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Richtiger Artikel, falsche Perspektive


29.01.2023 12:09 - Gestartet von wolfbln
5x geändert, zuletzt am 29.01.2023 12:53
Den Knackpunkt mit den Mobilitätsdaten ist so eine Sache. Henning hat das richtig beschrieben.

Allerdings geht das Problem weiter als die Planung von Verkehrsflüssen. Das kriegt man auch mit Zählung und Befragung einigermaßen hin.

Das Scheitern Deutschlands bei einem einigermaßen smarten Ticketsystem liegt im Datenschutz. Eine Smartcard oder Online Account für alle Nahverkehre und Berechnung der Fahrpreise entfernungsabhägig oder irgendwie anders. Das 49€ Ticket löst das Problem nicht. Es ist wie die Flatrate im Mobilfunk ein Angebot für Vielfahrer. Der Gelegenheitsfahrer braucht auch faire niederschwellige Angebote.

Was in London mit Oyster seit über 25 Jahren geht und praktisch jedes EU-Land schafft, ja sogar Mallorca, kriegen wir bis heute in Deutschland nicht hin.

Anonymisiert man alles, muss der Nutzer wie bisher heute bei uns händisch alles eintragen und der Vorteil der smarten Berechnung und Abbuchung ist weg. Ich war vorgestern mindestens 15 min mit Anmeldung und Ticketkauf beim RMV beschäftigt, ein ganz normales Ticket in einen mir bisher fremden Verkehrsverbund zu kaufen.

Hier könnte man so gute Systeme schaffen, wenn man sich im Ausland einmal umsieht. Das könnte man verbundübergreifend bundesweit machen und jeder Verbund kann seine Eigenarten implementieren. Ohne das geht es ja in Deutschland nicht:-) Wenn ein Fahrrad aber immer anders zählt, dann kann das doch ein Computer zählen statt der Nutzer sich mit den Beförderungsbestimmungen auseinandersetzen. Oder mit den schönen "Tarifwaben" oder Ringe....

Darüber könnte auch die Abbuchung und Abrechnung erfolgen. Man könnte Anreize schaffen, Nebenzeiten zu nutzen und dem Nutzer immer automatisch das günstigste Ticket bereitstellen, die tägliche Nutzung aufsaldieren und dann ggf. eine Tageskarte zu verkaufen. Auf alles das verzichten wir, weil der Gegenüber dazu halt wissen muss, wer man ist und von wo nach wo man fährt.

Der Knackpunkt bleibt die Rückverfolgbarkeit der Fahrwege auf eine Person und deren mögliche Überwachbarkeit. Aber im Zeitalter von Google Standort oder Apple, das bei fast allen mitläuft und in den Apps vieler Mobilitätsdienstleister nötig ist, frage ich mich schon, ob diese Einschränkung noch zeitgemäß ist.

Der Scooter-Verleiher weiß ständig, wo ich bin, aber der Verkehrsverbund darf das nicht von mir wissen. Das leuchtet mir nicht ein.

Ich bin immer für Datenschutz, aber hier müssen wir runter. Wer einmal mit Tap On und Tap Off auf einer Smartcard wie in London oder direkt von der Debitkarte wie auf Mallorca gefahren ist, weiß wie groß der Vorteil ist. Man kann ja Schutzmechanismen einbauen für den Datenschutz, aber wir müssen auch dahin kommen. Tickets, Kleingeld und Fahrkarten sind nicht mehr zeitgemäß. Und bevor ich wieder Kleingeld brauche oder mich völlig neu in Verkehrsverbund anmelden muss, um online Fahrschein zu kaufen, lasse ich es lieber.

Für die Überwachungssensiblen und diejenigen die kein Smartphone besitzen kann man ja anonyme Form aufbauen, wie eine unpersönliche Smartcard von der abgebucht werden kann in Bussen und auf Bahnsteigen.
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[1] Uwe 64 antwortet auf wolfbln
30.01.2023 10:50
Benutzer wolfbln schrieb:
Das Scheitern Deutschlands bei einem einigermaßen smarten Ticketsystem liegt im Datenschutz. Eine Smartcard oder Online Account für alle Nahverkehre und Berechnung der Fahrpreise entfernungsabhägig oder irgendwie anders. Das 49€ Ticket löst das Problem nicht. Es ist wie die Flatrate im Mobilfunk ein Angebot für Vielfahrer. Der Gelegenheitsfahrer braucht auch faire niederschwellige Angebote.
Da finde ich das Fairtiq System nicht schlecht. Wenn man da losfährt startet man die App, wenn man am Ziel ist beendet man die App. Danach soll die günstigste Fahrt berechnet werden.