Freizeit

Geocaching: Schnitzeljagd für Technik-Freaks

Schätze per GPS-Navigation aufspüren
Von ddp / Marie-Anne Winter

Konzentriert schaut Felix Much auf das kleine gelbe GPS-Gerät in seiner Hand und geht ein paar Schritte nach vorn. Der Pfeil auf dem Display schwankt erst nach links, dann leicht nach rechts. Der 28-Jährige und seine Mitstreiter Hannes und Maike wechseln einen Blick, dann biegen sie rechts ab und stehen auf einer Allee. Hier irgendwo im Herzen Ostfrieslands liegt er versteckt, der Schatz, oder wie Felix und seine Freunde sagen: der Cache.

Die drei sind sogenannte Geocacher und damit so etwas wie Schatzsucher der Neuzeit. Statt mit Landkarte und Kompass gehen sie per Internet und moderner Satellitennavigation auf die Jagd. Und sie sind nicht allein. Längst ist der Trend aus Japan und den USA nach Europa geschwappt, die Homepage geocaching.com zählt derzeit rund 650 000 Schätze - weltweit.

Ziel von Geocaching ist es, einen zumeist in Filmdosen, Tupperware- oder Metallbehältern befindlichen Schatz anhand von GPS-Koordinaten zu finden. Dessen exakte Position findet man im Internet unter anderem auf den Websites geocaching.com oder navicache.com. Hört sich simpel an, ist es aber nicht. Denn der Weg zu den meisten Verstecken ist mit Hindernissen, Rätseln und Aufgaben gespickt.

Tauchen und Klettern

Diese können zum Teil sehr extrem sein: In den Weiten Lapplands ist die Schatzsuche mit einem achttägigen Wandertrip verbunden. Andere Verstecke sind nur mit hochalpiner Ausrüstung und fundierten Kletterkenntnissen erreichbar, einige warten in den Tiefen der See auf tauchende Geocacher. Bei Nacht-Verstecken weisen lediglich stecknadelgroße Reflektornadeln im Taschenlampenschein den Weg zum Schatz und Mikro-Verstecke sind fingernagelgroße Behälter an öffentlichen Plätzen.

Hat man den Schatz "gehoben", verewigt man sich im beiliegenden Logbuch, tauscht einen Gegenstand aus, den man in den meisten Dosen findet. Später trägt man den Fund auch im Internet ein. Zugangsvoraussetzungen gibt es keine. Ob jung oder alt, sportlich oder unsportlich, ob als Familie, Clique oder allein - Geocaching sei für jeden geeignet, sagt Much. Grundvoraussetzung ist einzig die technische Ausstattung. "Allgemein tut es jedes handelsübliche GPS-Gerät, bei dem man Koordinaten eingeben kann", sagt der Lehrer, der zu den Pionieren der Geocaching-Szene in Niedersachsen gehört.

GPS und Geduld

Inzwischen steht er mit Maike und Hannes an einer steinernen Pyramide, einer mittelalterlichen friesischen Versammlungsstätte, dem Upstalsboom in Aurich. Die Lösung einer Rechenaufgabe komplettiert die Zielkoordinaten. Während Felix und Maike über den Zahlen brüten, wandert Hannes Blick nervös umher. "Oberste Prämisse ist es, unentdeckt zu bleiben", erklärt Much. Denn von den Außenstehenden, in Anspielung auf die "Harry Potter"-Bücher "Muggel" genannt, geht Gefahr für den Schatz aus.

Wanderer oder Passanten könnten das Versteck entdecken, den Inhalt mitnehmen. Besorgte Spaziergänger hätten gar schon einmal einen Drogenumschlagplatz im Wald vermutet und die Polizei alarmiert, sagt Much. Für den Geocacher bedeutet das vor allem eins: Geduld beweisen. Hannes etwa musste ein Versteck, das in einer ostfriesischen Brücke versteckt ist, drei Mal vergeblich anfahren. Immer saßen zwei ältere Herren auf dem Bauwerk und angelten.

An diesem Tag hat Hannes mehr Glück. Kein "Muggel" beobachtet die drei jungen Leute dabei, wie sie am Fuß eines Baumes Äste und Gestrüpp zur Seite räumen und eine Plastiktüte mit einer weißen Apothekerdose finden. Schnell eine Notiz in das feuchte Logbuch geschrieben, eine Klammer, einen Aufnäher und einen Schlüsselanhänger in die Dose gelegt. Dann richten die drei das Versteck wieder so her, dass es von anderen Geocachern nicht so leicht entdeckt wird. Und vor allem nicht von einem "Muggel".