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Vodafone und die Kabelnetze


12.10.2022 18:25 - Gestartet von talk
Hallo zusammen,

ich habe die Übernahmen von Kabel Deutschland und Unitymedia durch Vodafone immer kritisch gesehen. Einerseits aus Wettbewerbsgründen, andererseits hatte ich auch immer den Eindruck, daß dieser Brocken für Vodafone "ein bißchen zu groß" war.

Es wäre meiner Ansicht nach besser gewesen, wenn sich Vodafone auf DSL und Mobilfunk konzentriert hätte. Mit dem ehemaligen Arcor-Netz, über das man viele Telekom-Hauptverteiler erschlossen hat, düfte man praktisch alle BNG-Standorte (die regionalen Einwahlknoten der Telekom DSL-Plattform) erreichen und anbinden können, sodaß man von der Telekom dann nur noch den regionalen Layer2-Bitstream einkaufen müßte und hierüber auch eigene Produkte gestalten könnte.

Parallel dazu hätte man schrittweise in Telekom-FTTH einsteigen können. Sei es - ähnlich wie bei DSL - mit L2-BSA oder evtl. auch als Co-Investor für dieses neue Netz (ähnlich wie es die Telekom jetzt bei "Glasfaser Plus" mit einem Infrastruktur-Fonds macht).

Kabel Deutschland und Unitymedia hätten schon frühzeitig fusionieren müssen (was von Politik + Kartellbehörden leider nicht ermöglicht wurde) und hätten dann als unabhängiger Infrastrukturanbieter bundesweit agieren können. Dieser dann eigenständige Kabelnetzbetreiber hätte dabei beim Glasfaserausbau auch mit Telekom bzw. Vodafone kooperieren können.

Daß Vodafone seine Kabelnetzsparte an die Deutsche Glasfaser verkauft, halte ich für unwahrscheinlich. Die DG und ihre Investoren dürften dafür zu klein sein, außerdem muß man dort jetzt erstmal die ganzen geplanten eigenen Ausbauprojekte finanzieren. Die wirtschaftliche Gesamtsituation in D hat sich in den letzten Monaten deutlich verschlechtert, hinzu kommt das deutlich gestiegene Zinsniveau - das macht Investitonen in neue FTTH-Netze weder einfacher noch rentabler.

Ich könnte mir vorstellen, daß Vodafone die Tatsache, daß Kabel Deutschland auch heute noch ein separates Unternehmen ist (und sogar teilweise noch an der Börse gehandelt wird) nutzt und größere Aktienpakete von KDG an Investoren abgibt bzw. über die Börse verkauft. Dann könnte VF immer noch eine relevante Beteiligung an der Kabelnetztochter behalten (z.B. 51 oder 75%), würde aber auch frisches Geld in die Kasse bekommen.

cu talk
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[1] Rekatrednu antwortet auf talk
13.10.2022 04:00
Benutzer talk schrieb:
...

Du hast in vielen Dingen gar nicht Mal so unrecht. Aber in manchen schon.

Vodafone gehört an Kabel Deutschland ca 75%, also auf 75% runter gehen ist sinnfrei. Allerdings braucht es nur einen Anteil von über 30% um Chef zu sein so lange der Rest free float ist oder niemand mehr als die eigenen Anteile hält.

Ja Kabel Deutschland mit Unitymedia zu fusionieren wäre geil gewesen. Hatte ja Kabel Deutschland versucht wie du auch erwähntest. Kabel Deutschland hatte auch versucht mit Telecolumbus zu fusionieren. Auch das wurde unterbunden. Man hätte wunderbar aus den 3 großen Kabelnetzbetreibern ein großes machen können. Dummes Kartellamt. Aber Vodafone durfte bei Kabel Deutschland einsteigen, weil die ja kein Kabel Anbieter waren...

Vodafone könnte 30% der Aktien an Die deutsche Glasfaser verkaufen. Vodafone hätte dann noch mehr als 40%. Aber das ist meiner Meinung nach sehr unrealistisch. Wie wäre dann das Logo? "Kabel Deutschland, ein gemeinsames Unternehmen von Vodafone und deutsche Glasfaser"? xD

Der dämlichste Schritt war einfach, dass Logo "Kabel Deutschland, ein Vodafone Unternehmen" weg zu nehmen. Der Ottonormalverbraucher kann kaum noch die einzelnen Vodafone Unternehmen auseinander halten und dann rufen die Leute bei der falschen Vodafone Firma an oder schreiben an die falsche Adresse, weil sie einfach nach Vodafone Nummer oder Vodafone Adresse googeln. Hey, die Firmen stehen auf vodafone.de/AGB oder bei vodafone.de/Impressum

Deine Aussage, Vodafone hätte sich mehr auf DSL konzentrieren sollen ist aber für jedes Unternehmen schlecht. Mit DSL lässt sich kaum bis kein Geld verdienen. Ruft der Kunde auch nur 2 Mal in einem 24 Monatsvertrag bei seinem Anbieter an, dann hat er schon mehr kosten verursacht als er bezahlte. DSL verursacht Unmengen an Kosten. Die beginnen beim Kundenservice der ja bezahlt werden muss, beim Telekom Techniker, die Infrastruktur (Server und Co), die Telefonnummern die zur Verfügung gestellt werden müssen und und und. DSL ist deswegen schon lange nur noch ein Notfallprodukt, wenn eben wirklich kein Kabel Deutschland oder Unitymedia ausgebaut ist.

Ich fänds toll, wenn Vodafone endlich seine Tarife für die Telekom Ftth frei gibt. Das wurde ja bereits vor über zwei Jahren vertraglich mit der Telekom vereinbart, als die DSL-Leitungs-Mietverträge verlängert worden. Aber fragt man bei Vodafone nach, bekommt man nur zu hören, wir arbeiten an der technischen Umsetzung. Bei Telefonica O2 ist es schon lange möglich...
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[1.1] talk antwortet auf Rekatrednu
13.10.2022 14:42

einmal geändert am 13.10.2022 14:44
Hallo zusammen,

Benutzer Rekatrednu schrieb:

Vodafone gehört an Kabel Deutschland ca 75%, also auf 75% runter gehen ist sinnfrei. Allerdings braucht es nur einen Anteil von über 30% um Chef zu sein so lange der Rest free float ist oder niemand mehr als die eigenen Anteile hält.

Vodafone hatte Ende 2020 doch bekannt gegeben, weitere Anteile von Minderheitsaktionären zu übernehmen, sodaß man dann 93,8% an
Kabel Deutschland hätte?

Siehe https://www.golem.de/news/vodafone-uebernahme-von-kabel-deutschland-schreitet-voran-2012-152996.html

Oder ist aus dem damaligen Deal nichts geworden?

Man hätte wunderbar aus den 3 großen Kabelnetzbetreibern ein großes machen können. Dummes Kartellamt. Aber Vodafone durfte bei Kabel Deutschland einsteigen, weil die ja kein Kabel Anbieter waren...

Wenn ich mich recht erinnere, war es bei den früheren Fusionsplänen von Kabel Deutschland und Unitymedia eher das deutsche Kartellamt, welches das Vorhaben kritisch sah, während der Vodafone / KDG-Deal vor allem von den europäischen Kartellbehörden geprüft und dann freigegeben wurde (und sich die deutsche Behörde da eher raushielt).

Deine Aussage, Vodafone hätte sich mehr auf DSL konzentrieren sollen ist aber für jedes Unternehmen schlecht. Mit DSL lässt sich kaum bis kein Geld verdienen. Ruft der Kunde auch nur 2 Mal in einem 24 Monatsvertrag bei seinem Anbieter an, dann hat er schon mehr kosten verursacht als er bezahlte. DSL verursacht Unmengen an Kosten. Die beginnen beim Kundenservice der ja bezahlt werden muss, beim Telekom Techniker, die Infrastruktur (Server und Co), die Telefonnummern die zur Verfügung gestellt werden müssen und und und. DSL ist deswegen schon lange nur noch ein Notfallprodukt, wenn eben wirklich kein Kabel Deutschland oder Unitymedia ausgebaut ist.

Mag sein, daß Vodafone bei Kabel Internet eine bessere Marge hat, als bei DSL - aber daß da Welten dazwischen liegen, glaube ich eher nicht. Telekom, 1&1 und o2 (plus diverse lokale Anbieter) kommen auf dem DSL-Markt ja auch zurecht.

Vodafone spart bei Kabel zwar die Kosten für die TAL (sprich: Teilnehmeranschlußleitung) der Telekom, muß aber unter Umständen erstmal einiges in das Hausverteilnetz des Nutzers investieren, um es rückkanalfähig zu machen. Zudem war die Modernisierung der Netze von KDG und UM selbst auch nicht billig und die immer wieder erforderlichen "Node Splits" (Aufteilung der Netzsegmente, damit sich weniger Nutzer die vorhandene Internet-Bandbreite teilen müssen) sind es auch nicht. Die Kosten für Kundenservice, Internet-Traffic und Telefonie-Minuten in andere Netze hat man bei DSL und Kabel.

Vodafone hat bislang noch den Vorteil, daß die Kabel Internet-Kunden nicht die gesamten Kosten des Kabelnetzes tragen müssen, da man ja auch noch zahlreiche Kabel-TV-Kunden hat. Mal sehen, inwiefern sich der Wegfall des "Nebenkostenprivilegs" da bemerkbar machen wird.

Ich fänds toll, wenn Vodafone endlich seine Tarife für die Telekom Ftth frei gibt. Das wurde ja bereits vor über zwei Jahren vertraglich mit der Telekom vereinbart, als die DSL-Leitungs-Mietverträge verlängert worden.

Ja, es wundert mich auch, daß man da von Vodafone nicht mehr hört. Evtl. ist man sich noch unsicher, inwieweit man im kabeleigenen Versorgungsgebiet auf Telekom-FTTH setzen will oder ob man sein Kabelnetz selbst mit FTTH überbauen möchte.

cu talk
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[1.1.1] Rekatrednu antwortet auf talk
15.10.2022 14:30

2x geändert, zuletzt am 15.10.2022 14:34
Benutzer talk schrieb:
Hallo zusammen,

Benutzer Rekatrednu schrieb:

Vodafone gehört an Kabel Deutschland ca 75%, also auf 75% runter gehen ist sinnfrei. Allerdings braucht es nur einen Anteil von über 30% um Chef zu sein so lange der Rest free float ist oder niemand mehr als die eigenen Anteile hält.

Vodafone hatte Ende 2020 doch bekannt gegeben, weitere Anteile von Minderheitsaktionären zu übernehmen, sodaß man dann 93,8% an
Kabel Deutschland hätte?

Siehe https://www.golem.de/news/vodafone-uebernahme-von-kabel-deutschland-schreitet-voran-2012-152996.html


Wollte, aber hat es nie getan, siehe Börse

https://www.boerse.de/unternehmensprofil/Kabel-Deutschland-Holding-Aktie/DE000KD88880#aktionaersstruktur

76% gehört der Vodafone Groupe
18% sind free float
Damit kann kein neues Unternehmen in die Führung eingreifen, außer die Cornwell Groupe, wenn diese ihre Anteile erhöhen würde. Ab 18% muss nach der aktuellen Gesetzeslage ein Übernahmeangebot erfolgen.