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industrienaher Test


25.11.2020 08:26 - Gestartet von wolfbln
2x geändert, zuletzt am 25.11.2020 09:19
Gleich vorneweg. Ja, die deutschen Netze werden besser. Ja, auch o2 holt auf.

Aber wie können die Chip-Leute einen solchen "wissenschaftlichen" Test einem wirklich im Ernst verkaufen?

Dabei geht es mir gar nicht um so technische Unstimmigkeiten, dass sie ein Handy (Samsung Galaxy S20) benutzt haben, dass das VF 5G nicht abbilden kann.

Der Grundfehler liegt in der Auswahl der Teststrecken. Wenn eine Studie gut abbilden soll und zu einem validen Ergebnis führen soll, muss der Stichprobenumfang einigermaßen repräsentativ sein.

Die gröbsten Fehler:
1.) bei Walktests wurden nur Groß-, Mittel- und Kleinstädte begangen. 1/3 der Bevölkerung wohnt aber nunmal in ländlichen Raum. Auch Dörfer sind begehbar oder etwa Erholungsgebiete. Zählen diese Einwohner weniger oder soll dort kein Netz sein, nur weil es sich für die Anbieter nicht so rechnet?

2.) bei den Fahrtests wurden hauptsächlich an Autobahnen und Bundesstraßen gemessen. Dafür bestehen Abdeckungsverpflichtungen. Für BABs schon jetzt, für Bundesstraßen demnächst mit 1 Betreiber. Das Land- und Kreisstraßennetz ist aber viel größer und wird genauso genutzt. Die Abdeckung schwankt momentan sehr nach der Straßenklasse und der darunterliegenden Verpflichtung.

3.) Bei den Bahnstrecken wurden auch wieder zufälligerweise nur aus den etwa 8000 km des gut 30000 km Streckennetzes Abschnitte ausgewählt für die eine Abdeckungsverpflichtung besteht. Also fast nur ICE-Fernstrecken. Viel mehr Menschen sind aber täglich im Regionalverkehr, in U- und S-Bahnen unterwegs. Dummer Zufall?

Wie will man diese systematischen Fehler rechtfertigen? Der Test, wonach jeder Anbieter "sehr gut" oder "gut" ist, zeigt zwar dass die geltenden Abdeckungsverpflichtungen weitgehend umgesetzt wurden, aber nicht, dass wir ein (oder sogar drei) flächendeckendes gutes Netz haben.

Es fällt schon sehr auf, dass der Test jeweils sehr einseitig jene Punkte überprüft hat, wo gute Abdeckung vorgeschrieben ist und dann nicht ganz unüberraschend auch ein dementsprechendes gutes bis sehr gutes Ergebnis erreicht hat. Aber wollten wir mal nicht alles abdecken: auch Dörfer, Wasserwege, Nebenstrecken, Regionalverkehr und Frei- und Erholungsflächen?
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[1] Felixkruemel antwortet auf wolfbln
25.11.2020 09:26
Benutzer wolfbln schrieb:
Gleich vorneweg. Ja, die deutschen Netze werden besser. Ja, auch o2 holt auf.

Aber wie können die Chip-Leute einen solchen "wissenschaftlichen" Test einem wirklich im Ernst verkaufen?

Dabei geht es mir gar nicht um so technische Unstimmigkeiten, dass sie ein Handy (Samsung Galaxy S20) benutzt haben, dass das VF 5G nicht abbilden kann.
Das kann auch Telekom 5G nur bedingt. Das meiste wird danke fehlendem n1+B3 support auch nicht unterstützt. Daher sehe ich das als okay an.
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[1.1] hrgajek antwortet auf Felixkruemel
25.11.2020 09:55
Hallo,

Benutzer Felixkruemel schrieb:
Benutzer wolfbln schrieb:
Gleich vorneweg. Ja, die deutschen Netze werden besser. Ja, auch o2 holt auf.

Da tut sich einiges. Keine Frage.

Dabei geht es mir gar nicht um so technische Unstimmigkeiten, dass sie ein Handy (Samsung Galaxy S20) benutzt haben, dass das VF 5G nicht abbilden kann.
Das kann auch Telekom 5G nur bedingt. Das meiste wird danke fehlendem n1+B3 support auch nicht unterstützt. Daher sehe ich das als okay an.

Man sollte das thematisieren.

@Chip, Connect, Umlaut, Netcheck etc. Ich könnte eine Teststrecke vorschlagen, wo man vom südlichen Baden-Württemberg durch den hessischen Odenwald nach Frankfurt fährt und über weite Strecken absolut gar kein oder nur wackliges Netz haben wird, bei allen dreien.

Und Ortschaften, die bis heute im kompletten Funkloch leben. Und das fast 30 Jahre nach dem Start von GSM. Das ist ein absolutes Unding. IMHO.

Die Crowdsourcing Tests haben möglicherweise eine Schieflage, da die Apps aktiv eher von Freaks installiert werden oder sie sind (versteckt) in anderen "nüztlichen" Apps versteckt, aber die Freaks bevorzugen vermutlich bestimmte Netze und sind vermutlich eher in dichter besiedelten Regionen unterwegs. Das bedeutet, diese Tests bilden die teilweise gruselige Abdeckung in remote areas gar nicht so ab.
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[1.1.1] Felixkruemel antwortet auf hrgajek
25.11.2020 10:10
Dabei geht es mir gar nicht um so technische Unstimmigkeiten, dass sie ein Handy (Samsung Galaxy S20) benutzt haben, dass das VF 5G nicht abbilden kann.
Das kann auch Telekom 5G nur bedingt. Das meiste wird danke fehlendem n1+B3 support auch nicht unterstützt. Daher sehe ich das als okay an.

Man sollte das thematisieren.
Ich finde das persönlich sogar so näher an der Realität, denn das S20 ist trotz der gravierenden Mängel was 5G Support angeht ja das Smartphone was hier sehr häufig verkauft wird. Im Prinzip ist es daher eigentlich okay das dann auch "kundennah" zum Testen zu verwenden.

@Chip, Connect, Umlaut, Netcheck etc. Ich könnte eine Teststrecke vorschlagen, wo man vom südlichen Baden-Württemberg durch den hessischen Odenwald nach Frankfurt fährt und über weite Strecken absolut gar kein oder nur wackliges Netz haben wird, bei allen dreien.
Sowas wird es denke ich sehr häufig noch geben. Auch bei mir im Flachland in Sachsen Anhalt gibt es Stellen die keiner wirklich zufriedenstellend versorgt, denn ja, auch eine LTE Abdeckung nützt nichts wenn darüber keine Daten fließen. Man sollte niemals nur die Abdeckung betrachten, ich kenne viele Stellen im O2 Netz wo einfach garnichts geht trotz vorhandenem LTE Signal.

Und Ortschaften, die bis heute im kompletten Funkloch leben. Und das fast 30 Jahre nach dem Start von GSM. Das ist ein absolutes Unding. IMHO.
Allerdings gibt es davon auch zunehmend weniger. Will nicht heißen das es keine mehr gibt, aber so einige Ortschaften sind mittlerweile doch im GSM Zeitalter angekommen.


Die Crowdsourcing Tests haben möglicherweise eine Schieflage, da die Apps aktiv eher von Freaks installiert werden oder sie sind (versteckt) in anderen "nüztlichen" Apps versteckt, aber die Freaks bevorzugen vermutlich bestimmte Netze und sind vermutlich eher in dichter besiedelten Regionen unterwegs. Das bedeutet, diese Tests bilden die teilweise gruselige Abdeckung in remote areas gar nicht so ab.
Ich z.B. bin ja auch ein Freak aber nutze es fast ausschließlich im ländlichen Raum. Wenn man sich mal cellmapper anschaut wird man sogar feststellen, dass der ländliche Raum sehr gut von Usern mit Messwerten abgedeckt wird. Jedoch ist CellMapper auch eine "Freak" App.
Wo Chip die Daten herbekommt weiß ich nicht, denke die kommen aus irgendwelchen komischen "vertrauenswürdigen" Apps.
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[1.1.2] wolfbln antwortet auf hrgajek
25.11.2020 23:10

einmal geändert am 25.11.2020 23:11
Benutzer hrgajek schrieb:

Man sollte das thematisieren.

Momentan ist es nicht besonders relevant. 5G ist bisher ziemlich unwichtig und die Gewichtung von 3% im Test trägt der Unwichtigkeit ja Rechnung. Da habe ich bislang kein Problem damit. Es könnte bald eins werden, wenn 5G in den Fokus kommt.

Die Stärke des Chip-Tests und auch dem der Connect (umlaut) ist ja, dass es 2 Testarten miteinander kombiniert: Crowdsourcing über die App und Walk- und Fahrtests mit realen Messungen. Eigentlich ist es eine gute Idee beides zu verknüpfen.

Das Einbuchungsverhalten in 2G, 3G oder 4G von Millionen Handys sagt einfach mehr über die Verfügbarkeit der Netze aus als gemessene Stichproben. Wenn es aber um max. Downloadraten geht dann sind Messungen besser, weil sie geeichter und weniger individuell nach Gerät und Vertrag erfolgen. Man muss sich als Tester das Beste aus beiden Welten aussuchen. Darum sind diese Tests immer noch interessanter als die reinen App-basierten von Computerbild, Tutela oder Open Signal.

Desto ärgerlicher ist es doch, wenn sie bei den Messungen solche groben Fehler machen, was die Auswahl der Strecken angeht. Es geht nicht darum, möglichst viele Kilometer auf der Autobahn zu schieben, sondern beliebig und zufällig repräsentativ auszuwählen. Städte und Autobahnen sind besser abgedeckt als Land und Nebenstraßen. Das wird jeder bestätigen.

In Mecklenburg-Vorpommern ging die Reise über die Ostseeautobahn (A20) und dem MVP-Abschnitt der A24 (B-HH) mit einem kleinen Abstecher in die Landeshauptstadt Schwerin, wo auch ein Walktest gemacht wurde. Das ist einfach für MVP nicht repräsentativ. Gleiches könnte man in allen Flächenstaaten sagen.
Jeder kann sich das hier anschauen: https://www.chip.de/unabh_bilder/unabhaengige_bilder_183135582.html

Die Studie bekommt so einen unangenehmen industriefreundlichen Bias. Der kann zwar durch die Crowdsourcing-Daten wieder etwas zurechtgerückt werden. Diese CS-Werte sind immer schlechter als die Messwerte. Das liegt vor allem an der Indoor-Nutzung, das man als Fehler kaum herausbekommt bei Messungen, weil man ja nicht durch die Häuser gehen kann. Das wäre ein Fehler, den man ihnen nicht ankreiden könnte, weil er unvermeidbar ist. Aufs flache Land zu gehen und dort nachzuschauen, ist aber durchaus machbar.

Schaun wir mal in ein paar Tagen, wie es Connect/umlaut gemacht haben....
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[2] FitzeBerlin antwortet auf wolfbln
25.11.2020 15:31
Benutzer wolfbln schrieb:
Gleich vorneweg. Ja, die deutschen Netze werden besser. Ja, auch o2 holt auf.

Lieber wolf, schön, wieder von Dir zu lesen!

Ich stimme Dir in allen Punkten zu!

Und ich bleibe dabei, dass die Politik sich nicht von den Aktiengesellschaften an der Nase herumführen lassen sollte.
MOBILfunk muss landesweit verfügbar sein, überall dort wo sich Menschen aufhalten dürfen.
Das Festnetz braucht den Ausbau an der Bevölkerung orientiert, was aber Bau-Erwartungsgebiete mit einschließen sollte.

Hierzu braucht es für die nächste Frequenzvergabe eine robuste Ansage er Politik, damit die Vorstände den landesweiten Ausbau ggü. den Aktionären begründen können.

Ist nachhaltig und führt zu Wachstum ....so wie es Aktionäre eigentlich auch wollen....
Bin ich denn der Einzige, der die Logik versteht? ;-)