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Für o2 wird es jetzt schwer


17.08.2023 12:28 - Gestartet von wolfbln
4x geändert, zuletzt am 17.08.2023 12:52
War o2/Telefonica noch auf der Überholspur und wurde richtig übermütig, so wird dieser Rücksetzer schwer zu verdauen sein.

Es ist kaum erklärbar, wie man ohne Dividentenkürzung und damit weniger Überweisungen nach Madrid auskommen will.

Über 1/3 der Neuzugänge im Telefonica Netz kamen über 1&1 und knapp 40% der Kunden. Auch wenn sie nicht so viel Umsatz erwirtschafteten, waren die Kosten auch niedrig, weil 1&1 das ganze Marketing selbst übernahm.

Es gibt eigentlich nur 2 Bereiche, wo man jetzt kürzen kann:

- beim Personal: da kann man sich wirklich fragen, ob man so viele Shops braucht, wenn 1&1 ohne auskommt, aber viele sind auch Franchise

- bei den Investitionen: wenn auch das Netz jetzt leerer wird, wäre eine Verlangsamung des Netzausbaus fatal und o2 würde die mühsam erkämpfte #2 Position in vielen Regionen verlieren.

Beides keine guten Optionen, die auf Netz- oder Servicequalität gehen. Dann bleibt nur die Möglichkeit, die verlorenen Kunden versuchen zurückzugewinnen.

Das sind knapp 12 Mio. Kunden in bestimmten Nutzungsbereichen, wo Telefonica mit seiner Hauptmarke o2 eigentlich gar nicht hin will. Dann müssen sie ihre Sekundärmarken wiederbeleben und dort versuchen einen Preiskampf loszulegen, was aber teuer werden kann. Die 1&1 Kunden kriegt man nur über den Preis oder halt über ein besseres Netz, was sie aber nur regional oder lokal ggü. Vodafone haben, an vielen Stellen aber auch wieder nicht. Darum werden den Wechsel nur wenige merken. Diejenigen, denen der Preis egal ist und das beste Netz wollen, sind sowieso meist bei der Telekom.

Also ist es der Preis, der eigentlich nur als Stellschraube geht. Das ist aber riskant, weil er die Marge weiter drückt. Ist es besser etwas weniger pro Kunde einzunehmen, dafür aber ein paar Millionen Kunden mehr zu haben? O2 muss sich entscheiden. Von dieser Entscheidung hängt ab, ob sie Position #2 im Umsatz mit den meisten Kunden im Land verteidigen können oder nicht.

Vodafone ist in seiner Krise über seinen Schatten gesprungen und hat 1&1 Konditionen eingeräumt, zu den Telefonica nicht bereit war. Das wird den Absturz von Vodafone zumindest aufhalten, dafür aber Telefonica noch massive Probleme bereiten.

Aber so geht Wettbewerb, wenn man einen Maverick Player hat und man kann von Dommermuth und seinen kaum vorhandenen "Netz" halten was man will. Er hat eine bestimmte Marktmacht mit den 12 Mio Kunden und damit einen Coup gelandet. Jetzt müssen nur die Preise noch fallen. Momentan sehen wir ja einen "Ausverkauf" von 1&1 Marken bei o2 in bestimmten 4G Tarifen, die schon 0,40€/GB erreicht haben, was in Deutschland lange undenkbar war.