Diskussion

Deutschland & Schweiz diskutieren über Zukunft des Breitbands

Meinungen von BNetzA, Swisscom & Co. zum Schweizer Multifaser-Modell
Von Marleen Frontzeck-Hornke / Paulina Gesikowski

Der flächendeckende Ausbau der Breitband-Verbindungen ist nicht nur in Deutschland, sondern in der gesamten EU und der Schweiz wichtig. Die Nachfrage in der Bevölkerung nach schnellerem Internet steigt stetig. Zu den Themen Multifaser-Modell der Schweiz sowie die Zukunft des Breitbands fand in der Schweizer Botschaft eine Diskussionsrunde mit dem Präsidenten der ComCom Marc Furrer sowie dem CEO der Swisscom Carsten Schloter und Fredy Brunner, dem Stadtrat von St. Gallen statt, bei der auch wir vor Ort waren. Von deutscher Seite konnte der Präsident der Bundesnetzagentur Matthias Kurth zum Multifaser-Modell in einigen Punkten nur Herrn Brunner beipflichten. So ist Kurth der Meinung, dass die "Monopol-Strukturen oder zumindest die Dienste die dahinter stehen, uns nicht bekommen würden." Die Swisscom würde bei ihrem Vierfaser-Modell von vornherein eine der vier Fasern nutzen, so dass die weiteren Fasern den Kooperationspartnern aus der Telekom-, Kabel- und Elektrizitäts-Branche zur Verfügung stehen würden. Dabei finanzieren die Partner gemeinsam den Ausbau oder können auch einzelne Glasfasern mieten. Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur Matthias Kurth, Präsident der Bundesnetzagentur
Foto: Bundesnetzagentur

Wie sich Kurth weiterhin äußerte, hat das Vierfaser-Modell der Schweiz zwar eine prominente Stellung in der EU und sei eine interessante Alternative und Vorreiter, jedoch könne es noch nicht flächendeckend umgesetzt werden. Die Deutsche Telekom und der Provider Vodafone sind beispielsweise nach anderthalb Jahren Verhandlungen zum flächendeckenden Netzausbau in Deutschland an einem ähnlichen Vorhaben gescheitert. Die deutsche Bundesnetzagentur wäre allerdings nicht abgeneigt, wenn zwei Kooperationspartner Pläne zum Netzausbau vorlegen würden.

Swisscom setzt sich für Multifaser-Modell ein

Den Anstoß an die Reaktionen von Kurth gaben die vorherigen Redner der ComCom, Swisscom und der St. Galler Stadtwerke. So setzt sich die Swisscom für einen Einsatz des Multifaser-Modells ein. Swisscom meint, das bestehende Problem des Kupfer-Monopols könne durch den Multifaser-Ansatz von Glasfasern bis in die Wohnungen (FTTH) gelöst werden. Das Unternehmen hält den Einsatz eines für offenen Netzes für wichtig. Weiterhin würden laut der Swisscom keine unnötigen Doppelspurigkeiten beim Bau bestehen und es müsste dank der Verlegung mehrerer Glasfasern kein paralleler Glasfaserausbau notwendig sein. "Jemand muss den flächendeckenden Ausbau bestimmen", so Carsten Schloter, CEO der Swisscom. Carsten Schloter, CEO der Swisscom Carsten Schloter, CEO der Swisscom
Foto: Swisscom

Marc Furror äußerte sich, dass die ComCom weder aus dem schweizer Haushalt in den Ausbau investieren möchte noch einen parallelen Netzausbau unterstützt. Mit dem Multifaser-Modell bleibt auch die Kontrolle über den Ausbau erhalten. Alle Markt-Teilnehmer erhalten einen Zugang. "Ein weiterer Grund wäre für die ComCom ein gemeinsamer technischer Standard, der durch das Modell bedingt würde", wie Furror bekräftigte.

Die Stadtwerke von St. Galler standen bereits mit der Swisscom in Verhandlungen für einen Vertrag, in dem der Provider das Vierfaser-Modell konkretisierten und die Netzarchitektur klären musste. Die diskriminierungsfreie Anbindung des Netzes sollte ebenso gewährleistet werden.

Einem Geschäftsbericht der Swisscom von 2008 zufolge sollen "bis Ende 2015 über eine Million Haushalte (mit Glasfaser bis zum Gebäude) erschlossen sein, dies entspricht einem Drittel der Bevölkerung. Im Vergleich dazu steht die Breitbandstrategie der deutschen Bundesregierung vom 18. Februar diesen Jahres, in der es heißt: "Bis 2014 sollen bereits 75 Prozent der Haushalte Anschlüsse mit Übertragungsraten von mindestens 50 MBit/s zur Verfügung stehen."