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Warum in Haushalten gezählt wird....


26.11.2020 23:21 - Gestartet von wolfbln
2x geändert, zuletzt am 26.11.2020 23:36
Zunächst Glückwunsch an o2. Ich konnte beobachten, wie sie in Hessen innerhalb des laufenden Jahres ausbauten. Das war eindrucksvoll. In vielen Gebieten sind sie an Vodafone vorbei gezogen. Allerdings gibt's auch weiter Kapazitätsengpässe und Schwachpunkte. Frankfurt/Main als größte Stadt, wo sie die meisten Kunden im Netz haben, ist leider auch eine ihrer schlechtesten Großstädte wie Computerbild und Chip dieser Tage wieder feststellten.

Die Frage ist aber: warum wird in Deutschland die Mobilfunk-Abdeckung in Haushalten gezählt und die Auflagen darauf aufgebaut und nicht wie anderswo pro Bevölkerung oder gar per Fläche?

Das ist eine der dümmsten Ideen der Telkos, die sich die BNetzA leider zu eigen machte. Die Antwort: weil wir es können und die Zahl dann absolut höher erscheint.

Die Ausbreitungsangaben werden in einem physikalischen Modell vom Betreiber errechnet. Dabei wird das Ausbreitungsmodell mit einem GIS (Geographischen Informationssystem) Modell in der lokalen Topographie verschnitten. Heraus kommen die Karten, die wir von o2 etc. kennen und die mal mehr und mal weniger zutreffen.

Die GIS sind aber in Deutschland so gut. Sie können nicht nur sagen, wieviel Personen in einem Gebiet leben, sondern auch wie viele Haushalte dort sind. Das stammt aus Volkszählungsdaten.

Warum jetzt nimmt man jetzt aber Haushalte und nicht Personen? Weil die Personrnzahl auf dem Land in Haushalten niedriger und in den Städten höher ist. In Großstädten wohnen viel weniger Personen pro Haushalt (so 1,5) als auf dem Land (>3). Damit zählt ein Städter quasi mehr als ein Landbewohner, weil da 1,5 Personen einen Haushalt bilden statt mehr als 3. Die Städte sind für den Betreiber oft funktechnisch leichter abdeckbar und lukrativer als alle entlegenen Dorflagen zu erreichen. So ist die Zahl der abgedeckten Haushalte aufgrund des Stadt-Land-Gefälles immer leicht höher als die der abgedeckten Personen.

Laut Grundgesetz sollen in der Theorie gleichwertige Lebensbedingungen hergestellt werden zwischen Stadt und Land. Ob das realistisch ist, kann man sich streiten. Es ist aber Staatsziel. Dazu gehört es auch, auf eine Sprache und Berechnungsmethode zu verzichten, bei der durch einen eingebauten Bias die Landbevölkerung systematisch benachteiligt wird. Es reicht schon, dass sie oft real im Ausbau Nachteile hat.
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[1] Svenni antwortet auf wolfbln
27.11.2020 10:44
Benutzer wolfbln schrieb:

Die Frage ist aber: warum wird in Deutschland die Mobilfunk-Abdeckung in Haushalten gezählt und die Auflagen darauf aufgebaut und nicht wie anderswo pro Bevölkerung oder gar per Fläche?

Das frage ich mich auch. Für mich wäre Fläche der einzige logische Maßstab. Das besondere an Mobilfunk war für mich immer, dass ich mobil telefonieren/surfen kann und nicht nur dort, wo andere Haushalte sind. Wenn ich zu Gast in einem anderen Haushalt bin, wäre es einfacher mich dort ins w-lan einzuloggen oder das Festnetz benutzen zu dürfen. Aber nach dem derzeitigen Modell habe ich, wo viele Haushalte sind, eine Doppelversorgung, durch Mobilfunk und Wlan und dort wo wenige oder gar keine Haushalte sind, habe ich gar keine Versorgung.

Da haben die Mobilfunkunternehmen gut mit dem dt. Staat verhandelt. Natürlich ist die Infrastruktur in Städten günstiger, bessere Anbindung und mehr Nutzer, als einen Masten in der Lüneburger Heide zu betreiben.