Digital Radio

Neuer DAB-Standard soll in Deutschland kommen

Hörer müssen sich dann aber neue Receiver zulegen
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In Deutschland zeichnet sich in Medienkreisen eine breite Mehrheit zur Einführung des neuen Digitalradiostandards DAB+ ab. Die Bayerische Landesanstalt für neue Medien (BLM) will den bislang umstrittenen Standard für das digitale Radio voranpreschen. Den bislang bereits über DAB sendenden Anbietern werde zugesichert, dass die jüngst verlängerten Genehmigungen nochmals um weitere vier Jahre verlängert werden, wenn die Anbieter künftig ihre Programme in dem neuen Standard verbreiten. Auch Lokalsendern, die momentan auf UKW senden, stellt die BLM eine weitere Lizenzverlängerung in Aussicht, wenn es eine künftige Zusatzverbreitung in digitaler Technik im Standard DAB+ gebe.

Der Standard DAB+ sorgt dank des Kompressionsverfahrens MPEG-4 (HE-AAC+ v2) im digitalen Radio für eine größere Programmauswahl und niedrigere Ausstrahlungskosten als der bisherige DAB-Modus, da mehr Radiosender in einen Kanal passen. Allerdings bräuchte man zum Empfang neue Geräte, die es bisher noch nicht im Handel gibt. Genau aus diesem Grund - und um die bisherigen Besitzer von digitalen Radios nicht zu verärgern - halten die ARD-Anstalten bislang noch am bisherigen DAB-Verfahren fest.

Einigung auf neuen Standard rückt näher

Die Medienanstalten fordern aber ein konzertiertesVorgehen: "Wenn wir es schaffen, ein gemeinsames Konzept für die Nutzung des Frequenzbandes III für digitalen Hörfunk zu entwickeln, könnten sich die Radiohörer ab 2009 auf ein hervorragendes Angebot an neuem digitalen Radio freuen", erklärte der Präsident der baden-württembergischen Landesanstalt für Kommunikation (LfK), Thomas Langheinrich. Die Vorstellungen der Technischen Kommission der Landesmedienanstalten (TKLM) und die Eckpunkte der Verbände der privaten Hörfunkveranstalter wie auch die Einschätzung der technischen Grundlagen durch die Produktions- und Technik-Kommission (PTKO) der ARD hätten sich soweit einander angenähert, dass eine Lösung näher rücke.

In den nächsten Wochen solle das Konzept auch mit den Staatskanzleien der Länder erörtert werden. Der neue Digitalradio-Standard habe zusammen mit dem nach der Wellenkonferenz 06 in Genf zur Verfügung stehenden Frequenzresourcen die Chance, die Schwächen des gegenwärtigen DAB-Standards zu überwinden. Gute Empfangsmöglichkeiten in Wohnräumen und die flächendeckende Verbreitung im gesamten Bundesgebiet werden in Zukunft selbstverständlich sein.

Zugleich wies Langheinrich die Kritik der Initiative Marketing Digital Radio (IMDR) zurück, er habe sich für die Abschaltung des gegenwärtigen DAB-Radios eingesetzt: Bis zum Start des neuen Digitalradio-Standards brauche nichts abgeschaltet zu werden. Für einen erfolgreichen Marktstart des neuen Digitalradios sei aber ein Umstiegsszenario erforderlich. Wichtig sei in diesem Zusammenhang, die Geräteindustrie in die Gespräche der verschiedenen Beteiligten mit einzubeziehen, um rechtzeitig mit den neuen Standards ausgerüstete Radiogeräte zur Verfügung zu haben. "Um den Umstieg zu erleichtern, könnten bestehende Programme übergangsweise im bisherigen Standard gesendet werden, neue Angebote gehörten in den neuen Standard", sagte Langheinrich.