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5. Nationaler Paging Kongress: Kritik an Alarmierungssituation

Düstere Aussichten für den digitalen Behördenfunk
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Eine Alarmierung via SMS über die vorhandenen Handynetze, wie sie heute schon hier und da heimlich stattfindet, ist hochriskant. Wie jeder Handy-Kunde weiß, sind beispielweise an Silvester die Nachrichten unvorhersehbar lange unterwegs. Einige Bundesländer wollen nun über das neue TETRA-Netz alarmieren und fordern vom Bund mehr Sendestationen, derzeit sind bundesweit rund 2 500 bis 3 000 geplant.

Anderen Bundesländern wiederum ist das viel zu riskant und sie setzen eher auf eine Alarmierungslösung per Funkruf. Ein mögliches Konzept sieht vor, an das digitale TETRA-Netz ein analoges Funkrufnetz anzukoppeln, welches die historisch gewachsene Technik im 4 Meter UKW-Band weiter verwendet. Die finanziell klammen Rettungsdienste vor Ort könnten ihre alten Empfänger weiternutzen.

Behörden-Funkruf von e*message?

Das andere Konzept stammt von der Berliner Firma e*message, dem Gastgeber des Paging-Kongresses und nennt sich e*bos. Auf einer speziell dafür reservierten Frequenz im 70 cm Band baut e*message interessierten Rettungsorganisation seit einigen Jahren ein eigenes Funknetz auf, das nicht nur Alarm-Signale sondern auch Textnachrichten übermitteln kann. Der Aufbau eines solchen lokalen Netzes ging beispielweise in Schleswig so flott und reibungslos von statten, dass innerhalb von 6 Monaten schon mehr als 1 200 Empfänger, die ursprünglich für 1 Jahr geplant waren, "im Netz" auf Empfang waren. Die Konfiguration der Endgeräte kann über Funk erfolgen, was die Techniker vor Ort entlastet. Gerade bei den zunehmenden Großschadenslagen, ob sie Catrina, Kyrill oder Lothar heißen, haben die Funkrufnetze recht gut überstanden. "Besser eine Einweg-Kommunikation als keine Komunikation", ruft Derek Branner, der Geschäftsführer der europäischen Funkruf-Organisation EMMA den Zuhörern zu. Der Europa-Standard ERMES wird nicht weiter entwickelt, die Zukunft liegt beim alten aber bewährten POCSAG Protokoll oder dem von Motorola entwickelten FLEXX-Standard (mit höreren Datenraten).

Zusammenarbeit zwischen Polen und Deutschland?

In Zukunft könnte der nationale Pagingkongress international werden. Am Nachmittag berichtete General Marek Kowalski, wie die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen den Feuerwehren Westpommerns (Szczecin/Stettin) und der Bundesrepublik funktioniert.

Seit der Abschaltung der klassischen Sirenen kann die Bevölkerung nicht mehr flächendeckend alarmiert werden. Die bevorstehende Pflicht zum Einbau von Rauchmeldern in Häuser könnte dem abhelfen: Ein eingebauter Alarmempfänger würde auch dann loslegen, wenn der Bevölkerung schwere Unwetter oder andere Katastrophen drohen. Da zu vermuten ist, dass sich der Aufbau des digitalen BOS-Funks weiter verzögert, stehen die Chancen für die Berliner e*message, die seinerzeit der Deutschen Telekom das Funkrufnetz (Cityruf, Skyper, Scall) abkauften und deren Tochter Dispatchfunk den Berliner (analogen) Bündelfunk erfolgreich betreibt, nicht einmal schlecht, bald bundesweit für die Rettungsdienste für eine schnelle und zuverlässige Alarmierung zu sorgen.

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