Untersuchung

Liberalisierung der Telekom-Märkte in Deutschland schleppend

EU-Regulierungsrichtlinien: Deutschland schneidet schlecht ab
Von Marie-Anne Winter

Auch drei Jahre nach der Einführung der EU-Richtlinien für die Regulierung der europäischen Telekom-Märkte wurden sie nicht überall vollständig umgesetzt. Daher zahlen die Kunden in einigen Ländern noch immer recht hohe Preise und haben nur ein begrenztes Angebot. Die Liberalisierung der EU-Telekom-Märkte kann daher nur als Stückwerk gelten. Zu diesem Schluss jedenfalls kommt die European Competitive Telecommunications Association (ECTA) in einer aktuellen Studie. Hier wurde untersucht, wie konsequent die Regierungen und Regulierer der jeweiligen EU-Mitgliedsländer bei der Liberalisierung der Telekom-Märkte vorgegangen sind.

Danach haben sich Großbritannien, Dänemark und Frankreich am intensivsten um eine Regulierung bemüht. In diesen Ländern seien die Investitionen in den Telekommarkt gestiegen, die Preise für Wiederverkäufer sind im europäischen Vergleich niedrig und es gibt dort viele Angebote. Die Länder, in denen eine Umsetzung der Liberalisierung am schleppendsten voran kam, sind Polen, Griechenland und - auf dem drittschlechtesten Platz der Länderliste - Deutschland. In diesen Ländern müssten die Kunden und Wiederverkäufer noch immer zu viel für Dienstleistungen bezahlen und das Angebot sei in einigen Bereichen sehr begrenzt. Man könne deutlich erkennen, dass es einen Zusammenhang zwischen besseren Bedingungen für mehr Wettbewerb und einer konsequenten Umsetzung der EU-Richtlinien gebe. Auch sei in Ländern, die stärker auf eine Liberalisierung des Marktes setzen, die Verbreitung von Breitband-Angeboten höher. Deshalb fordert die ECTA, dass der europäischen Regulierungsgruppe (ERG) eine wichtigere Rolle zukommt. Auf diese Weise könnte eine besonders effektive und erfolgreiche Praxis bei der Umsetzung der Richtlinien auch anderen Ländern Beispiel geben.