Krake?

"Kooperieren Sie besser nicht mit Google"

Der aufhaltsame Aufstieg des Suchmaschinen-Monopolisten
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Auf der Euroforum-Konferenz "Die Macht der Suchmaschinen" in Berlin warnten heute mehrere Redner eindringlich davor, mit der Suchmaschine zu intensiv zu kooperieren. Dies komme mittelfristig einer Aufgabe des eigenen Geschäftes gleich. Google dringe in immer mehr Geschäftsfelder, etwa auch in den Anzeigenverkauf für Printmedien oder Radio. In kaum einen anderen Land sei die Situation so extrem wie in Deutschland, wo Google nach aktuellen Zahlen bereits 89 Prozent der Suchanfragen auf sich vereine. Yahoo!, MSN und anderen Portalen blieben nur noch mickrige Marktanteile von jeweils höchstens drei Prozent - allerdings sei der Markt keine Einbahnstraße.

Prof. Dr. Peter Gentsch von der Business Intelligence Group GmbH [Link entfernt] in Berlin sagte: "In sechs Jahren kann viel passieren." Zwischen 2001 und 2007 sei der unaufhaltsame Aufstieg von Google von einem bedeutenden Suchanbieter zum absoluten Monopolisten erfolgt. In den kommenden sechs Jahren könnten aber andere Anbieter mit neuen Technologien Google wieder Marktanteile abnehmen.

Aktuelle Entwicklungen

Immer noch kämpfen laut Gentsch die Anbieter nämlich mit dem Problem, zu viele nicht relevante Dokumente zu finden und zugleich oft die eigentlich vom Nutzer gewünschte Information zu übersehen, weil der Nutzer beispielsweise von mehreren möglichen Varianten eines Begriffes die falsche eingegeben hat. Viel Potenzial sieht er in der semantischen Suche, die insbesondere an Hand eines großen Wörterbuches ähnliche Begriffe erkennt, aber auch die Querbeziehungen zwischen Begriffen untersucht. Das Erstellen der hierfür nötigen Thesauren und Ontologien beschreibt er aber als aufwändige "Handarbeit"; automatisierte Ansätze in diesem Bereich seien trotz aktiver Forschung wenig erfolgversprechend.

Der andere Ansatz ist für ihn, Informationen durch die Masse der Nutzer selbst sortieren zu lassen, wie es bei vielen Web-2.0-Diensten für Social Bookmarks bereits heute der Fall ist. Schließlich werden Suchdienste immer spezieller und den Wünschen der Nutzer angepasst. Als Beispiel nannten mehrere Referenten lokale Suchmaschinen, in denen der Nutzer zum Beispiel nach Restaurants, Geschäften oder Ärzten in der Umgebung suchen kann. Aber auch Preis- oder Job-Suchmaschinen entsprechen dieser Entwicklung. Neue Trends sind hier den Ausführungen zufolge beispielsweise "Lifestyle Search", bei dem der Nutzer eine Urlaubsreise nicht nach Sachkriterien ("2 Wochen Mallorca Halbpension 4 Sterne") sondern nach persönlichen Vorlieben ("Single gutes Essen Kulturprogramm Radsport") planen kann. Der Anbieter dieser Dienstleistung gewinnt auf diesem Weg zudem gleich noch Marketing-Daten.

Google bekämpfen

Mikal Rohde vom nordischen Verlag Schibsted Søk warb eindringlich dafür, solche spezialisierten Suchdienste aufzusetzen. Als Beispiel führte er die in seinem Haus entwickelte Suchmaschine sesam [Link entfernt] an, die allgemeine Webinhalte und direkt von Schibsted-Verlag geschriebene Artikel optimal in den Ergebnissen verbinden.

Eindringlich warnte Herr Rohde aber davor, solche Dienste in Kooperation mit Google aufzusetzen. Dadurch würde man Google erhebliche Daten über sich selber liefern, die der Suchmaschinengigant schließlich zum eigenen Vorteil nutzen werde. Das gelte auch für andere Dienste von Google, insbesondere "Google Analytics", mit dem Webmaster Auswertungen über ihre Website fahren können. Rohde sagte: "Google weiß alles über Ihr Business".

In das selbe Horn blies auch Dr. Frank Meik vom MW Verlag: Wer als Anbieter von Inhalten im Web im Bereich der Suchmaschinen nur mit etablierten Anbietern kooperiere und deren Dienst als "Black Box" einbinde, würde sich von der technischen Entwicklung abkoppeln und in wirtschaftliche Abhängigkeit begeben. Für besser hält auch er, in der eigenen Suchmaschine die eigenen Stärken und Inhalte zu positionieren. Notwendige Technologie sollte hinzulizensiert werden. Auch seiner Meinung nach ist hier Google der denkbar schlechteste Partner.

Doch nicht so schlimm?

Michael Hack von der FAST Search & Transfer Deutschland GmbH stellte hingegen eine Studie von IDC vor, derzufolge geschätzte 70 Prozent aller Suchanfragen an den großen Suchmaschinen vorbei direkt auf spezialisierte Webseiten gehen. Aber die anderen 30 Prozent kennen derzeit anscheinend in Deutschland praktisch nur eine Richtung ...