Hintergrund

Auf Streife im Internet

BKA bündelt seine Kräfte im Kampf gegen die Kriminalität im Netz
Von dpa / Björn Brodersen

Die Segnungen des Internets wissen immer häufiger auch Kriminelle zu schätzen. Das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden und die Landespolizeibehörden fahnden deshalb verstärkt nach den Hintermännern dunkler Machenschaften im Netz. Das BKA hat in der Abteilung zur Bekämpfung der Schweren und Organisierten Kriminalität seit vergangenem Jahr den Kampf gegen die neuen Formen der Kriminalität gebündelt. Die Beamten tauschen sich mit den Ermittlern aus anderen Ländern aus, spüren Kinderpornografie auf und hindern Gangster daran, fremde Bankkonten leer zu räumen.

"Wenn die Leute sich im Internet doch nur so vorsichtig verhalten würden wie im Alltag", wünscht sich Peter Stamm, Leiter des BKA- Referats zur Bekämpfung der Computerkriminalität. Drei von fünf Deutschen nutzen mittlerweile das Internet - und deren wachsende Sorglosigkeit ermöglicht viele Delikte erst. Gewiefte Kriminelle versuchen immer häufiger, durch so genanntes Phishing die Daten der Nutzer von Online-Banking auszuspähen. Dazu versenden sie massenhaft E-Mails, in denen sie zur Preisgabe von Geheimnummern auffordern, oder locken die Benutzer auf Webseiten, die denen der Banken täuschend ähnlich sehen.

Verbreitung von Kinderpornografie hat enorm zugenommen

Aktuell gehen die Täter noch moderner vor: Sie spielen ihren Opfern Spionageprogramme auf den PC, um die Identitätsdaten auszuspähen. Solche Programme sind beispielsweise in den Anhängen von Spam-E-Mails versteckt. Die Tricks der Gangster entwickeln sich dabei ständig weiter, so dass auch die Spezialisten permanent am Ball bleiben müssen. "Wenn Sie vier Wochen im Urlaub waren, müssen Sie neu angelernt werden", sagt Stamm augenzwinkernd. Ihm zufolge organisieren Kriminelle ihre Taten immer häufiger am Computer. "Das ist wie bei einem Einbrecher, der durch die Straßen fährt und schaut, wo eine schöne große Villa steht."

An bis zu vier Computer-Bildschirmen gleichzeitig surfen die BKA- Ermittler durch das Internet. Einige bilden eine Art Streife im Internet: Bei der "zentralen anlassunabhängigen Recherche in Datennetzen", kurz ZARD, durchforsten die Beamten die Weiten des Weltnetzes. Dabei finden sie viele Straftaten, davon zu drei Vierteln Kinderpornografie, deren Verbreitung mit den Möglichkeiten des Internets enorm zugenommen hat.

Die Hintermänner sind nur schwer zu fassen

Für die Beamten ist es oft schwer, den Anblick der abstoßenden Bilder und Filme zu ertragen. "Offenheit gegenüber den Kollegen ist wichtig, wenn ein Mitarbeiter damit Probleme hat", sagt Dirk Büchner, der stellvertretende Leiter des Referats. Um in dem Moment reagieren zu können, in dem die Straftaten passieren, sind ZARD-Beamten rund um die Uhr im Einsatz, sieben Tage die Woche.

Häufig ist es schwierig, an die Täter und deren Hintermänner heranzukommen. Beim Phishing lässt sich die Spur der illegalen Überweisungen meist bis zu einem so genannten Finanzagenten verfolgen. Das sind häufig nichts ahnende Menschen, die von Kriminellen mit Versprechen auf Provision angeworben werden, damit sie ihre Konten für Zwischentransfers zur Verfügung zu stellen.

"Das sind nicht immer nur verzweifelte Arbeitslose. Wir hatten auch schon den Fall eines Diplomingenieurs der nebenbei die schnelle Mark machen wollte", sagt Stamm. Die Finanzagenten werden aber meist aufgespürt und müssen den Geschädigten das Geld zurückgeben. Ihr Problem: Meistens haben sie es schon nach Osteuropa weitergeleitet, wo sich die Spur dann verliert.

Sicherheitsfunktionen der eigenen Bank nutzen

Um sich wirkungsvoll vor Phishing zu schützen, raten Stamm und Büchner dringend zu einer Firewall und einem Virenscanner, die immer auf dem neusten Stand sein sollten. Die E-Mails von Unbekannten sollte man erst gar nicht öffnen, zumindest aber nicht deren Anhänge. "Es gibt keine Bank, die nach TANs fragt", sagt Büchner und rät: "Man sollte sich bei seiner Bank informieren, welche Sicherheitsmaßnahmen sie anbietet, und diese dann auch nutzen."