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Die Aussage von M. Rao ist sensationell


22.06.2023 08:55 - Gestartet von wolfbln
2x geändert, zuletzt am 22.06.2023 09:40
Dass Telefonica sich dafür begeistern kann GSM 2G abzuschalten und in eine gemeinsame Netzgesellschaft zu geben, ist sensationell.

Wofür brauchen wir noch 2G? Da sind die connected Cars insbesondere mit Notrufsystemen, die nicht umrüstbar sind, aber auch viele andere Notrufsystemen etwa in Aufzügen etc. Sogar Toll Collect nutzt 2G für ihre Brücken, viele connected Geräte aus der Anfangszeit von Smart Home laufen auf 2G und auch viele Handybesitzer mit alten Handys, zumindest für Voice und SMS müssten sich neue Geräte anschaffen.

Perspektivisch gehen bekanntlich alle 3 Netzbetreiber in Deutschland aus 2G/GSM in den nächsten Jahren raus. Die Schweiz macht das gerade. Da könnte man den Rest von 2G wirklich in einer Dachgesellschaft bündeln und die dann etwas länger laufen lassen und damit den betreffenden Firmen und Nutzern Planungssicherheit bieten. Man könnte dadurch sogar Einnahmen von ihnen generieren, etwa wenn man ihnen eine Garantie bis zu einem bestimmten Datum abgibt z.B. 2030.

2G ist eine Technik die vor über 50 Jahren entwickelt wurde. Sie ist aus heutigen Gesichtspunkten schrecklich ineffizient und energetisch aufwändig. Sie verhagelt damit jeden Sustainability Report, den diese börsennotierten AGs inzwischen jährlich vorlegen müssen.

Warum also nicht 2G auf ein Mindestmaß herunterfahren und das restliche Spektrum ökonomischer nutzen? 1&1 hat schon gesagt, dass sie für Lowband auch 900 MHz nehmen, wenn nächstes Jahr 800 MHz nicht versteigert, sondern anders verlängert wird. Wird aber wieder versteigert, dann kann das für alle sehr teuer werden und 2 der 4 Netze gehen dann mit nur 5 MHz aus dem 800er Spektrum raus. Wird dagegen einfach verlängert und 1&1 kommt nicht zum Zug, werden sie klagen und haben auch gute Chancen beim Urteil, weil sie keine Chance auf Spektrum hatten.

Jetzt hängt alles davon ab, ob sich neben Telefónica noch ein anderer Netzanbieter für die Idee begeistern kann. Es würde schon reichen, wenn entweder Telekom oder Vodafone da mitspielt. Die Telekom gibt traditionell sehr ungern Spektrum ab, aber Vodafone muss sehr sparen.

Das Argument von Henning, wonach es sehr lange dauern wird aus 3 oder 2 Netzen eins zu machen, kann ich nicht stehen lassen. Das kommt darauf an, wie man es macht. Bastelt man aus 3 wirklich etwas ganz neues, dann dauert das wie bei E-Plus/o2. Wenn man aber ein bestehendes GSM Netz nimmt als Basis, beispielsweise das von Vodafone, weil da die meisten Autos mit 2G unterwegs sind, und schaltet die 2G Netze von Telekom und/oder o2 einfach drauf mit Sharing (MOCN) oder Roaming kann das ganz schnell gehen.

Es bliebe nur die Frage, will man ein reines Maschinennetz für M2M oder noch ein Legacy Netz für alte Handys mit Voice und SMS? Davon hängt auch die nötige Bandbreite ab.
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[1] nudel antwortet auf wolfbln
23.06.2023 07:50
Benutzer wolfbln schrieb:
Dass Telefonica sich dafür begeistern kann GSM 2G abzuschalten und in eine gemeinsame Netzgesellschaft zu geben, ist sensationell.

Wofür brauchen wir noch 2G?
Ganz einfach: Damit man noch im gewissen Bereichen, die wichtig sind bzw. sogar für den Notruf essentiell sind, erreichbar ist. Bedingt durch die niedrige Sendeleistung von LTE, wäre man an so vielen Orten (trotz Ausbau) offline. Mit der Schweiz ist das alles 0,000 vergleichbar. Diese hat
a) noch UMTS aktiv, welches bedingt durch die Sendeleistung eine höhere Reichweite hat (sozusagen der Pendant zu GSM) und
b) sind die Netze von der Struktur auch anders aufgebaut. Nicht nur durch die Topographie, sondern auch durch die Möglichkeiten Masten aufzustellen. Die Gründe, die in Deutschland solche Dinge verhindern, sind bekannt. Alleine die Telekom hat auch noch sehr viele niedrige Dachstandorte, die eine Erreichbarkeit Indoor oder im Wald kaum eine vernünftige Versorgung zulassen.

Und die "Notrufe per GPS", die Apple anbietet, taugen auch nicht allzuviel im tiefsten Wald, wo kein GPS Signal verfügbar ist.

Meiner Meinung nach ist GSM noch essentiell, solange nicht der Ausbau "abgeschlossen" ist.
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[1.1] whoiam317 antwortet auf nudel
23.06.2023 08:04

einmal geändert am 23.06.2023 10:00
Benutzer wolfbln schrieb:

Meiner Meinung nach ist GSM noch essentiell, solange nicht der Ausbau "abgeschlossen" ist.

Ist nicht gerade der Sinn von GPS außerhalb eines via (Mobil)Funk versorgten Gebietes eine Ortung zu ermöglichen?

Ich habe mich technisch nicht besonders tief mit dem GPS-Notruf beschäftigt. So wie ich es verstanden habe, sattelt das Notrufsignal direkt auf den GPS Kanal und benötigt sonst keine weitere Verbindung. Wenn es nur mit einer aktiven Mobilfunkversorgung ginge, wäre das ganze System ja überflüssig.


Zum Topic GSM Abschaltung:
Wir schleppen seit Dekaden ein völlig veraltetes, energieintensives, unsicheres und teures Netz mit uns herum. Nicht heute und nicht in 50 Jahren werden wir bei einer Abschaltung von GSM alle Altlasten abgebaut haben. Egal wann, wir werden immer Betroffene haben die aus Unwissenheit, Geiz, technischer Beschränkungen o.ä. noch im GSM Netz unterwegs sind.
Am Ende muss man solche Altlasten einfach abschalten. Allein was dort an Manpower zur Wartung & Instandsetzung gebunden wird ist irrsinnig. Die Kollegen wären viel besser aufgehoben um 4G/5G Masten aufzubauen, zu warten und ggf zu reparieren. Fehlende Bauteile & ein hochkomplexes Genehmigungsverfahren sind nicht allein für den schleppenden Ausbau verantwortlich.
Bestes Beispiel aus meiner Umgebung. 2,5 Jahre für die Instandsetzung eine beim Sturm zerstörten Sendeanlage. 1 3/4 Jahre für Genehmigung + Bauteile. 3/4 Jahr Wartezeit auf einen Technikertrupp. Woher ich das weiß? Mein damaliger Arbeitgeber hat den Mast betrieben.
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[1.1.1] nudel antwortet auf whoiam317
23.06.2023 15:52
Benutzer whoiam317 schrieb:
Benutzer wolfbln schrieb:

Meiner Meinung nach ist GSM noch essentiell, solange nicht der Ausbau "abgeschlossen" ist.

Ist nicht gerade der Sinn von GPS außerhalb eines via (Mobil)Funk versorgten Gebietes eine Ortung zu ermöglichen?

Ich habe mich technisch nicht besonders tief mit dem GPS-Notruf beschäftigt. So wie ich es verstanden habe, sattelt das Notrufsignal direkt auf den GPS Kanal und benötigt sonst keine weitere Verbindung. Wenn es nur mit einer aktiven Mobilfunkversorgung ginge, wäre das ganze System ja überflüssig.
Ja aber im tiefsten Nirgendwo bzw. im Wald ohne Sichtverbindung gen Himmel, ist GPS nicht verfügbar, wohl aber (mittlerweile) fast überall GSM. Das ist das Problem. LTE wird nie so tief in den Wald ragen bzw. erst nach gefühlten Ewigkeiten, weil man ja ungern im Nirgendwo einen Mast stellen möchte.
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[1.1.1.1] GPS/GSM/ Aussage von M. Rao
hrgajek antwortet auf nudel
26.06.2023 11:27
Hallo,

Meiner Meinung nach ist GSM noch essentiell, solange nicht der Ausbau "abgeschlossen" ist.

Ist nicht gerade der Sinn von GPS außerhalb eines via (Mobil)Funk versorgten Gebietes eine Ortung zu ermöglichen?

GPS ist das "Global Position System", ein Netz von Satelliten zur Ortsbestimmung. Das sendet vom Satellit zum Boden Informationen, die ein Handy auffängt und daraus seinen Aufenthaltsort errechnet bzw. anzeigt. Es gibt neben GPS noch Glonass (russisch), Baidu (Chinesisch) und Gallileo (europäisch). Moderne Handys sollten alle Systeme beherrschen.

Das Handy sendet via GPS (&Co.) rein gar nichts zurück!

GSM oder 2G ist der älteste digitale Mobilfunk Standard und seit 1991 in Europa in Betrieb (offiziell ab 1992), die Entwicklung ist noch ein wenig älter, so rund 35-40 Jahre (aber keine 50.)

eCall verwendet 2G, 3G oder 4G je nach Alter des Autos, viele (noch gar nicht so alte) Autos können nur 2G/3G. 3G ist in Deutschland vorbei, in der Schweiz läuft es noch, soll aber weg, dafür ist 2G in der Schweiz auch schon weg.

Ich habe mich technisch nicht besonders tief mit dem GPS-Notruf beschäftigt. So wie ich es verstanden habe, sattelt das Notrufsignal direkt auf den GPS Kanal und benötigt sonst keine weitere Verbindung.

Sorry, falsch. Notruf über GPS gibt es nicht.

Das Apple System nutzt im Ernstfall das Satelliten-Mobilfunknetz von Globalstar, das nicht weltweit sondern nur regional verfügbar ist. darüber kann nicht gesprochen(Telefoniert) werden, sondern nur vorbereitete "Textnachrichten" (ähnlich SMS, aber mit Standard-Textbausteinen) an eine "Service-Zentrale" (im Auftrag von Apple) übertragen werden. Darin Art des Problems und die GPS Koordinaten, damit Helfer dort hinkommen können.

>Wenn es nur mit einer aktiven
Mobilfunkversorgung ginge, wäre das ganze System ja überflüssig.

Ja.

In den USA wird z.B. von T-Mobile überlegt, über ein neues System von SpaceX (was es so noch nicht gibt), außerhalb der terrestrischen Versorgung (Sender auf dem Boden) auch via Satellit kommunizieren zu können. Das ist aber noch in der Vorbereitung. Der Trick dabei wäre, dass für terrestrischen Mobilfunk gedachte Frequenzen "zweckentfremdet" würden.

Motorola hat ein Modul für Android-Handys entwickelt, das über das Iridium-Satelliten-System funktionieren wird.

Alle Klarheiten beseitigt?

Gruß

Henning Gajek