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Das sagt das Handelsblatt dazu.....


13.08.2023 15:31 - Gestartet von wolfbln
3x geändert, zuletzt am 13.08.2023 15:47
Man kann dem Handelsblatt ja nicht vorwerfen, dass es sehr industriekritisch wäre, hier hat es aber klar Position eingenommen.

Die zweifelhafte Drohung von Telekom-Chef Höttges
Die Deutsche Telekom genießt in ihrer Heimat Deutschland viele Privilegien. Die Drohungen, eine laxere Regulierung erpressen zu wollen, sind daher zynisch.

Höttges These:
"Die dichte Regulierung in Deutschland führe dazu, .... , dass die Wirtschaft international zurückfalle und ihr Geld lieber im Ausland investiere. Die Telekom würde ja gern „patriotisch“ agieren, aber in den USA sei das Mobilfunkgeschäft eben erheblich attraktiver."

Die These steigerte er in die unverhohlene Drohung: "Komme die Politik [der Telekom] nicht entgegen, werde er noch stärker auf Investitionen in Amerika setzen." Also das Telekom-Äquivalent zur Produktionsumlagerung, wegen Energiekosten, Fachkräftemangel oder anderen Gründen, die man gerade viel hört aus der Wirtschaft.

Die Replik des HB:
"In Wirklichkeit war Höttges' Auftritt mindestens zynisch. Die Telekom verdient in ihrer Heimat gutes Geld. Im abgelaufenen Quartal steht in Deutschland unterm Strich ein Vorsteuergewinn (EBIT) in Höhe von 1,6 Mrd € bei einem Umsatz von 6,2 Mrd €."

Der Autor weißt darauf hin, dass man das Kupferkabel einst von der Post erbte und bisher der Telekom gutes Geld einbringt. Zwar sei der Glasfaserausbau derzeit teuer, aber eben von der Telekom auch lange aufgeschoben worden, weil das Kupferkabel viel zu lang aufgerüstet wurde. Daher seien die hohen Kosten heute auch teils selbstverschuldet, weil es früher eben viel billiger geworden wäre.

Zwar käme 2/3 des Gewinns der Telekom aus den USA, aber "das Management sollte aber nicht vergessen, dass er ohne das solide Heimatgeschäft im Rücken kaum möglich gewesen wäre." Die Telekom profitiere bis heute davon, dass der Staat ihr größter Anteilseigner ist. Ministerien und Behörden versorgten die Tochter T-Systems mit Aufträgen. Der Bund toleriere niedrigere Dividenden, um weitere Investitionen in den USA möglich zu machen. Gleichzeitig kam der hochverschuldete Konzern durch die Staatsbeteiligung an günstigere Kredite. "Daraus erwächst auch eine Verpflichtung."

Fazit:
"Es erscheint vermessen, bei all den Privilegien über die vermeintlich schlechten Bedingungen in Deutschland zu klagen. Telekommunikationskonzerne sind in der EU streng reguliert, um die Kunden und den Wettbewerb zu schützen. Wer schon einmal die teuren, aber löchrigen Netze in den USA erlebt hat, weiß, warum."

Dem kann ich mir anschließen: jahrzehntelang unter der deutschen Protektion blühen, 1/3 noch in Bundesbesitz sein und jetzt dagegen schießen mit dem Wink in die USA, wo angeblich alles besser sei. Gleichzeitig wird die Überregulierung in Deutschland und der EU verdammt und deshalb mit Abzug gedroht.

Dann machen wir doch auf USA und den sog. "freien Markt" und versteigern etwa die Frequenzen irre teuer wie in den USA stets üblich. Dagegen schießen sie aber bei uns schon lange und wollen lieber eine Vergabe oder andere Kuschellösung. Merke: man kann nicht einerseits den "freien Markt" und Deregulierung fordern, wenn es einen passt - und wenn das dann stellenweise nach dem Textbuch der Ökonomen umgesetzt wird wie bei den Versteigerungen, gleichzeitig nach mehr Regulierung rufen. Das ist verlogen.