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Weniger statt mehr wäre besser!


30.08.2011 19:05 - Gestartet von Kai Petzke
einmal geändert am 30.08.2011 19:15
Schon die Standard-PC-Tastatur ist mit Tasten aus der PC-Steinzeit übersät, die keiner mehr braucht, die aber massenhaft User verwirren. Wenn künftig die Tasten auf der PC-Standardtastatur nun vierfach beschriftet werden, und auf Laptops noch eine fünfte Ebene, die per "Fn"-Umschalttaste aktiviert wird, hinzu kommt, ist keinem geholfen. Außer den Herstellern von Tablets, die wesentlich User-freundlicher sind, weil sie diese ganzen Zöpfe nicht haben. Und dennoch die Eingabe aller möglichen diakritischen Zeichen elegant ermöglichen: Lange auf eine Taste der Bildschirmtastatur tippen und schon erscheint ein Kontext-Menü mit den wichtigsten Varianten dieses Zeichens. Neben "E" zum Beispiel auch È, É, Ê oder Ë, und neben "o" auch ò, ó, ô,õ, ö, ø oder . Weitere Sonderzeichen sind auf zusätzlichen Tastaturen, erreichbar, auf die man per Button umschalten kann.

Das kriegt sogar Microsoft auf Windows Phone 7 hin.

Aber zurück zu den PC-Tastaturen: Wie viele User brauchen wirklich die Shift-Lock-Taste für dauerhafte Großschreibung? Und wie viele User werden dazu im Vergleich durch die Shift-Lock-Taste in Probleme gestürzt, weil sie die aus Versehen erwischen und die Tastatur nicht mehr reagiert wie gewohnt? Gesteigert noch durch die Num-Lock-Taste, deren Druck den Ziffernblock rechts ganz schön umgestalten kann (was einer der Gründe sein dürfte, dass den fast niemand noch verwendet). Und was, bitteschön, machen ESC, Rollen, Pause/Untbr und Einfg? Warum gibt es aber keine Taste, mit der man sagen kann: "Ich brauche jetzt ein Sonderzeichen", die dann ein kleines Popup-Fenster an Stelle des Cursors öffnet, mit dessen Hilfe man sich ein Sonderzeichen zusammenbasteln kann. Entweder durch Eingabe von Einzelzeichen - zum Beispiel "c" plus "," ergibt ç, oder "a" plus "e" ergibt æ, oder "u" plus ":" ergibt ü (wenn man gerade das Pech hat, keine deutsche Tastatur vor sich zu haben, aber eine bräuchte). Oder man wählt alternativ mit Mausklick ein Zeichen aus einer Liste.

Klar, Textverarbeitungsprogramme bringen einen Spezial-Dialog "Einfügen - Sonderzeichen" mit sich. Aber was soll der Mist, erstmal LibreOffice oder Word zu öffnen, weil ich ein Zeichen im Browser brauche und dessen ALT-Code nicht im Kopf habe? Auch das entsprechende Windows-Helferlein "Start / Programme / Zubehör / Systemprogramme / Zeichentabelle" ist standardmäßig schon reichlich tief in der Menü-Struktur verborgen.

Klar, Profis kriegen es hin, sich den Start des Helferleins auf ein Tastenkürzel zu legen oder sich das bereits voreingerichtete Kürzel (ich weiß nicht, ob es eins gibt) zu merken. Der Durchschnitts-Anwender ist mit der Eingabe von "Utøya" aber erstmal überfordert, weil er die Sonderzeichendialoge nicht findet. Und der Durchschnitts-Anwender wäre ebenso überfordert, wenn die Tastatur vier (PC) bzw. fünf (Laptop) Funktionen pro Taste hätte. Weil er dann schon mit der Tastatur an sich überfordert ist.

Und wenn man schon mal dabei ist, die PC-Tastatur von all den Dingen zu befreien, die vor allem der lieben Kompatibilität zu uralt-DOS-Programmen willen bis heute mitgeschleppt werden, sollte man auch gleich über ein Abholzen der 12 Funktionstasten nachdenken. Vier bis fünf fest beschriftete Tasten stattdessen (etwa "Hilfe", "Schließen", "Zurück", "Aktualisieren", "Suchen" etc.) würden den Durchschnittsuser mehr helfen als 12 Funktionen, von denen man sich nach ein paar Jahren PC-Arbeit allenfalls ein bis zwei (etwa F1 für Hilfe und F5 für Reload im Browser) gemerkt hat.


Kai