Powerline

Powerline-Adapter stoßen schnell an ihre Grenzen

Das Internet aus der Steckdose kann mit WLAN nicht mithalten
Von ddp / Anja Zimmermann

Kein Kabelsalat, keine Probleme mit abschirmenden Wänden: Powerline-Adapter scheinen eine tolle Alternative zu WLAN und Ethernet zu sein. Einfach die Geräte in die Steckdose stecken, mit dem PC verbinden und drauflos surfen - das versprechen zumindest die Anbieter. Doch ganz so einfach ist das nicht. Das Internet aus der Steckdose hat nämlich seine Tücken.

Zunächst einmal sind Stromkabel natürlich nicht primär für den Datentransfer ausgelegt. Geräte, die zwischen den Adaptern am Stromnetz hängen, können daher den Datentransfer stören. Kühlschränke, Fernseher und Co werden dann schnell zur Geschwindigkeitsbremse, warnt Ernst Ahlers von der Zeitschrift c't. Zudem dämpft die Leitung das Signal. Je länger der Weg, den die Daten übers Stromkabel zurücklegen müssen, desto schlechter ist die Übertragungsrate.

Zum Surfen im Internet reicht Powerline aus

Powerline ist aber nicht nur störanfällig, sondern auch langsamer. Aktuelle Geräte schaffen eine Datenübertragungsrate von maximal 200 MBit/s - und das auch nur im Idealfall, der so gut wie nie gegeben ist. Zum Vergleich: WLAN kommt mit modernen Geräten bei guter Funkverbindung auf 300 MBit/s, und das Ethernet überträgt Daten inzwischen im Gigabit-Bereich. Zum Surfen im Internet reicht Powerline aber völlig aus, wer jedoch gleichzeitig einen Film ansehen und Daten herunterladen will, bekommt schnell Probleme und ist mit dem guten alten Kabel wesentlich besser bedient.

Einen gewaltigen Unterschied gibt es zwischen den Geräten selbst. Die Powerline-Adapter der ersten Generation sind mit 14 MBit/s total überholt und werden inzwischen in Supermärkten und bei Billig-Ketten geradezu verramscht. Die Geräte der zweiten Generation versprechen eine halbwegs akzeptable Übertragungsrate von 85 MBit/s. Beide Typen sind nicht mit der neuen Generation kompatibel, die auf maximal 200 MBit/s kommt. Wer also einen schnelleren Adapter kauft, kann die alten nur noch wegwerfen.

Probleme mit der Kompatibilität

Kompatibilität ist auch bei den neuen Adaptern, die seit zwei Jahren auf dem Markt sind, ein großes Problem: Die Geräte basieren auf verschiedenen Techniken, was man ihnen aber von außen nicht ansieht. Wer also sein Netzwerk erweitern will, ist gezwungen, Geräte vom gleichen Hersteller und der gleichen Serie zu kaufen.

Ein Vorteil des Powerline-Systems ist die schnelle Installation. Die Software liegt schon bei, und die Adapter werden einfach per Knopfdruck synchronisiert - wenn sie es nicht sogar automatisch erledigen. Wichtig ist laut Ahlers, bei der Installation ein sicheres Passwort zu bestimmen, das aus einer zufälligen Buchstaben- und Zahlenkombination besteht.

Denn Stromleitungen führen durchs ganze Haus - und können damit die Daten ungewollt zum Nachbarn transportieren. Tests haben das Versprechen der Hersteller widerlegt, dass die Signale am heimischen Stromzähler hängen bleiben. Nutzt der Nachbar ebenfalls Powerline-Adapter, kann es unter Umständen passieren, dass er vollen Zugriff auf das fremde Datennetz bekommt. Ein Passwort schützt vor solchen Unliebsamkeiten. Ansonsten ist der Sicherheitsstandard laut Ahlers jedoch hoch.

Powerline als Ergänzung zu WLAN und Ethernet

Beim Kauf von Powerline-Adaptern sollte man unbedingt darauf achten, dass die Geräte mit dem Betriebssystem kompatibel sind. Das ist bei Windows kein Problem, kann jedoch bei Linux oder Mac OS schiefgehen. Zwar unterstützen auch diese Systeme die Nutzung von Powerline, allerdings muss man sich die passende Installationssoftware unter Umständen selbst besorgen.

Powerline läuft im Kurzwellenbereich und ist daher Funkamateuren ein Dorn im Auge. Die Adapter-Technik verursacht jedoch kaum Probleme, die Bundesnetzagentur hat in den vergangenen zwei Jahren nur zwei Störungen registriert. Die Strahlung sei zudem niedriger als bei Handys oder Schnurlos-Telefonen.

Der Experte betrachtet Powerline als Ergänzungstechnik für Ethernet und WLAN. Die Übertragungsrate wird sich nach seiner Einschätzung ähnlich wie bei WLAN nicht mehr signifikant steigern lassen. Inzwischen wird daher schon an ganz anderen Möglichkeiten der Datenübertragung getüftelt - etwa an Ultrabreitband-Systemen, die per Funk über kurze Entfernungen eine wesentlich höhere Datentransferrate erreichen.