Benutzer IMHO schrieb:
Also bestenfalls sagt die Graphik aus, dass TMO&VDF Umsetzer betreiben die G.722 (Backboneseitig) in G722.2 (Zellenseitig) hin- und her- umsetzen. Ob sowas für die Sprachqualität förderlich ist, bezweifle ich mal.
Als Ersteller dieser (unoffiziellen) Tabelle muss ich hinzufügen, dass aktuell keiner der Anbieter ein Transcoding von G.722("ADPCM") nach G722.2 ("AMR-WB") oder umgekehrt unterstützt. Es ist aber z.B. sehr wohl möglich, mit einem Smartphone aus dem UMTS Netz der Telekom mit einem per WLAN an einem All-IP-DSL Anschluss der Telekom betriebenen Smartphone zu telefonieren, wenn beide Telefone HD-Voice nach G.722.2 unterstützen. Die SBCs der Telekom im (IP-)Festnetz lassen zumindest den G.722.2 unverändert passieren (übrigens auch wenn der Anrufer das UMTS Netz von Vodafone nutzt).
Festnetz DECT oder IP-Telefone unterstützen meist nur G.722, so dass ein Anruf zwischen Mobil- und Festnetz nur über den Fallback G.711 (normales ISDN) möglich ist. Leider liegt die Tücke oft im Detail: Bei meinem letzten Test vor einigen Monaten konnte ausgerechnet eine aktuelle Fritzbox 7490 keine HD-Voice Telefonate weiterleiten - das funktioniert nur dann, wenn man auf einem SIP-Client auf dem Smartphone direkt die VoIP-Zugangsdaten des All-IP Anschlusses der Telekom hinterlegt. In der Praxis dürfte das kaum jemand machen, zumal diese Lösung wegen seitens der Telekom unterbundener nomadischen Nutzung nur im heimischen WLAN funktioniert.
Für PCs mit Linux gibt es zudem ein Softphone namens "Ekiga", welches G.722.2 unterstützt, siehe http://ekiga.org/ekiga-softphone-features.
Ein Transcodieren von HD-Voice nach G.722 ist übrigens nicht nur rechenaufwändig, sondern führt auch zu merklichen Verzögerungen >100ms, daher wird es wohl nicht kommen (abgesehen sind beide Codecs lizenzpflichtig, d.h. eine Implementierung für den Massenmarkt würde auch noch teuer werden).
Spannend wird es, was nach der Einführung von VoLTE passieren wird: Die Mobilfunkanbieter (auch o2) setzen dabei natürlich auf HD-Voice. Der Unterschied zwischen den 32 kbit/s, die ein AMR-WB(HD-voice) codec braucht und den 64 kbit/s eines G.722 codecs ist bei LTE vermutlich akzeptabel. Da aktuelle Smartphones ohnehin beide Codecs unterstützen liegt es dann an den Einstellungen seitens der Netzbetreiber, ob ein G.722 Anruf aus dem Festnetz auf dem LTE-Telefon durchgestellt wird oder ob ein Fallback auf G.711 erzwungen wird. Betrachtet man die bisherige Entwicklung vermute ich eher nicht.
Zumindest bei LTE läge es natürlich nahe, die Sprachverbindung über die vorhandene Datenverbindung laufen zu lassen (und damit G.722 end-to-end zu ermöglichen) - das wird aber zumindest bei T-Mobile aktiv unterbunden.
Insgesamt stehen sich die Netzbetreiber in Sachen HD-Telefonie irgendwie selbst im Weg. G.722 wurde 1988 standardisiert und war schon im alten ISDN als "7 kHz Fernsprechen" verfügbar. Mehr als 25 Jahre später funktioniert HD-Telefonie noch nicht einmal netzübergreifend im Festnetz.
Vermutlich braucht es einen Dritten wie z.B. Googles Hangout oder Microsofts Skype, die beide endgeräte- und netzübergreifend HD-Telefonie unterstützen.