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Schade....


16.08.2020 18:17 - Gestartet von wolfbln
einmal geändert am 16.08.2020 18:22
Bei 20 Jahre UMTS hätte ich mir etwas mehr gewünscht, als die Anekdoten zu den Startwehen.

Die Auktion war teuer, ging durchs Dach, aber auch nicht einzigartig. Die britischen Betreiber bezahlten damals mehr umgerechnet auf die Nutzerzahlen pro Person.

Man hätte - nachdem das Ende von UMTS in den nächsten Jahren absehbar ist, jetzt schon zurückschauen können und nicht nur auf die Auktion.

Die Meinungen, ob es ein Erfolg oder Misserfolg war, gehen ja weit auseinander.


Im Text wird angedeutet, dass die Auktion 2000-2010 für viele Misstände im deutschen Mobilfunk herhalten musste. Aber vieles hatte auch andere Gründe:
- warum kam nie UMTS auf 900 MHz?
- warum deckte der Endausbau vielleicht ¾ der Bevölkerung nur ab?
- wenn alles an den Preisen und vielen Bietern von UMTS lag: warum ist es nicht viel besser geworden mit nur noch 3 Akteuren und vergleichsweise billigen LTE-Lizenzen?
- wenn die Preise so teuer waren, dass dann kein Netzaufbau mehr leistbar war, warum ist das gleiche dann nicht in anderen Ländern passiert, wo ein paar Jahre später 4G/LTE ein Vielfaches der deutschen Auktion kostete?

Am Schluss wird wieder alles auf diese eine Auktion vor 20 Jahren geschoben: vergleichsweise schlechtes Netz, hohe Preise, fehlender Wettbewerb, was auch immer. Das lenkt aber auch vom Versagen der Telkos und des Staates dabei und danach ab. Und genau das ist manchen offenbar ganz recht.
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[1] hrgajek antwortet auf wolfbln
16.08.2020 18:23
Benutzer wolfbln schrieb:
Bei 20 Jahre UMTS hätte ich mir etwas mehr gewünscht, als die Anekdoten zu den Startwehen.

Geduld. Das ist Stoff für viele Artikel :-)

Die Auktion war teuer, ging durchs Dach, aber auch nicht einzigartig. Die britischen Betreiber bezahlten damals mehr umgerechnet auf die Nutzerzahlen pro Person.

VIAG Interkom hätte bis zu 40 Mrd. DM bieten können, sagen Eingeweihte.

Die Meinungen, ob es ein Erfolg oder Misserfolg war, gehen ja weit auseinander.

Kann man auch mal erklären.

Im Text wird angedeutet, dass die Auktion 2000-2010 für viele Misstände im deutschen Mobilfunk herhalten musste. Aber vieles hatte auch andere Gründe:
- warum kam nie UMTS auf 900 MHz?

Dazu hätte man 2G "verdrängen" müssen. Das hätte "Ärger" mit den Kunden (insbesondere der M2M Indutrie) bedeutet.

- warum deckte der Endausbau vielleicht ¾ der Bevölkerung nur ab?

3G galt lange als "Luxus".

- wenn alles an den Preisen und vielen Bietern von UMTS lag: warum ist es nicht viel besser geworden mit nur noch 3 Akteuren und vergleichsweise billigen LTE-Lizenzen?

Das Geld von damals stand ja noch in den Schuldenbüchern.

Am Schluss wird wieder alles auf diese eine Auktion geschoben: vergleichsweise schlechtes Netz, hohe Preise, fehlender Wettbewerb.

Gescheites Netz und Wettbewerb (= günstige Preise) schließen sich IMHO gegenseitig aus.

>Das lenkt aber auch vom Versagen der Telkos und des
Staates dabei und danach ab.

Das ist eine politische Entscheidung: Saatsnetz - irgendwann (vielleicht) flächendeckend, aber schwerfällig. Privat-Netz (muss sich rechnen) oder eine schlaue Mischform.
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[1.1] platon antwortet auf hrgajek
16.08.2020 19:09
Benutzer hrgajek schrieb:
Benutzer wolfbln schrieb: Gescheites Netz und Wettbewerb (= günstige Preise) schließen sich IMHO gegenseitig aus.

>Das lenkt aber auch vom Versagen der Telkos und des
Staates dabei und danach ab.

Das ist eine politische Entscheidung: Saatsnetz - irgendwann (vielleicht) flächendeckend, aber schwerfällig. Privat-Netz (muss sich rechnen) oder eine schlaue Mischform.

Bei entsprechenden Regulierungsauflagen und sonstiger ordnungspolitischer Flankierung funktioniert anscheinend auch gutes Netz mit günstigen Preisen- für mich sind die Beispiele Schweden und Finnland. Schon mit UMTS gab es dort 2010 (auch auf 2100MHz) sehr gut funktionierende Breitbandnetze. Aber es wurden eben auch Kooperationen ‚auf dem Land‘ erlaubt. In Schweden ist es ja schon eine Kunst zu wissen, welche Netzbetreiber jeweils bei 2G, 3G und 4G kooperieren. In Finnland gibt es von DNA/Telenor und Telia das Yhteisverkko (gemeinsames Netzwerk): yhteisverkko.fi/en/finnish-shared-network/
Und auch UMTS900 wurde dort schon 2010 genutzt. Alles in Deutschland eben nicht möglich bzw. gewollt/ermöglicht.
In Finnland wurden ja sogar im wirklich Ländlichen die Festnetzleitungen komplett abgebaut und die Bewohner haben nur noch Mobilfunk.
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[1.2] Thomas1981 antwortet auf hrgajek
16.08.2020 20:32
Das ist eine politische Entscheidung: Saatsnetz - irgendwann (vielleicht) flächendeckend, aber schwerfällig. Privat-Netz (muss sich rechnen) oder eine schlaue Mischform.
Achillesferse bei 3G war immer die mangelhafte Netzabdeckung. Eine schlaue Mischform wäre es vielleicht gewesen wenn der Staat aus dem üppigen Erlös der UMTS-Frequenzen überall in der Pampa Türme/Masten gebaut und diese mit Leerrohren oder gleich Glasfaser versorgt hätte. Die hätte man dann zu gleichen Konditionen (damit keine Wettbewerbsverzerrung entsteht) allen Mobilfunkanbietern zur Verfügung stellen können, die dann natürlich ihre Mobilfunkanlagen darauf hätten installieren können. Flächendeckender Mobilfunk ist im öffentlichen Interesse, wie z.Bsp. Verkehrsnetze (Strassen, Bahn), Schwimmbäder oder Ähnliches. Eben Bereiche wo der freie Markt "versagt" weil es zu teuer ist oder sich nicht lohnt.
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[1.2.1] Doch nur O2 war langsam bei UMTS
NK78 antwortet auf Thomas1981
16.08.2020 22:01
Benutzer Thomas1981 schrieb:
Das ist eine politische Entscheidung: Saatsnetz - irgendwann (vielleicht) flächendeckend, aber schwerfällig. Privat-Netz (muss sich rechnen) oder eine schlaue Mischform.
Achillesferse bei 3G war immer die mangelhafte Netzabdeckung.
Wann war das? Vielleicht Mitte der 2000er, ab 2007 waren D1 und D2 mit UMTS ziemlich weit und auch ziemlich gut. Langsam beim Ausbau war wieder O2, die haben erst 2013 oder 2015 mit dem Ausbau von HSDPA weitflächig angefangen.


Eine schlaue Mischform wäre es vielleicht gewesen wenn der Staat aus dem üppigen Erlös der UMTS-Frequenzen überall in der Pampa Türme/Masten gebaut und diese mit Leerrohren oder gleich Glasfaser versorgt hätte.
Der Staat konnte das damals schon nicht und heute kann er das auch nicht. Weder weiß der Staat so ein Netz zu planen noch können Masten beliebig gebaut werden. Neue Standorte müssen immer beim jeweiligen Netz berücksichtigt werden.
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[1.2.1.1] Thomas1981 antwortet auf NK78
16.08.2020 22:41
Achillesferse bei 3G war immer die mangelhafte Netzabdeckung.
Wann war das? Vielleicht Mitte der 2000er, ab 2007 waren D1 und D2 mit UMTS ziemlich weit und auch ziemlich gut. Langsam beim Ausbau war wieder O2, die haben erst 2013 oder 2015 mit dem Ausbau von HSDPA weitflächig angefangen.
Gut in Städten und nach und nach teilweise auch in kleineren Ortschaften, aber lange nicht so gut wie heutzutage LTE bei Telekom oder Vodafone. Im ländlichen Bereich waren ganze Landstriche und Dörfer auch 2011, 2012 ohne UMTS oder -wenn man Glück hatte- mit 1 Anbieter versorgt. Hier war Telekom vorhanden, dort nur Vodafone und selten gab es auch mal Bereiche wo nur o2 oder E-Plus ging.Gibt es bei uns in Südbaden/Bodensee auch heute noch.

Eine schlaue Mischform wäre es vielleicht gewesen wenn der Staat aus dem üppigen Erlös der UMTS-Frequenzen überall in der Pampa Türme/Masten gebaut und diese mit Leerrohren oder gleich Glasfaser versorgt hätte.
Der Staat konnte das damals schon nicht und heute kann er das auch nicht. Weder weiß der Staat so ein Netz zu planen noch können Masten beliebig gebaut werden. Neue Standorte müssen immer beim jeweiligen Netz berücksichtigt werden.
Bei uns in Süddeutschland oder auch allgemein im ganzen Land gibt es schon einige Standorte die von 2 oder von allen 3 Anbietern gemeinsam genutzt werden -mit Synergien und Kostenersparnissen. Manche dieser Standorte sind Masten der Deutschen Funkturm GmbH. Also mit einer vernünftigen Planung wäre da schon etwas möglich gewesen - in gar nicht versorgten Bereichen wo der nächste Funkmast 10,20,30 km weit entfernt ist muss auch gar nicht so sehr das jeweilige Netz beachtet werden, es braucht einfach einen funktechnisch guten Standort der ein möglichst grosses Gebiet versorgen kann. Natürlich ist der Staat meistens kein guter Unternehmer, hier geht es aber auch nur um eine Grundversorgung in sehr ländlichen oder entlegeneren Gebieten. Und da hätte man sich auch vorher mit den Netzbetreibern absprechen können um möglichst gute Standorte zu erschliessen.