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Go Dolphin: Was steckt hinter der Handy-Software?

Dolphin-Software im Kurz-Test und die Tarife im Überblick
Von Thorsten Neuhetzki /

Die Dolphin Telecom bezeichnet in einer ihrer Pressemitteilungen die Deutsche Telekom als einen der größten "Flatrate-Abzocker" der jüngsten Zeit. Grund für diese gewagte Bezeichnung, die schnell rechtliche Schritte nach sich ziehen könnte, ist der neue Congstar-Tarif. Trotz Flatrate würden Auslandsgespräche bis zu 2,99 Euro pro Minute kosten. Auch vor den unterschiedlichen Base-Flatrates warnt Dolphin-Chef Oliver Wilps in seiner Presseaussendung. "Das ist rechtlich nah am Betrug", poltert er. Auch die Kosten für Gespräche im Ausland stören ihn. Gleichzeitig wirbt er damit, dass man mit Dolphin die Kosten senken kann.

Wilps hat insofern recht, als dass die Kosten für Gespräche ins Ausland bei vielen Mobilfunkangeboten sehr hoch sind. Dank der Regulierungsbemühungen der Europäischen Union können Telefonate mit dem Handy von Deutschland nach Österreich zum Beispiel deutlich teurer sein als aus der Alpenrepublik nach Hause. Erstere Telefonate hat die EU bislang nicht reguliert, so dass die Mobilfunkanbieter hier noch sehr teure Tarife verrechnen, wie wir auch seinerzeit in einem Editorial ausgeführt haben.

Die Kosten für Handytelefonate ins Ausland lassen sich in der Tat mit Dolphin-Software - aber nicht nur mit dieser - umgehen. Dafür reicht es schon, eine zu Hause stehende FRITZ!Box und die Callthrough-Funktion zu nutzen oder sich bei einem Callingcard-Anbieter anzumelden. Alternativ kann man auch eine weitere SIM-Karte bei einem Anbieter, der auf günstige Auslandstelefonate spezialisiert ist, kaufen, so z. B. Blauworld oder einen der Anbieter im Netz von vistream. Den Mobilfunkanbietern wegen ihrer Auslandskosten bei den Flatrates Betrug zu unterstellen, geht jedoch einen Schritt zu weit. Vielmehr sollte Wilps bedenken, dass er ohne die Flatrates auch nicht mit Auslandsgesprächen ab 8,9 Cent pro Minute werben könnte. Ohne Festnetzpauschale wären es nämlich 20,9 Cent pro Minute, die Kunden mit hohen Festnetztarifen im Callback-Verfahren auch heute bei Dolphin zahlen müssen.

Ankommende Gespräche im Ausland nicht billiger

Dass Dolphin kritisiert, dass beispielsweise bei den Base-Flatrates ankommende Gespräche im Ausland zu teuer sind, ist auch mehr Populismus als alles andere. Zwei Absätze später rät Dolphin, man könne mit der Lösung auch im Ausland sparen. Allerdings darf man sich durchaus fragen, wie Dolphin denn ankommende Gespräche im Ausland günstiger machen will. Denn auch ein Callback benötigt die ankommenden Gespräche, die Base berechnet. Die einzige Möglichkeit, das zu umgehen, ist der Wechsel auf eine Reise-Discounter-SIM oder der Erwerb einer SIM-Karte im Ausland.

Überhaupt gibt es mehre Alternativen zu Dolphin. Zwei sind bereits genannt, andere sind das erwähnte Callthrough über die FRITZ!Box oder die Verwendung von Calltrough-Anbietern wie sparruf, fidelity, Comnet On Line oder Bellshare. Alle drei bieten übrigens auch Callback - und da Java-Nutzer nach Dolphin-Angaben ohnehin selbst entscheiden müssen, wie sie telefonieren wollen, kann man den Callback eigentlich auch direkt auslösen und sich so auch die GPRS-Kosten sparen.

Mit der aktuellen Pressearbeit macht sich Dolphin zwar kurzfristig einen Namen und einige Journalisten werden die Mitteilungen sicherlich beachten. Doch ob die Kampagne gegen die Netzbetreiber und der Vorwurf des Betrugs langfristig zum Erfolg führt, darf durchaus bezweifelt werden. Früher oder später werden die Rechtsabteilungen der Netzbetreiber sicherlich zum Gegenschlag ausholen. Wie das dann ausgeht, darf mit Spannung abgewartet werden.

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