Digital Radio

Privatsender bekräftigen Engagement bei Digitalradio-Neustart

Kommerzsender wollen Kosten aber nicht alleine tragen
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Die Bundesländer planen im Dezember die Anmeldung von digital-terrestrischen Radio-Frequenzen bei der Bundesnetzagentur. Damit wird erstmals in Deutschland der Weg frei für ein terrestrisches Bouquet mit bundesweit verbreiteten privaten Hörfunksendern im DAB-, DAB+- oder DMB-Modus. Die im Verband Privater Rundfunk und Telemedien e. V. VPRT) zusammengeschlossenen privaten Radiosender haben auf der letzten Mitgliederversammlung ein Gesamtkonzept zum erfolgreichen Neustart von DAB gefordert. "Wenn das digitale Radio in Deutschland den Durchbruch bringen soll, müssen endlich eine Reihe von Anforderungen erfüllt und offene Fragen geklärt werden", so Hans-Dieter Hillmoth, VPRT-Vizepräsident und Vorsitzender des Fachbereichsvorstandes Radio und Audiodienste des Verbandes.

Ein wichtiger Punkt sei die nach wie vor ungelöste Kostenfrage. "Die privaten Radios sind nicht bereit, alleine das Risiko für die Digitalisierung zu tragen", so Hillmoth. "Weder Endgerätehersteller noch Netzbetreiber sind derzeit bereit, sich an den Anfangsinvestitionen zu beteiligen und die öffentlich-rechtlichen Kollegen würden aus dem Gebührentopf gespeist". Es gebe bis heute keine Geschäftsmodelle, mit denen die privaten Radios bei einer Digitalisierung einen Euro mehr erlösen als bei der herkömmlichen UKW-Verbreitung. Weder gibt es mehr Hörer noch eine Steigerung der Werbeeinnahmen.

Eine bundesweite, flächendeckende digitale Radioprogrammverbreitung koste rund zwei Millionen Euro pro Jahr und Programm an Senderkosten, eine landesweite Verbreitung in einem Flächenland immer noch einen sechsstelligen Eurobetrag. Hillmoth verwies auf das schweizerische Modell, wo den privaten Radiosendern entsprechende Steuererleichterungen eingeräumt wurden. Für Deutschland regt der VPRT einen Digitalisierungsfonds an, der sich aus öffentlichen Geldern speisen könnte. Eine von dem VPRT bereits in der Vergangenheit geforderte Alternative könnten Erlöse aus einer Privatisierung der öffentlich-rechtlichen Sendernetze sein.

Gleichzeitige Ausschreibung von nationalen und landesweiten Paketen

Außerdem fordert der VPRT, dass zeitgleich mit dem bundesweiten auch landesweite und regionale Bouquets ausgeschrieben werden, damit der Neustart des digitalen Radios mit einer breiten Programmvielfalt erfolgt und Anreize für den Kauf von Empfangsgeräten geliefert werden. "Für einen erfolgreichen Start von digitalem Radio müssen alle mitmachen – andernfalls sind die anstehenden Ausschreibungen wie schon die Einführung von DAB zum Scheitern verurteilt", so Hillmoth.

Schließlich soll laut VPRT eine Einzelzuweisung von Frequenzen für bestimmte Radioprogramme anstelle der Ausschreibung für eine Programmplattform erfolgen. Damit sollen Fehler bei der Einführung des Handy-TVs, wo neben der technischen eine inhaltliche Plattform (watcha/Mobile 3.0) lizenziert wurde, nicht wiederholt werden. Hier hatten sich einige Programmveranstalter benachteiligt gefühlt, weil sie von Plattformbetreiber nicht ins Boot geholt wurden.