Gerüchte

Sprint Nextel offenbar vor Übernahme: Telekom im Gespräch

Unterschiedliche Netzstandards könnten zu Problemen führen
Von dpa / Thorsten Neuhetzki

Der drittgrößte amerikanische Mobilfunk-Anbieter Sprint Nextel steht im Fokus von Übernahmespekulationen - und als möglicher Bieter wird auch die Deutsche Telekom genannt. Als mögliche weitere Anwärter gelten der Konkurrent Verizon Wireless und der mexikanische Milliardär Carlos Slim. Sprint Nextel erlitt im vergangenen Jahr einen Gewinneinbruch, die Aktie verlor seit Jahresbeginn die Hälfte ihres Werts.

Sprint steht seit der Übernahme von Nextel im August 2005 unter Druck. Unzufrieden mit der Netzqualität, kündigten viele Kunden ihren Anschluss und wechselten zur Konkurrenz. Profitiert haben davon die Marktführer AT&T Wireless [Link entfernt] und Verizon Wireless sowie T-Mobile USA als kleinster unter den landesweit aktiven Mobilfunk-Anbietern. Für die erste Jahreshälfte rechnet der seit Dezember amtierende Sprint-Chef Daniel Hesse mit einem weiteren Kundenschwund. Ende Dezember hatte der Konzern noch 54 Millionen Menschen unter Vertrag.

Schmerzlich war der Rekordverlust von knapp 30 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr, der durch Abschreibungen auf Nextel anfiel. "Wie die Entwicklung des Aktienkurses zeigt, trauen die Investoren Sprint Nextel keine Trendwende zu", sagt ein Analyst einer US-Großbank. Es sei daher natürlich, dass bei dem niedrigen Kursniveau Spekulationen über eine Übernahme der Gesellschaft aufkämen.

T-Mobile USA könnte zu den Marktführern aufschließen

An der Börse ist das Unternehmen noch rund 16,5 Milliarden Dollar (10,55 Milliarden Euro) wert - damit könnte auch die Telekom die Übernahme ohne Probleme stemmen. Aus Sicht der Analysten von Merrill Lynch würde ein solcher Schritt Sinn machen. Die amerikanische Tochter T-Mobile USA (früher VoiceStream) könnte bei der Kundenzahl zu den Marktführern aufschließen und sich damit für den härter werdenden Wettbewerb rüsten, meinen die Experten. Mit der Sättigung des US-Mobilfunkmarkts kommen die Tarife unter Druck, was die Margen schmälern wird.

Problem bei Integration könnten unterschiedliche Standards werden

Die Telekom lehnte wie auch Verizon und Sprint Nextel einen Kommentar zu den Spekulationen ab. Reibungslos wäre eine Integration von Sprint Nextel in den Telekom-Verbund nicht. Denn der US-Konzern setzt auf eine andere Technik als T-Mobile USA, die Aufrüstung der Netze würde hohe Summen verschlingen. Daher wäre ein Einstieg des Bonner Konzerns bei dem US-Konkurrenten wenig sinnvoll, sagte ein Branchenexperte. "Dies könnte sich aber ändern, wenn die Sprint-Aktie weiter fällt."

Das "Wall Street Journal" brachte den mexikanischen Milliardär Slim als möglichen Kaufinteressenten ins Gespräch. Der Unternehmen kontrolliert bereits mit América Móvil das größte Mobilfunkunternehmen Südamerikas. Der Zukauf in Nordamerika läge nahe. Wenig Chancen auf Erfolg räumen Experten möglichen Übernahmeofferten von AT&T und Verizon ein. Bei beiden seien Bedenken der mächtigen Verbraucherschutzverbände und der Kartellbehörden zu erwarten.