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DuMont Schauberg setzt auf Bezahl-Inhalte im Internet

"Qualitätsjournalismus muss finanziert werden"
Von dpa / Marie-Anne Winter

Deutschlands Verleger stimmen sich zunehmend auf Bezahlinhalte im Internet ein. Nachdem Springer-Vorstand Mathias Döpfner angekündigt hat, Internet-Inhalte auf Smartphones nur noch gegen Gebühr anzubieten, setzt nun auch Deutschlands drittgrößter Zeitungsverlag, das Medienhaus M. DuMont Schauberg, auf bezahlte Inhalte im Internet. "Am Ende des Tages muss Qualitätsjournalismus finanziert werden, mit digitaler Werbung allein geht das nicht", sagte Vorstand Konstantin Neven DuMont der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin. Voraussetzung seien einfachere Bezahlsysteme im Netz, die voraussichtlich 2010 zum Einsatz kommen könnten.

"Unsere Erlöse sind stark rückläufig, im Anzeigengeschäft gibt es ein Minus von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das müssen wir auffangen", sagte Neven DuMont. Die Verlage müssten in Zukunft, unter anderem durch die Digitalisierung und rückläufige Märkte, eher mit weniger Renditen rechnen als in der Vergangenheit.

Die Bezahlung für Artikel im Internet sei bisher aber technisch noch zu kompliziert. "Wir machen Druck, dass die Provider ein Modell finden, und haben die große Hoffnung, dass wir das schon 2010 anwenden können." Exklusive Inhalte sollen dann nicht mehr gratis zu bekommen sein. "Der Vorspann ist noch kostenlos; für den ganzen Artikel werden aber zum Beispiel 30 Cent über die Telefonrechnung abgebucht", sagte Neven DuMont.

Nachholbedarf im Online-Bereich

Vor allem bei dem vom Finanzinvestor David Montgomery übernommenen Berliner Verlag ("Berliner Zeitung, "Berliner Kurier", "Netzeitung") gebe es noch Nachholbedarf beim Thema Online. "Das Geschäft des Finanzinvestors Mecom war kurzfristig geprägt, es fehlte die langfristige Strategie."

Neven DuMont hatte bereits eine engere Zusammenarbeit zwischen den Redaktionen einzelner Blätter angekündigt. "Wir sind heute so stark unter Kostendruck, dass etwas verändert werden muss", betonte er. Allerdings dürfe ein Personalabbau nicht auf Kosten der Qualität gehen. "Im November sollen verabschiedungsreife Pläne vorliegen."

Allerdings bestehe der größte redaktionelle Anteil der DuMont-Zeitungen aus regionalen Inhalten, bei denen Kooperationen eher schwierig seien. "Wir sind fest davon überzeugt, dass bei den überregionalen Inhalten Kosten gespart werden können, ohne dass die Qualität verloren geht."

Zum Medienhaus DuMont Schauberg gehören die Titel "Kölner Stadt-Anzeiger", "Kölnische Rundschau", "Mitteldeutsche Zeitung", "Berliner Zeitung", "Berliner Kurier", "Express", "Hamburger Morgenpost" und "Frankfurter Rundschau" mit einer Auflage von mehr als 1,3 Millionen Exemplaren.