Kinderschutz

Experten: Kinder müssen Werbung im Internet erkennen können

Der Verein Erfurter Netcode stellt Grundsätze für Kinderseiten vor
Von AFP / Anja Zimmermann

Kleine Internetnutzer sollten nach Einschätzung von Experten Werbung auf Internetseiten für Kinder auch als solche erkennen können. "Die Kinder müssen in die Lage versetzt werden zu erkennen, wer für welches Produkt wirbt", heißt es in einem heute in Berlin vorgestellten Positionspapier, mit dem der Verein Erfurter Netcode Eltern und Anbietern Orientierung für Kriterien kindgerechter Internetwerbung geben will. In dem Zehn-Punkte-Papier vertritt der Verein zudem die Auffassung, dass Internetseiten für Vorschulkinder grundsätzlich nicht für Werbung geeignet sind. Auch dürften keine persönlichen Daten von Kindern erhoben werden.

Auch Kinderseiten werden durch Werbung finanziert

Der Erfurter Netcode setzt sich seit mehr als fünf Jahren für die Qualität von Kinderseiten im Internet ein. Vereinsvorsitzender Burkhard Fuhs von der Universität Erfurt gab bei der Vorstellung des Positionspapiers zu bedenken, um in der heutigen Konsum- und Warengesellschaft zurecht zu kommen, müssten kleine Kinder "nicht nur vor gefährdenden Inhalten geschützt werden". Vielmehr müssten sie "auch die Chance erhalten, einen 'guten' Umgang mit der Werbung zu lernen". Obwohl Werbefreiheit auf Kinderseiten "einen besonderen Wert" darstelle, solle Werbung nach Auffassung des Vereins auch auf Kinderseiten möglich sein. "Viele gute Angebote für Kinder wären heute gar nicht realisierbar, wenn sie nicht durch Werbung finanziert würden."

Mit dem vom Erfurter Netcode und seinem Fachbeirat verabschiedeten Papier reagiert der Verein nach eigenen Angaben auf zunehmende Kommerzialisierungstendenzen im Kinder-Internet. Gefordert wird unter anderem, Werbung und Spiele auf Internetseiten für Kinder zu trennen. Auch dürfe Werbung die Seite nicht dominieren. Externe Werbe-Links müssten deutlich gekennzeichnet und der Weg zurück zur Hauptseite ermöglicht werden. Zudem müsse der Kinder- und Jugendmedienschutz im Netz besonders mit Blick auf Kommerzialisierung und Datenschutz verstärkt werden.

Der Verein vergibt ein Qualitätssiegel für gute Internetangebote, die sich an Kinder richten. Seinem Fachbeirat gehören neben dem Kinderkanal von ARD und ZDF das Deutsche Kinderhilfswerk, das Hans-Bredow-Institut für Medienforschung an der Uni Hamburg, die Unis Greifswald, Leipzig, Erfurt sowie Vertreter der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter (FSM) von Super RTL und RTL2 an.