Afrika

Handy-Banking ist in Afrika sehr beliebt

Afrikaner ohne eigenes Bankkonto können so trotzdem Bankgeschäfte abwickeln
Von dpa / Anja Zimmermann

Bankgeschäfte unter Afrikas Akazienbäumen - für Massai im Osten ist das ebenso wenig ein Widerspruch wie für die Zulu im Süden des Kontinents. Der Grund: Das Handy als Symbol des Fortschritts in Afrika erobert nun auch das Bankwesen. Die tragbaren Telefone erleben selbst in den Armensiedlungen und in ländlichen Regionen einen regelrechten Boom. Doch Bankkonten hatten bisher die wenigsten - im ostafrikanischen Kenia gibt es mehr Mobiltelefon-Nutzer als Konto-Inhaber. Selbst im Schwellenland Südafrika hat auch heute noch rund die Hälfte der erwachsenen Bevölkerung keins.

Während sich in Westeuropa Internet-Banking erfolgreich etabliert hat, fehlt in Afrika eine entsprechende Infrastruktur. Internet ist kaum verbreitet, das Festnetz oft überaltert und störanfällig. Anders sieht die Entwicklung in der Mobilfunk-Branche aus, die seit 2003 in Afrika jährliche Wachstumsraten von bis zu 40 Prozent verzeichnet. Gut die Hälfte der Südafrikaner besitzt ein Handy. Südlich der Sahara nutzen nach Schätzungen rund 100 Millionen Menschen ein Mobiltelefon - das wäre etwa jeder sechste Afrikaner.

Günstige Handy-Konten erleichtern den Alltag

Bankinstitute in Kenia und vor allem auch in Südafrika verknüpfen den Erfolg des Handy mit der Erschließung von Bevölkerungsschichten, die nur niedrige Einkommen haben und bieten günstige "Handy-Konten". Unkompliziert wie das Versenden einer Kurznachricht können Kunden Zahlungen tätigen, den Kontostand abfragen oder das Handy-Guthaben aufladen. Denn gerade im afrikanischen Hinterland liegt die nächste Bank oder Behördenstelle oft kilometerweit entfernt. Die Menschen nehmen stundenlange Fußmärsche auf sich, um etwa ihre Rente in bar abzuholen - im von hoher Kriminalität geplagten Südafrika ein gefährliches Unterfangen.

Seit dort 2004 von den vier großen Banken sowie der staatlichen Postbank ein "Konto für Arme" eingeführt wurde, nutzen mehr als zwei Millionen das sogenannte Mzsani-Konto mit Basisdienstleistungen und minimalen Kontogebühren. Doch noch immer haben 15 Millionen der erwachsenen Südafrikaner kein Bankkonto - ein Drittel von ihnen besitzt dagegen ein Handy. Diese Zielgruppe haben die Banken nun im Visier. Während die Mzansi-Konten für die Armen gedacht sind und wegen der geringen Einzahlungen kaum Gewinn abwerfen, sollen innovative "Handy-Konten" für Niedrig-Verdiener rentabel sein.

Handy-Konten sind auch in Südafrika beliebt

Denn abgeschreckt von den hohen Gebühren normaler Bankkonten und komplizierten Eröffnungsverfahren verstecken viele Afrikaner ihr Geld nach wie vor unter der Matratze. Die südafrikanischen "Mobile Banking"-Unternehmen WIZZIT und MTN Banking [Link entfernt] bieten ein vergleichsweise günstiges "Handy-Konto" mit dazugehöriger Bankautomaten-Karte an. Geschätzte 500 000 Südafrikaner wickeln ihre Bankgeschäfte über das Handy ab - Tendenz steigend. Ein Großteil davon sind jedoch klassische Bankkunden, die zusätzlich per Handy auf ihr Konto zugreifen können.

Andere nutzen die "Handy-Konten" von WIZZIT und MTN Banking, weil sie in abgelegenen Gebieten leben oder von den günstigen Angeboten profitieren wollen. Im Gegensatz zum "Armenkonto" Mzansi, das je nach Anbieter nur eine begrenzte Anzahl an Bezügen zu reduzierten Gebühren zulässt und das Guthaben nach oben begrenzt, gleicht das Handy-Angebot einem herkömmlichen Konto mit niedrigeren Gebühren.