Cyberchondrie

Achtung Cyberchonder: Krankheiten im Internet

Medizinische Laien sind bei der Internet-Recherche schnell überfordert
Von Marie-Anne Winter

Das Internet wird in medizinischen Fragen zunehmend zur Informationsquelle Nummer eins. Laut der Studie "E-Health Trends in Europe" beziehen über die Hälfte der EU-Bürger medizinische Hinweise aus dem Netz. Die Internet-Recherche kann aber auch zu Verunsicherungen führen. Denn medizinische Laien sind mit der Vielzahl möglicher Diagnosen aus dem World Wide Web schnell überfordert. Um sich keine unnötigen Sorgen zu machen, gibt die Central Krankenversicherung Tipps für die richtige Online-Suche. Hypochonder, die an übersteigerter Angst vor Krankheiten leiden, sind danach besonders gefährdet. Für dieses spezifische Phänomen der Hypochondrie im virtuellen Raum gibt es bereits eine eigene Bezeichnung: Cyberchondrie.

Das Internet bietet zahlreiche Auskünfte zu jedem erdenklichen Symptom und ist mittlerweile eine der wichtigsten Informationsquellen für medizinische Fragen. Dr. Karin Koert-Lehmann von der Central Krankenversicherung gibt dabei zu bedenken: "Die selbstständige Suche im Web nach einer möglichen Erklärung für Beschwerden kann bei Laien schnell zu Fehleinschätzungen und Fehldiagnosen führen." Der Internet-Nutzer findet zum Beispiel für das Stichwort "Kopfschmerz" neben Treffern wie "Migräneanfall" und "Stressbelastung" auch weitaus beängstigendere Ergebnisse wie "Hirntumor" oder "Hirnhautentzündung". Experten hingegen können die Flut an Ergebnissen im Netz größtenteils fachgerecht einordnen. Laien fehlt dagegen die medizinische Vorkenntnis. Sie können die Fülle an Informationen selten richtig einschätzen.

Dr. Karin Koert-Lehmann von der Central Krankenversicherung gibt fünf Tipps für den sinnvollen Umgang mit Informationen aus dem World Wide Web:

  • Bedenken Sie, dass eine Suchmaschine allein nicht alle Informationen zu einem Thema bereithält. Nutzen Sie neben dem bekanntesten Anbieter Google auch andere wie Yahoo, Hulbee, MSN oder Yasni.
  • Der Austausch in Foren mit anderen Usern kann zunächst hilfreich sein. Schließen Sie aber von Einzelschicksalen nicht auf sich selbst, da jeder Krankheitsverlauf anders ist.
  • Achten Sie immer auf das Impressum, das auf jeder Website vorhanden sein muss: Schauen Sie nach, wer für die Inhalte verantwortlich ist und ob die Informationen von einem glaubhaften Absender wie einem wissenschaftlichen Institut oder einer fragwürdigen Quelle wie zum Beispiel aus privater Hand bzw. einem Anbieter mit kommerziellen Interessen stammen.
  • Bei einer Erkältung können Sie sich durchaus im Internet über diverse Hausmittel informieren. Dauern die Symptome jedoch an, sollten Sie in jedem Fall Ihren Hausarzt aufsuchen.
  • Nur ein Arzt kann mit seinem Fachwissen und medizinischen Untersuchungsmöglichkeiten eine endgültige Diagnose erstellen. Wichtig: Die eigene Online-Suche kann in keinem Fall den Arztbesuch ersetzen.