große Nachfrage

Kostenfalle Handy: Berliner Anwaltsverein hilft Jugendlichen

Unentgeltliche Beratung für Jugendliche, die sich keinen Anwalt leisten können
Von ddp / Marie-Anne Winter

Kostenfalle Internet und Handy, Lebenshilfe für jugendliche Väter oder Zoff bei der Lehrlingsausbildung - seit einem Jahr beschäftigen sich 30 Berliner Anwälte speziell mit den Problemen sozialschwacher Jugendlicher. "Dieses bundesweit einzigartige Angebot des hauptstädtischen Anwaltsvereins stößt auf sehr große Resonanz", sagte der Vorsitzende Ulrich Schellenberg heute in Berlin in einem ddp-Interview. Etwa 600 Jugendliche zwischen 14 und 21 Jahren hätten sich in den vergangenen zwölf Monaten in einem extra angemieteten Büro "im sozialen Brennpunkt Wedding" bereits Rat geholt. "Wir bieten dies für Jugendliche an, die sich einen Rechtsanwalt nicht leisten können", fügte Schellenberg hinzu.

Nun wird darüber nachgedacht, diese kostenlose Rechtsberatung zu erweitern. Der Andrang sei "sehr groß", sagte Schellenberg. Er kündigte an, dass in den Wochen bis Weihnachten mit 750 Plakaten erstmals berlinweit auf diese Beratungsmöglichkeit aufmerksam gemacht wird. "Die Wall AG hat uns entsprechende Werbeflächen kostenlos zur Verfügung gestellt", sagte der Anwaltsvereinschef. Wenn danach die Nachfrage stark zunehme, gebe es vielleicht eine Ausdehnung der jetzigen Beratungszeiten. Die Bereitschaft der Anwälte dazu sei jedenfalls hoch. Bislang ist das Büro zweimal pro Woche für jeweils drei Stunden geöffnet.

Heute viel mehr Beratungsbedarf als früher

"Oft fehlen den jungen Leuten die Kenntnisse über gesetzliche Regelungen und Vorschriften, die für sie wichtig sind", sagte Schellenberg. "Hier wollen wir als Lotsen den Weg durch den Gesetzesdschungel weisen, um Konflikte nach Möglichkeit im Vorfeld zu vermeiden." Die Beratung dürfe aber nur einmal stattfinden. Wenn größere Probleme auftreten, erhielten die Jugendlichen den Hinweis, ein Anwaltsbüro aufzusuchen, das sich umfassend mit dem Fall beschäftigt.

Vor zehn oder 20 Jahren hätten sich Jugendliche noch viel weniger um Rechtsfragen kümmern müssen, erläuterte Schellenberg. Heute brächten schon das Internet und das Handy viele Probleme mit sich: "Die 16- oder 17-Jährigen klicken da ein bisschen und da ein bisschen und dann kommt mit einem Mal eine Rechnung über 69 Euro." Eine weitere Gefahr stelle das Herunterladen von Klingeltönen dar. "Eine SMS wird irgendwo hingeschickt und dann gibt es plötzlich große Kosten", nennt Schellenberg ein weiteres Beispiel. In vielen Fällen seien die Jugendlichen damit überfordert, wollten aus unterschiedlichen Gründen auch nicht mit den Eltern darüber sprechen.

Schellenberg regte an, rechtliche Beratungen für junge Leute in allen Großstädten anzubieten. "Es gibt viele Fälle, da werfen Jugendliche die Rechnungen nach einem Internetausflug weg, dann kommt die erste und zweite Mahnung, die auch versenkt wird, bis dann irgendwann der Vollstreckungsbescheid da ist", sagte der Anwaltsvereinschef aus Erfahrung. "Wir wollen eingreifen, bevor das Chaos da ist." Wenn die Jugendlichen beispielsweise unter 18 Jahre sind, könne der Vertrag mit dem Telekommunikationsunternehmen gar nicht rechtskräftig sein und deshalb dagegen vorgegangen werden. Weitere Informationen zu diesem Angebot gibt es auf der Internet-Seite des Berliner Anwaltsvereins.