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RAM-DSL erst wenn LTE da ist


23.01.2011 20:59 - Gestartet von H.ATE
oh wie "liebe" ich die Telekom,

lassen den armen Dorfbürger im Schneckentempo surfen solange bis Konkurrenz vorm Haus ist, nämlich LTE

die Technik hätten sie bereits vor 6 Jahrn einführen können, aber warum mehr Leistung bieten wenn es keine alternativen gibt?

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[1] spaghettimonster antwortet auf H.ATE
23.01.2011 22:47

einmal geändert am 23.01.2011 22:48
Benutzer H.ATE schrieb:
lassen den armen Dorfbürger im Schneckentempo surfen

Andererseits: In vielen ländlichen Gegenden ist TDSL zwar lahm, die Konkurrenz aber infrastrukturell gar nicht vorhanden.

solange bis Konkurrenz vorm Haus ist, nämlich LTE

LTE macht die Telekom ja auch selbst. Und welche Performance LTE zuverlässig wird liefern können, ohne dass es bei jedem Wetterumschwung Zipperlein bekommt (https://www.teltarif.de/e-plus-netz-stoerung-... ), wird sich zeigen.

die Technik hätten sie bereits vor 6 Jahrn einführen können, aber warum mehr Leistung bieten wenn es keine alternativen gibt?

In Ballungsräumen gibt es schon Alternativen, da hat die Telekom auch kräftig eingebüßt.

Warum sie trotzdem auf diesem Weg ihre Netzkapazitäten verschenkt, ist die Frage. Selbst jetzt scheint nur ADSL1 statt wie bei allen anderen Anbietern ADSL2+ anzustehen. Genauso rätselhaft ist, warum sie an Annex B festhält, wo wertvolle, niedrige und damit reichweitenstarke Sprachfrequenzen für ISDN auch dann reserviert werden, wenn nur ein Analog- oder gar kein Sprachanschluss vorhanden ist. Die Telekom reserviert hier Leitungskapazitäten für die Maulwürfe. Vor allem stellt sie sich damit spätestens dann selbst ein Bein, wenn sie ihre All-IP-Anschlüsse deshalb nicht ausgebaut bekommt, weil sie zu viel Bandbreite verprasst hat.
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[1.1] fruli antwortet auf spaghettimonster
24.01.2011 00:12
Hi,

Benutzer spaghettimonster schrieb:

Andererseits: In vielen ländlichen Gegenden ist TDSL zwar lahm,die Konkurrenz aber infrastrukturell gar nicht vorhanden

unterhalb einer gewissen Netzdichte bzw. Anschlusszahl pro Hauptverteiler lohnt sich das Hauptverteiler-Kollokations-Geschäftsmodell nicht, die Monopolkommission geht dabei von einer Grenze von etwa 4.000 Teilnehmeranschlüssen pro Hauptverteiler aus:
http://www.monopolkommission.de/sg_56/s56_volltext.pdf

... und das stimmt weitgehend auch mit dem gegenwärtigen Ausbaustand der überregionalen DSLAM-Betreiber überein.

Auf die gesamte Telekom-Netz bezogen sind mit 3.800 HVt. knapp die Hälfte der ca. 7900 HVt. per Kollokation erschlossen, entsprechend einer Haushalts-/Bevölkerungsabdeckung von etwa 75%, weiterer Zuwachs der Kollokationsanschlussbereiche tritt in letzter Zeit nur noch in homöopathischen Dosen auf.

http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/002/1700285.pdf


Selbst jetzt scheint nur ADSL1 statt wie bei allen anderen Anbietern ADSL2+ anzustehen.

Bei Realisierung über die neuen GbE-DSLAMs werden die 2000RAM/6000RAM-Profile über ADSL2+ realisiert, nur bei Realisierung über die seit etwa 6 Jahren eingesetzten ATM-DSLAMs mit Infineon-Port-Linecards (ältere ATM-DSLAMs sind nicht ANCP-upgradefähig) wird ADSL1 genutzt - wobei fast alle der Ports auf diesen ANCP-upgradefähigen ATM-DSLAMs auch ADSL2+ beherrschen.


Genauso rätselhaft ist, warum sie an Annex B festhält, wo wertvolle, niedrige und damit reichweitenstarke Sprachfrequenzen für ISDN auch dann reserviert werden, wenn nur ein Analog- oder gar kein Sprachanschluss vorhanden ist. Die Telekom reserviert hier Leitungskapazitäten für die Maulwürfe. Vor allem stellt sie sich damit spätestens dann selbst ein Bein, wenn sie ihre All-IP-Anschlüsse deshalb nicht ausgebaut bekommt, weil sie zu viel Bandbreite verprasst hat.

Angesichts von All-IP, das auch bei der Telekom zum Standard werden soll, hat man Telekom-intern inzwischen tatsächlich den Schwenk auch zum vorgesehenen Einsatz von Annex A gemacht - aber man sollte wohl nicht zu optimistisch sein, siehe Dauer der RAM-Realisierung - wobei die zweieinhalb Jahre RAM-Verzögerung ab Ende 2008 auch der All-IP-Optimierung geschuldet sind - denn ohne ANCP, das bei RAM-Profilen von der Telekom als unverzichtbar zwecks VoIP-QoS gesetzt wurde, wäre schon 2008 die T-DSL-Infrastruktur quasi vollständig RAM-fähig gewesen, auch die DSLAMs/Linecards mit Uralt-Ports von Analog Devices und Texas Instruments konnten mit RAM-Profilen umgehen.

So long.
fruli
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[1.1.1] spaghettimonster antwortet auf fruli
24.01.2011 05:15

einmal geändert am 24.01.2011 05:37
Benutzer fruli schrieb:
unterhalb einer gewissen Netzdichte bzw. Anschlusszahl pro Hauptverteiler lohnt sich das Hauptverteiler-Kollokations-Geschäftsmodell nicht, die Monopolkommission geht dabei von einer Grenze von etwa 4.000 Teilnehmeranschlüssen pro Hauptverteiler aus:
http://www.monopolkommission.de/sg_56/s56_volltext.pdf

Selbst wenn diese blanke Vermutung der Kommission von 2009 stimmt, ändert sie nichts daran, dass für die Telekom noch mehr Haushalte rentabel zu sein scheinen - und zwar trotz reichweitenschwacher ADSL1-fixed-rate-Anschlüsse und der Möglichkeit eines zumindest bedingten Wettbewerbs durch Bitstream.

Bei Realisierung über die neuen GbE-DSLAMs werden die 2000RAM/6000RAM-Profile über ADSL2+ realisiert,

Danke, war mir nicht bekannt.

nur bei Realisierung über die seit etwa 6 Jahren eingesetzten ATM-DSLAMs mit Infineon-Port-Linecards (ältere ATM-DSLAMs sind nicht ANCP-upgradefähig) wird ADSL1 genutzt - wobei fast alle der Ports auf diesen ANCP-upgradefähigen ATM-DSLAMs auch ADSL2+ beherrschen.

Hoffentlich macht die Telekom diese ADSL2+-Upgrades auch und wartet nicht noch langwierige ANCP-Experimente ab. Ob nach Jahren, wenn die Telekom All-IP breitflächig einsetzen will, ADSL2+ dem Kunden noch schnell genug für sein IP-TV usw. ist, ist die Frage.

Angesichts von All-IP, das auch bei der Telekom zum Standard werden soll, hat man Telekom-intern inzwischen tatsächlich den Schwenk auch zum vorgesehenen Einsatz von Annex A gemacht - aber man sollte wohl nicht zu optimistisch sein, siehe Dauer der RAM-Realisierung -

Auf Wikipedia ist von Annex J die Rede: http://de.wikipedia.org/wiki/ADSL_2#ADSL2.2F2.2B-Varianten . Wobei das einerseits auch den letzten unnötigen Sprachkanal verwertet, mir andererseits aber scheint, dass der Zuwachs auf den Upstream begrenzt ist.

wobei die zweieinhalb Jahre RAM-Verzögerung ab Ende 2008 auch der All-IP-Optimierung geschuldet sind - denn ohne ANCP, das bei RAM-Profilen von der Telekom als unverzichtbar zwecks VoIP-QoS gesetzt wurde, wäre schon 2008 die T-DSL-Infrastruktur quasi vollständig RAM-fähig

Na ja. Wenigstens prinzipiell nicht völlig sinnlos. Man ist ja nicht böse, wenn Telekoms NGN im Gegensatz zu Hansenets mal zuverlässig funktioniert. Trotzdem fände ich es nicht verkehrt, würde die Telekom ihre Kunden statt durch lange Zwangslaufzeiten durch zeitgemäße Bandbreiten überzeugen.
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[1.1.1.1] fruli antwortet auf spaghettimonster
24.01.2011 12:14
Hi,

Benutzer spaghettimonster schrieb:

Selbst wenn diese blanke Vermutung der Kommission von 2009 stimmt,

die Praxis bestätigt diese Vermutung jedenfalls eindrucksvoll, zusätzliche Kollokations-Anschlussbereiche muss man in letzter Zeit mit der Lupe suchen...


ändert sie nichts daran, dass für die Telekom noch mehr Haushalte rentabel zu sein scheinen

Als Ersterschließer kann man in kleineren Anschlussbereichen auf absehbare Zeit mit einem Monopol und damit 100% technischem Breitband/DSL-Marktanteil kalkulieren.


- und zwar trotz reichweitenschwacher ADSL1-fixed-rate-Anschlüsse und der Möglichkeit eines zumindest bedingten Wettbewerbs durch Bitstream.

Gerade Bitstream in der Form, wie es von der BNetzA umgesetzt wurde, ist ja praktisch kein Wettbewerb, da die alternativen Anbieter eben keinerlei abweichende Profile schalten lassen können, anders als in der ERG-Bitstream-Definition vorgesehen.


Hoffentlich macht die Telekom diese ADSL2+-Upgrades auch und wartet nicht noch langwierige ANCP-Experimente ab.

Hm, man hat sich bei ATM dagegenentschieden, ggf. blieb man da einfach in den Rahmenbedingungen des 2008er-Piloten gefangen, wo ohne ANCP eine große Zahl von nicht ADSL2+-fähigen Ports involviert waren.


Auf Wikipedia ist von Annex J die Rede: http://de.wikipedia.org/wiki/ADSL_2#ADSL2.2F2.2B-Varianten .
Wobei das einerseits auch den letzten unnötigen Sprachkanal verwertet, mir andererseits aber scheint, dass der Zuwachs auf den Upstream begrenzt ist.

Da müßte ich das Wiki-Lemma wohl mal wieder upgraden, inzwischen wird tatsächlich auch Annex A projektiert, eben weil Annex J für die Reichweitensteigerung keine merkliche Verbesserung brächte. Das jahrelange Mantra bzgl. Spektralinkompatibilität zu Annex B und FEXT-Crosstalk-Gefahren benachbart zu ISDN-Leitungen wird dabei schlichtweg über den Haufen geworfen und man wird das ganze, wie im Ausland seit jeher üblich, pragmatisch über Trennungsbedingungen managen.


Na ja. Wenigstens prinzipiell nicht völlig sinnlos.

aber ein schwacher Trost für die 384er-Surfer z.T. seit 2002...


Man ist ja nicht böse, wenn Telekoms NGN im Gegensatz zu Hansenets mal zuverlässig funktioniert.

man wird sehen, wobei Wettbewerber-NGN auch mit ANCP-Ports realisiert wird - diese forderten das ANCP bei Telekom-RAM schliesslich auch bereits im Rahmen des Bitstream-Regulierungsverfahrens
http://www.comreg.ie/_fileupload/publications/ComReg0795a.pdf S.53(63)
"German OAOs also issued demands regarding the implementation of rate adaptive mode on the access line not only for ADSL2+ but also for ADSL. They basically requested signalling of realised bandwidth from DSLAM to BRAS"

NGN bei Hansenet litt v.a. darunter, dass man die eher suboptimale Plattform der italienischen Mutter verwenden musste.


Trotzdem fände ich es nicht verkehrt, würde die Telekom ihre Kunden statt durch lange Zwangslaufzeiten durch zeitgemäße Bandbreiten überzeugen.

zweifellos, auch da wird es durch das RAM der Telekom i.ü. weiter Nachholbedarf geben, schliesslich ist eigentlich an der Mehrzahl der 3000er-ADSL1-Fixed-Anschlüsse der Telekom mit ADSL2+ deutlich mehr als 6000 möglich, nach aktuellem Stand bleiben ausserdem eine große Zahl von 384-Surfern bei RAM außen vor sofern ihre schaltrelevante rechnerische KO-300kHz-Dämpfung > 50db liegt (das ist nicht das, was die Fritzboxen nennen, deren Dämpfungswert liegt üblicherweise bei längeren Anschlussleitungen um 10db und mehr höher) und 1500-Fixed-Surfer können allenfalls eine kleine Downstream-Steigerung auf 2000 erwarten, die Mehrzahl der 2000-Fixed-Surfer kann aufgrund der Schaltgrenzen kein 6000RAM erhalten und profitiert beim alternativ angebotenen 2000RAM damit nur durch den höhereren Upstream.

So long.
fruli
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[1.1.1.1.1] spaghettimonster antwortet auf fruli
24.01.2011 20:31
Benutzer fruli schrieb:
Gerade Bitstream in der Form, wie es von der BNetzA umgesetzt wurde, ist ja praktisch kein Wettbewerb, da die alternativen Anbieter eben keinerlei abweichende Profile schalten lassen können, anders als in der ERG-Bitstream-Definition vorgesehen.

Immerhin müssen sie die PoPs erschließen, können Preise kalkulieren, Bundles schnüren, guten Service anbieten usw. Du sagst ja selbst, dass sich in bestimmten Gebieten mehr eigene Infrastruktur oft nicht lohnt. Auch Arcor und Hansenet haben mit Resale-DSL angefangen, bei dem die Wertschöpfung nicht höher ist.

Das jahrelange Mantra bzgl. Spektralinkompatibilität zu Annex B und FEXT-Crosstalk-Gefahren benachbart zu ISDN-Leitungen wird dabei schlichtweg über den Haufen geworfen und man wird das ganze, wie im Ausland seit jeher üblich, pragmatisch über Trennungsbedingungen managen.

Ich vermute, dass die Telekom mit Annex B in Wirklichkeit ISDN protektionieren wollte, was nun aber technisch wegen All-IP plötzlich gegen ihre Interessen läuft. Wofür ja auch ihr plötzlicher Sinneswandel und die Vermarktung sprechen. Andererseits sind die Wettbewerber nicht besser: Auch dort rangieren Analoganschlüsse unter "ferner liefen", soweit überhaupt angeboten, obwohl dort nicht mal CbC und PS drohen. Nur können die ihre Analoganschlüsse einfach aus dem Angebot streichen, während die Telekom andere Wege gehen muss. Ich wüsste auch nicht, dass sich die Mitbewerber bei der BNetzA mal ernsthaft über Annex B beschwert hätten, die ja bei Line-Sharing und TAL die Vertragsvorlagen festsetzt. Anscheinend ziehen die Mitbewerber ISDN auch einer höheren Bandbreite vor.

auch da wird es durch das RAM der Telekom i.ü. weiter Nachholbedarf geben, schliesslich ist eigentlich an der Mehrzahl der 3000er-ADSL1-Fixed-Anschlüsse der Telekom mit ADSL2+ deutlich mehr als 6000 möglich,

Berücksichtigt die für die möglichen Bandbreiten maßgebliche Dämpfungstabelle der Telekom kein RAM? Das wäre natürlich dumm. Dann würde die Telekom ja schon wieder Leitungskapazität an die Maulwürfe verschenken.
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[1.1.1.1.1.1] fruli antwortet auf spaghettimonster
25.01.2011 11:23
Hi,

Benutzer spaghettimonster schrieb:

Berücksichtigt die für die möglichen Bandbreiten maßgebliche Dämpfungstabelle der Telekom kein RAM? Das wäre natürlich dumm. Dann würde die Telekom ja schon wieder Leitungskapazität an die Maulwürfe verschenken.

Sagen wir mal so: alle DSLAM-Betreiber arbeiten auch bei RAM-Profilen grundsätzlich mit Dämpfungstabellen bzgl. Profilen, nur sind mit Ausnahme der Telekom diese Profilschaltgrenzen bei allen anderen DSLAM-Betreibern weich, d.h. auf Kundenbetreiben hin außer Kraft setzbar.

Mit 22db rechnerischer 300kHz-KO-Dämpfung bleibt bei der Telekom beispielsweise auch weiterhin ein höheres ADSL2+-Profil als 6MBit unerreichbar, obgleich an solchen Leitungen meist noch zweistellige MBit-Raten mit ADSL2+ erzielbar sind.

Bei aktuell geschaltetem 2MBit-Fixed oberhalb 33,5db rechnerischer 300kHz-KO-Dämpfung (2MBit-Fixed wird insgesamt von 32..36,5db geschaltet) winkt nur RAM2000 und damit nur eine Verbesserung im Upstream (384 anstelle 192), bei 384-Fixed-Leitungen oberhalb 50db (also Light-Anschlüsse, die erst durch die Light-Reichweitenausweitung von 50 auf 55db seit Sommer 2006 DSL von der Telekom erhalten konnten) ist nach aktuellem Stand erst gar kein RAM vorgesehen und bei Schaltung über GbE ist die Dämpfungsberechnung auf 300kHz-Basis, die für die Profile bis 6000 herangezogen wird, sogar i.d.R. unvorteilhafter ggü. der bisherigen Berechnung für die Schaltung auf ATM-Basis.

So long.
fruli