Nicht bestellt

mobilcom verschickt ungewollte Partner-Verträge

Protest nützt wenig, außerdem Schufa-Eintrag des Vertrages
Von Marc Kessler

Der Service-Provider mobilcom gehört seit seiner Re-Integration im März vergangenen Jahres wieder zur freenet AG. Diese machte bereits vor kurzem negative Schlagzeilen, da Kunden, die die DSL-Verfügbarkeitsabfrage auf der freenet-Website benutzt hatten, automatisch mit Werbeanrufen konfrontiert wurden.

In den vergangenen Tagen erreichten die teltarif-Redaktion Beschwerden verschiedener Leser, die einen Mobilfunkvertrag bei mobilcom abgeschlossen haben. Ohne dass sie etwas bestellt hatten, erhielten unsere Leser als "Dankeschön für Ihre Treue" einen Partnerkarten-Vertrag ins Haus geschickt.

So erging es auch Maria Huber aus der Nähe von Stuttgart. Anfang Dezember sandte man ihr eine unverlangte "partnercard 24free" zu, denn - so schrieb ihr mobilcom - "wir freuen uns sehr darüber, dass Sie ein treuer mobilcom-Kunde sind." Zwar ist die mobilcom-Partnerkarte kostenfrei, und der Vertrag endet automatisch nach 24 Monaten Laufzeit, dennoch ärgerte sich Frau Huber über das mobilcom-Vorgehen. So schrieb sie mobilcom unverzüglich per Post: "Heute erhielt ich eine Mobilfunkkarte, die ich nicht bestellt habe. [...] Dagegen protestiere ich energisch! Ich lehne diesen 'Vertrag' ab und fordere Sie auf, diesen Umschlag hier wieder abzuholen."

Protest zwecklos

Doch an mobilcom prallte soviel Protest ungehört ab. Das Begleitschreiben zur
unverlangten Partnerkarte
Trotz des eindeutigen Widerspruchs erhielt Maria Huber ein Begrüßungsschreiben samt Vertragsbestätigung. Erneut protestierte sie: "Eine Unverschämtheit: Sie haben mir einfach einen Vertrag untergeschoben, mich nicht gefragt, ob ich ihn will." und forderte noch einmal die Abholung und Stornierung der nicht bestellten Partnerkarte.

Doch mobilcom schaltete auf Durchzug: Neben "Dank für Ihre Kontaktaufnahme" schrieb man unserer Leserin nur: "Gerne informieren wir Sie heute nochmals über unser Treuegeschenk. (...)" Auf die Forderungen von Maria Huber ging man in keiner Silbe ein - abgeholt oder storniert hat den unverlangten Partner-Vertrag bis heute jedenfalls niemand.

Kein Einzelfall

Etwas mehr Erfolg hatte unser Leser Sebastian R., Das mobilcom-Standardschreiben
auf Kundenproteste?
der ebenfalls in Baden-Württemberg wohnt. Auch ihm sandte man die unverlangte Partnerkarte ins Haus. Unser Leser protestierte per E-Mail und schrieb als Antwort auf den mobilcom-Brief: "Ich teile daraufhin mit, dass ich keinen weiteren Vertrag mit Ihrem Hause abgeschlossen habe und fordere Sie auf, hier unverzüglich für Aufklärung zu sorgen."

Ebenfalls unverlangt und kostenlos: Ein Schufa-Eintrag

Auch hier dieselbe Ignoranz bei mobilcom: "Gern informieren wir Sie heute nochmals über unser Treuegeschenk, die partnercard 24free. Dieses kostenfreie Dankeschön von uns ist für Sie garantiert ohne jedes Risiko!" Sebastian R. stellte allerdings ein weiteres "Geschenk" der Firma mobilcom fest: Diese hatte die unverlangte Partnerkarte flugs an die Schufa gemeldet - nun zierte ein zusätzliches "Service-Konto" die Schufa-Kartei unseres Lesers.

Die Schufa hielt sich jedoch für nicht zuständig und beschied ihm schlicht: "Unser Vertragspartner bestätigte uns die Meldungen zu Ihrer Person und teilte uns mit, dass es sich bei dem Service-Konto vom xx.11.2008 mit der Kontonummer xxx um eine Partnerkarte zu dem zu Ihrer Person vermerkten Service-Konto xxx vom xx.03.2008 handelt." Erst nach etlichem Schriftverkehr mit der Schufa auf der einen, mobilcom auf der anderen Seite, gelang es Sebastian R., den Eintrag wieder löschen und die Partnerkarte stornieren zu lassen.

"Normal ist das nicht"

Indes bleibt zu vermuten, dass mobilcom mit dem beschriebenen Vorgehen massenhaft versucht, Partnerkarten unters (Kunden-) Volk zu bringen und damit die eigenen Kundenzahlen künstlich zu erhöhen. In unserem letzten Artikel hatte sich freenet als Reaktion auf die Veröffentlichung noch von unseriösen Vertriebsmethoden distanziert und ein (Mit-) Wissen der Geschäftsführung bestritten. Zum aktuellen Fall hat sich freenet bislang noch nicht geäußert.

Betroffenen Lesern kann nur geraten werden, hartnäckig auf die Stornierung einer nicht bestellten und ungewollten Partnerkarte zu pochen und notfalls auch eine Verbraucherzentrale einzuschalten. Ebenso sollte überprüft werden, ob der Vertrag auch wieder aus der Schufa entfernt wurde - denn werden zu viele Mobilfunkverträge bei der Schufa geführt, kann bei vielen Anbietern irgendwann kein weiterer Vertrag mehr abgeschlossen werden. Daneben verschlechtern zusätzliche Verträge tendenziell den Schufa-Score, nach dem Unternehmen die Bonität eines Kunden bewerten.