Urteil

Mammutverfahren um Phishing: Sechseinhalb Jahre Haft

Bank-Daten mittels Trojaner ausspioniert
Von dpa / Ralf Trautmann

In dem seit neun Monaten vor dem Landgericht Frankfurt geführten Prozess um die großangelegte Ausspähung vertraulicher Bankkontendaten per Phishing ist heute der 48 Jahre alte Hauptangeklagte zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Die Richter gingen von 77 Einzeltaten des Betrugs, Computerbetrugs und der Urkundenfälschung aus. Seit Dezember vergangenen Jahres hatten sich sechs Litauer und ein Deutscher vor Gericht zu verantworten. Vier der Angeklagten wurden bereits zu Freiheitsstrafen von bis zu dreieinhalb Jahren verurteilt, zwei weitere sitzen noch auf der Anklagebank der Strafkammer.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Angeklagten zwischen Juli 2005 und März 2006 "banden- und gewerbsmäßig" mittels eines Trojaners zahlreiche vertrauliche Kontodaten von Online-Konten ausfindig gemacht hatten. Zu diesem Zweck eröffneten sie unter Vorlage gefälschter Personalpapiere auch eigene Konten. Nachdem in den überwiegenden Fällen jedoch Sicherungsmaßnahmen der Banken erfolgreich griffen, hält sich der Schaden laut Anklage im kleinen Rahmen.

Der Hauptangeklagte, dem laut Urteil die Organisationsleitung der Bande oblag, hatte sich erst nach knapp neun Monaten zu einem Geständnis durchringen können. Dieses sei ihm zwar noch immer strafmildernd anzurechnen, hieß es bei Gericht. Aufgrund des langen Verhandlungszeitraumes aber wiege es nicht mehr so schwer. Das Gericht hatte während des Prozesses zahlreiche Zeugen zu vernehmen sowie umfangreiches Telefonüberwachungs-Material durchzuarbeiten.