Benutzer Telly schrieb:
Benutzer koelli schrieb:
Benutzer matthias.maetsch schrieb:
Nein, das B-Netz war über Ortsnetzvorwahlen erreichbar, kostete also für Anrufer nix extra. Allerdings musste der Anrufer wissen, in welchem Ortsnetz der B-Netz Teilnehmer sich gerade aufhielt, um ihn zu erreichen. Je nach Aufenthaltsort änderte sich nämlich die Vorwahl.
Ähnlich wie damals beim Quix-Funkrufempfänger.
War nicht Quix vergleichbar mit Scall? Bei Scall jedenfalls musste der Empfänger sich selbst in eine andere Region umbuchen.
Wenn ich das hier richtig verstehe, dann musste beim B-Netz der Anrufer selbst ausprobieren, wo jemand gerade sein könnte.
Matthias, kannst Du mal ein Beispiel für eine B-Netz-Nummer bringen und wie man es dann ausprobierte?
Also, das war so:
Es gab eine fünfstellige Telefonnummer, also die Teilnehmernummer, die mittels EEPROM in das (große) B-Netz-Gerät eingelötet wurde. Das kann man durchaus mit der heutigen SIM-Karte vergleichen, nur, daß das die Deutsche Bundespost selbst durchgeführt hatte, wenn man das Gerät zur erstmaligen Abnahme vorführen mußte. In Berlin war das das Fernmeldeamt 1 am Winterfeldtplatz. Kostete 65 DM. Wenn das Gerät z. B. auf einem Schiff oder Boot verbaut war, kamen die auch schon 'mal raus auf den Wannsee mit einem Messköfferchen.
Die Rufnummer war also immer folgendermaßen zu wählen:
"Normale" Ortsvorwahl - 05 - B-Netzrufnummer.
Hatte Dein Telefon die Rufnummer 75932, so warst Du in (West-)Berlin über die Rufnummer 03005 75932 erreichbar. Warst Du aber mit Deinem Auto in Hamburg, mußte man Dich über die 04005 75932 anrufen. Warst Du in Ulm, dann die 073105 75932 usw. Wobei hier nur über die größeren Städte angewählt werden mußte bzw. konnte. Das waren die so genannten Rufbereiche, die einen Durchmesser von rund 20 km hatten. Man mußte also die ungefähre Position des Autos kennen. Wenn man den einen Bereich verließ, weil man z. B. auf der Autobahn fuhr, riß das Gespräch dann einfach ab, ein Weiterleiten (Handover) war technisch erst im C-Netz möglich.
Aber: Du konntest mit Deinem B-Netz-Telefon auch in Österreich, den Niederlanden und Luxemburg telefonieren und auch über dortige Vorwahlen angerufen werden.
Die oben genannten Rufnummernbereiche hatten jeweils ein Gruppenfreisignal (1 - 9 im B1-Netz und teilw. zweistellig im B2-Netz). Im Auto hat man dann aber meist die 0 eingestellt, Automatikbetrieb. Mit der gezielten Einstellung des Gruppenfreisignals konnte man auch gezielt das Autotelefon auf den jeweiligen Rufbereich einbuchen lassen. Das machte bestimmt im Ruhrgebiet Sinn, wenn man z. B. bewußt über Essen (020105) telefonieren und angerufen werden wollte und damit vermeiden wollte, daß man über Dortmund (023105) oder Bochum (023405) eingebucht war, wenn man auf Automatik gestellt hatte.
In (West-)Berlin gab es zwei Gruppenfreisignale - man war aber unter der selben Vorwahl 03005 erreichbar -: Berlin-Süd (Sender stand in Lichterfelde Süd am Barnackufer), Gruppenfreisignal 2 und Berlin-Nord (Sender stand auf dem im letzten Jahr gesprengten Fernmeldemast auf dem Frohnauer Golfplatz), Gruppenfreisignal 1.
Der Frohnauer Golfplatz-Sendemast diente übrigens dazu, Festnsetztelefonate per Richtfunk über die DDR hinweg von West-Berlin in die Bundesrepublik bzw. umgekehrt zu übermitteln. Er wurde im letzten Jahr abgerissen, weil er abs. keine Verwendung mehr hatte und sein Betrieb sehr teuer war.
Telly