrigens ist derzeit noch nicht einmal der Begriff "UMTS" sonderlich standardisiert. In anderen Ländern spricht man auch von W-CDMA ("wideband code-division multiple access") oder einfach nur "3G" ("3. Generation"), wobei letzterer Begriff sich auch auf ähnliche Technologien (etwa die in China geplante Variante TD-SCDMA) beziehen kann. Somit heißt die Devise: abwarten. Vielleicht setzt sich UMTS ja tatsächlich weltweit durch, begrifflich wie technisch.