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Ernsthaft?


04.09.2023 15:18 - Gestartet von IMHO
Wenn man ganz kleinteilig denkt, ist es ja ein naheliegender Schritt bei Mängeln in der Mobilfunkversorgung auch noch auf IP-via-Satellit auszuweichen.
Wenn man dann aber (entgegen allen Gewohnheiten) doch noch einen Schritt weiter denkt, wird es aber so richtig skuril:
Wir leisten uns in Deutschland nicht nur dreieinhab PLMN-Mobilfunknetze (also drei Netze und Drillisch), sondern auch noch einen Bahnfunk und einen BOS-Funk für Polizei und Rettungswesen. Und wenn dann mal wieder in Bayern zwei Züge auf einer eingleisigen Strecke frontal zusammengestoßen sind [Rosenheim-Bad Aibling / Holzkirchen - Lenggries], kommt im dritten Absatz der Zeitung die Bemerkung "Außerdem konnten die Lokführer nicht per Mobilfunk gewarnt werden, weil sich an dieser Stelle ein GSM-R-Funkloch befindet".
Und in so einer Situation muss man dann in den Fahrgasträumen (in den Waggons) WLAN-Relaisstationen (sind ja technisch gesehen keine Repeater) einbauen, damit die Fahrgäste Youtube schauen und/oder uploaden können? Ernsthaft?

Man nehme dann mal die hübsch mit "Notarzteinsatz" umschriebene Situation eines Bahnunfalls mit Kollision von Zug und Fußgänger und nehme ferner an, dass es sich um so ein Funkloch entlang der Bahnstrecke handelt, an dem der Zug dann so in der Landschaft herum steht:
Innen Crowdreporter, die die Unfallstelle durch die Fensterscheiben filmen und ihre Videos sofort per WLAN-over-Sat hochladen und deren Videos dann von irgendeinem Fernsehsender gesendet werden und Außen Notärzte und Polizisten im Einsatz, die mit berittenen Reitern und Brieftauben die Kommunikation zu ihren Einsatzzentralen herstellen, denn es ist weder Eisenbahnfunk noch BOS-Polizeifunk noch BOS-Rettungsdienst verfügbar.
Verdammt! Deutschland geht's noch?
Der Erfolg des Internet liegt darin begründet, dass es für alle Zielgruppen und Datenformate offen steht. Und mittlerweile ist PLMN (LTE, 5G, CDMA etc.) der Standard für das kostenpflichtige, abrechnungsfähige benutzen von fremden Internetzugängen (Mobilfunkmasten).
Was wir in Deutschland wirklich brauchen ist eine absolut flächendeckende und auch in Tunneln funktionierende Versorgung für Rettungskräfte und so weiter. Und bitte sowas nicht mit Tetra oder irgendeiner anderen (achso perfekten) letztlich doch proprietären Lösung.
Wir brauchen ein einziges, tatsächlich existierendes, tatsächlich funktionierendes, staatlich tatsächlich finanziertes, lückenloses Mobilfunknetz, das die Anforderungen von Rettungskräften, Polizei, Elektrizitätswerken (zur Schwarzstartfähigkeit) abdeckt.

Dieses BOS-Mobilfunknetz muss von vornherein so dimensioniert werden, dass es dann, wenn einmal im Jahr irgendwo ein lokales Großschadensereignis auftritt, dieses BOS-Grundversorgungsnetz nicht überlastet ist. - So ein Netz hat an 364 von 365 Tagen chronisch ungenutzte Reservekapazität, die weder Polizei noch Rettungskräfte brauchen! Und diese Kapazität sollte dann nachrangig(!) an die privaten Mobilfunkbetreiber "untervermietet" werden, während die Priorisierung für Polizei und Rettungskräfte bestehen bleibt. So hätten wir einen funktionierenden BOS-Funk zu bezahlbaren Preisen. Und auf das Dach des Eisenbahnwaggons käme ein BOS-Mobilfunk-Repeater, der dann auch den Lokführer mit Mobilfunk versorgt.
Was wir aber ganz gewiss nicht brauchen ist hier ein bisschen GSM-R, dort ein bisschen LTE , woanders ein bisschen 5G, zwischendurch etwas Werbung "die Telekom stopft Funklöcher (aber nur für ihre eigene Kunden)" und dann noch irgendwelche TETRA-BOS-Investitionsruinen.
Infrastruktur und Marktwirtschaft passen nicht immer und schon gar nicht von alleine zusammen. Wir haben jetzt seit Jahrzehnten die Telekomliberalisierung und es gibt noch immer Funklöcher! Das ist ein Versagen der staatlichen Marktgestaltung!
Ich will hier keiner dummen Planwirtschaft das Wort reden! Aber eine dumme und ohne Konsequenzen organisierte Anarcho-Marktwirtschaft ist doch auch keine Lösung!
Die PLMN-Lizenzbedingungen "Ihr müßt den Mobilfunk auch in der Fläche ausbauen, sonst gibt es eine folgenlose Ermahnung" sind doch nichts anderes als ein gescheiterter Versuch dem Mobilfunk einen staatlichen Rahmen zu geben. Aus dieser Ecke müssen wir raus! Aber bitte nicht mit Youtube für alle die im Zug sitzen, während die Katastrophenhelfer am Bahngleis noch immer keine leitungsfähigen Kommunikationslösungen haben.
Erklärbär:
PLMN steht für PublicLandMobileNetwork, für den kommerziellen Mobilfunk (GSM, UMTS, LTE usw.)
TETRA steht für Terrestrial Trunked Radio ein Bündelfunk für Organisationen. Es wurde ewig lang diskutiert ob TETRA oder Mobilfunk für diese Aufgaben eingeführt werden soll. Dann hat man mit fadenscheinigen technischen Begründungen behauptet, dass sich die Bündel-Funktionen mit Mobilfunk nicht darstellen lassen
würden und man TETRA bräuchte. Also hat man sich entschieden, weder eine BOS-Funk-Lösung per Mobilfunk zu bestellen, noch hat man sich entschieden eine TETRA-Funknetz-Aufbaugesellschaft tatsächlich so mit Geld auszustatten, dass TETRA auch finanziert werden kann. Man hat einfach nur geträumt und gejammert, dass man keine Ersatzteile für die alten Analogfunkgeräte hat und dass man kein Geld für genügend moderne TETRA-Funkgeräte hat. - Das Ende vom Lied: Wenn ein Polizist bei einem Einsatz in einer Wohnung keine BOS-Funkversorgung oder nur eine mit starkem Rauschen eingeschränkte BOS-Funkversorgung hat, ruft er die Zentrale mit seinem Privathandy an! Hoch lebe der Datenschutz, den wir haben könnten, wenn die Eine oder die Andere BOS-Funktechnik (BOS-TETRA oder BOS-PLMN) tatsächlich ausgebaut wäre!

Apropos Marktgestaltung ein Möglichkeit wäre die Funklizenzen gekoppelt an tatsächlich erbrachtem Netzaufbau zu koppeln. Wenn es also 7-Frequenzpakete im Bereich 900MHz gibt, darf jeder Netzbetreiber auf ein 5MHz-Paket bieten und es erwerben. Auf ein zweites Frequenzpaket darf er aber erst dann bieten, wenn er nachgewiesen hat, dass er 95% Prozent der Fläche versorgt. Solange er nur 94% oder weniger versorgt, darf er keinen zweiten 900MHz-Block erwerben, einen dritten erst dann wenn er 98% versorgt. etc.
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[1] Pitt_g antwortet auf IMHO
04.09.2023 16:41

2x geändert, zuletzt am 04.09.2023 16:52
bei schnell bewegten Objekten kommt Mobilfunk mWn an die Grenze,

angeblich wird bei 1Gbit LTE da 100Mbit draus

5G mit 3,5 Ghz und Massive MIMO könnte zwar was reissen ,

aber warum zig Band N78 Antennen entlange Bahnstrecken im Niemandsland aufstellen.

da ist ein Array von Satelliten vermutlich die bessere Lösung für den Empfang auf der Fläche. Eine Art Massive MIMO der anderen Art wo es die Menge der Satelliten mit ausmacht

das ist vergleichbar mit der Zusammenschaltung von Radioteleskopen.

Guck mal nach was man da bereits über Starlink it seinen vielen Satelliten sagt

Flugzeuge bedienen sich bereits der Satelliten Technik

in einer Art Beamforming muss man mMn das Signal hier nachführen.

Bei Radar wird ähnliches durch Aufbau der Antennen und Susammenschaltung von Radarstationen gemacht