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Wie vermutlich es zu dem Wucher kam...


12.07.2001 19:15 - Gestartet von telefreak
Hallo!

Da ich in Deutschland die Mobilfunknetze hauptsächlich als Roaming Kunde nutze, möchte ich Euch einfach mal schreiben wie das mit dem Preiswucher so entstanden ist.

Früher war die GSM Welt nämlich noch voll in Ordnung!

Vor 5 Jahren etwa berchneten die damaligen Mobilnetzbetreiber ihren Gästen nämlich exakt die gleichen Tarife wie ihren eigenen Kunden. Das war so 1,49DM in der Hauptzeit und etwa 0,49DM in der Nebenzeit. Als Tarif lag der sogenannte "Profi-" oder "BusinessTarif" zu grunde.

Einige schlaue Leute begannen dänische Mobilfunkkarten in Deutschland zu resellen, einer der bekanntesten Reseller war die Firma Dancard in Hamburg.

Diese Firma bot für ca. 28,-DM im Monat eine Karte an, mit der man sich sowohl in das D1, als auch in das D2 Netz einbuchen konnte. Ankommende Anrufe kosteten etwa 0,79DM/Min. .

Der dänische Netzbetreiber schlägt lediglich 5% Roamingaufschlag auf den Preis der Gastnutzung auf. Das ist lächerlich gegen die 25% Aufschlag der deutschen Netzbetreiber.
Da diese Karte von einem deutschen Reseller ist, zahlt man auch nur die 16% Deutsche Mehrwertsteuer und nicht die 25% in Dänemark.

Telefonieren mit der Karte war also damals Spottbillig!!!
Zusätzlich konnte man problemlos SMS in alle D-Netze senden. Das funktionierte mit den deutschen Netzen nur Netzintern, oder unter Verwendung ausländischer SMSCs.
Die Dänische SMS Zentrale liess ausserdem noch dem kostenlosen Versand von Faxen und Emails zu, sogar ein kostenloser Emailempfang war im Preis mit drin.
SMS wurden anfangs wg. fehlender Abkommen überhaupt nicht berechnet. Später kosteten sie 15 bzw. 23 Pfennig bei D1/D2.

Die Netzbetreiber passten damals die Preise auf das Niveau der Privattarife an, was eine Preiserhöhung in der Hauptzeit, und eine Preissenkung in der Nebenzeit ausmachte.

Die Geschäftskunden waren sauer, für sie war die dänische Karte optimal. Durch Nutzung beider D-Netze hatten sie keine Funklöcher und einen günstigen Preis.

Dancard klagte damals gegen D2 vor einem europäischem Gericht und erzielte einen Teilerfolg.
D2 durfte die neuen Preise verlangen, musste Dancard aber versichern, immer einen eigenen Kundentarif zugrunde zu legen.

Als Interkom mit dem 2. E-Netz und dem Roaming der Swisscom startete, erhöhte D2 die Preise auf etwa 1,99HZ und etwa 0,99NZ.
Für mich sah es so aus als wolle D2 seinen Mitbewerber kräftig zur Kasse bitten. D1 zog mit den Preisen nach, E-Plus folgte. Zuletzt hat dann auch Interkom selbst den Roamingtarif so erhöht, das man lediglich um Pfennigbeträge günstiger als die Konkurrenz ist.

Im vergleich konnte man im dänischen Telia Netz für etwa 40 Pfennig in ein deutsches Netz telefonieren. ...

Meiner Meinung nach ist also Interkom der Auslöser dieses Preiswuchers gewesen. Das D2 Interkom nicht besonders mag sieht man ja an den Preisen in das Netz des Mitbewerbers. Lediglich CallYa Kunden sind in der Tarifpolitik von D2 eine Besonderheit.


Ich persönlich würde mich richtig über eine Bestrafung der deutschen Netzbetreiber freuen. Sie sollten sich auch dem Wettbewerb aus Europa stellen. Wenn ich mit einer Karte aus Luxemburg günstiger in Deutschland telefonieren kann, als mit einer deutschen, dann machen die deutschen Netzbetreiber meiner Meinung nach etwas falsch.


Insbesondere D2 gilt als unfair wg. der Preise in das Interkom Mobilnetz, lässt aber als einziger Netzbetreiber "Call by Call" bei SMS für seine Vertragskunden zu.



Ich finde, insbesondere die Marktfüher nutzen ihre quasi "Monopolstellung" aus und verlangen viel zu viel Geld.


Euer Telefreak
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[1] lampt antwortet auf telefreak
12.07.2001 19:29
Interessante Hypothese und netter Ausblick in die Vergangenheit der Netze!