Hintergrund

De-Mail wird kein neuer Pflicht-Briefkasten

Die "Behördenmail" soll auch für Firmen und deren sensible Daten offen stehen
Von Thorsten Neuhetzki

Das von der Bundesregierung geplante E-Mail-System De-Mail soll kein neuer Pflicht-Briefkasten werden. Das stellte heute Dr. Jens Dietrich, Projektleiter der De-Mail beim Bundesministerium des Innern, auf einem Pressegespräch am Rande der in Berlin stattfindenden IFA klar. Es gibt demnach keine gesetzliche Verpflichtung für die Verbraucher, dass sie sich an De-Mail beteiligen, um beispielsweise Unterlagen von Behörden auf elektronischem Wege zu empfangen.

De-Mail soll ein sicherer E-Mail-Dienst werden. Provider, die sich an De-Mail beteiligen, müssen sich beim Bundesamt für Sicherheit in einem aufwändigen Verfahren zertifizieren. Der Nutzer muss sich in der Folge bei einem der teilnehmenden Provider anmelden und eindeutig identifizieren. Das kann beispielsweise über den von anderen Vertragsformen bekannten PostIdent aber auch über den ab November ausgegebenen neuen Personalausweis geschehen. Die Kommunikation erfolgt - abseits einer bekannten und "gewollten" Sekunde auf dem Server des Providers - voll verschlüsselt, für den Nutzer aber einfach per Browser und ohne weitere Installationen nutzbar.

De-Mail ist ein geschlossenes System

Sichere De-Mail De-Mail soll sichere E-Mails bieten
Grafik: De-Mail
De-Mail wird ein in sich geschlossenes System sein. Es werden keine E-Mails von Fremdprovidern angenommen und auch keine E-Mails aus dem System an Nicht-Teilnehmer geschickt. Damit ist die Gefahr von Spam auch ausgesprochen gering, da jeder Spam-Versender eindeutig identifizierbar ist.

Dienen soll das neue System bei rechtssicheren und vertraulichen Kommunikationsbedürfnissen von Endnutzern und Firmen. So soll beispielsweise eine Versicherung den Versicherungsschein schnell und sicher zustellen können, Einzelnachweise von Telefongesellschaften können wieder, weil verschlüsselt, automatisch zugestellt werden und Nutzer können rechtsgültige Dokumente übertragen, ohne einen Brief absenden zu müssen. De-Mail soll also nach dem Willen der Provider keine reine Behörden-Mail werden.

"Die Vorteile von De-Mail sind die Flexibilität, die Geschwindigkeit und die Bequemlichkeit", fasste Leslie Romeo, Projektleiter bei 1&1, die Vorteile des Systems zusammen. Nachteile gibt es allerdings auch: De-Mail ist de facto ein zweites Postfach, dass regelmäßig geprüft werden muss. Allerdings: Die Anbieter planen entsprechende Benachrichtigungsdienste. Außerdem werden auf den Nutzer wohl Kosten für die Anmeldung und den Versand von sicheren Mails zukommen.

De-Mail steht weiteren Providern offen

Die E-Mail-Adresse ist abhängig vom Provider, bei dem man sich für De-Mail anmeldet. Wird dieser gewechselt, gibt es eine neue Adresse. Dadurch, dass alle Adressen nach dem Schema "name@provider.de-mail.de" aufgebaut sein sollen, kann der Nutzer erkennen, ob der gewünschte Empfänger Teilnehmer bei De-Mail ist. Allerdings: Diese Variante ist wegen des noch nicht abgenickten Gesetzesentwurfs noch nicht final. Ein Großteil der teilnehmenden Provider ist allerdings dagegen, dass Provider komplett eigene Domains an die Nutzer vergeben dürfen.

Aktuell nehmen an De-Mail mit GMX, web.de und der Telekom/T-Systems große und bekannte E-Mail-Provider teil. Grundsätzlich steht das System aber auch weiteren Providern offen. Auf der IFA hieß es seitens des Innenministeriums, dass auch die Deutsche Post, die eigentlich aus De-Mail ausgestiegen und das eigene System E-Postbrief entwickelt hatte, doch wieder bei De-Mail mitmachen will.

De-Mail und E-Post sind zwei gänzlich unterschiedliche Systeme. Wo diese Unterschiede liegen, lesen Sie in einem Vergleich von E-Post und De-Mail.