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Wäre die digitale Mittelwelle überhaupt Musik- und Stereotauglich?


24.09.2023 08:15 - Gestartet von sevenburns
Was bedeutet denn "Digitalisierung der Mittelwelle"? Heißt das es wird dafür dann derselbe Frequenzbereich genutzt, zwischen 500 und 1700 kHz? Beispielsweise für Musik ist dieses Frequenzband doch gar nicht geeignet, oder dann etwa doch? Ist da überhaupt Stereowiedergabe möglich? Oder sollen dann nur Talk- und Infoprogramme darüber ausgestrahlt werden? Wie darf ich mir das vorstellen?1
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[1] Martin Berding antwortet auf sevenburns
24.09.2023 11:19
Benutzer sevenburns schrieb:
Was bedeutet denn "Digitalisierung der Mittelwelle"? Heißt das es wird dafür dann derselbe Frequenzbereich genutzt, zwischen 500 und 1700 kHz? Beispielsweise für Musik ist dieses Frequenzband doch gar nicht geeignet, oder dann etwa doch? Ist da überhaupt Stereowiedergabe möglich? Oder sollen dann nur Talk- und Infoprogramme darüber ausgestrahlt werden? Wie darf ich mir das vorstellen?

Hallo sevenburns,
DRM ist stereotauglich und klanglich mit DAB+ vergleichbar. Der Vorteil von DRM sind weniger Sendestationen für ein Programm. Deutschlandfunk hatte noch ein analoges Langwellenprogramm bis Ende 2014, dafür wurde nur ein einziger Sender (Donebach) benötigt, um ganz D mit Programm zu versorgen. Problem im Langwellenbereich ist die Sendeleistung, beträgt ca. 500kw. Im Kurzwellenbereich zwischen 3 und 30 MHZ ist mit einer Sendestation weltweiter Empfang möglich. Und auch Mittelwelle erreicht Reichweiten von bis zu 300 km mit einem Sender. Der Vorteil ist jetzt auch, dass die Lang- und Mittelwellen in D nicht genutzt werden. Deshalb sollte man DRM da etablieren und auch die Gerätehersteller müssen dann entsprechende Geräte auf den Markt bringen. DAB+ funktioniert mit gerader Wellenausbreitung, sobald man den "Radiohorizont" verlassen hat, 100km, ist Funkstille. Die Welle folgt wie bei UKW nicht der Erdkrümmung. Langwelle folgt der Erdkrümmung ohne Raumwelle, Mittelwelle auch mit schwacher Raumwelle, bei Kurzwelle wird die Raumwelle voll ausgenutzt. Die Raumwelle wird an der Ionosphäre und dem Erdboden reflektiert und breitet sich so über den Globus aus.
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[2] CBS antwortet auf sevenburns
24.09.2023 11:50
Benutzer sevenburns schrieb:
Was bedeutet denn "Digitalisierung der Mittelwelle"? Heißt das es wird dafür dann derselbe Frequenzbereich genutzt, zwischen 500 und 1700 kHz? Beispielsweise für Musik ist dieses Frequenzband doch gar nicht geeignet, oder dann etwa doch? Ist da überhaupt Stereowiedergabe möglich? Oder sollen dann nur Talk- und Infoprogramme darüber ausgestrahlt werden? Wie darf ich mir das vorstellen?1

In den USA ist AM Stereo (also das analoge) seit Jahrzehnten verbreitet und klingt, gerade wenn man ein gutes Spoundprocessing hat, sehr gut. Beispielsweise https://www.youtube.com/watch?v=KaDhzXShTaY zeigt, was möglich ist. Das System benötigt zwar mehr Bandbreite aber das Ergebnis ist doch beeindruckend.

Wenn man nun das ganze Digital sendet, hat man noch mehr Möglichkeiten zu entscheiden, wie viel Nutzdaten man in Relation zu Korrekturdaten sendet. Das Problem bei niedrigen MW/KW Frenquenzen über den Direktempfang hinaus sind die Reflexionen und der Schwund aber um das auszugleichen wurde DRM mit starker Fehlerkorrektur entwickelt.

Kurzum:
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[2.1] radiopirat antwortet auf CBS
28.09.2023 10:08
Zunächst einmal ist jede Frequenz für hochwertige Musikübertragung geeignet,selbst auf Licht. Die Ausbreitung in den genutzten Wellenbereichen von DAB+ nach meiner Meinung am wenigsten. Kurze Reichweite und geringe Durchdringung von Hindernissen, und verhältnismäßig hohe Feldstärke beim Empfänger erforderlich. Und nun zum alten Dampfradio: Selbst auf der Mittelwelle arbeitende Rundfunksender in den USA, die nur in Mono senden und eine Bandbreite von 10 khz belegen, klingen beeindruckend. Übrigens sind Mittel- oder Langwellensender nicht auf eine Sendeleistung von 500 kw begrenzt. Besonders im Langwellenbereich nicht,aber auch nicht auf der oberen Mittelwelle.So fuhr Radio Luxemburg tagsüber 1200KW. Bei höherer Sendeleistung wären die Oberwellen kaum beherrschbahr. Deshalb wird aber auf Kurzwelle die Sendeleistung tatsächlich auf 500KW begrenzt.UKW folgt nicht der Erdkrümmung,sondern wird am Horizont einmal gebrochen,so das die Reichweite etwas über den sichtbaren Horizont reicht.Mittelwellen folgen der Erdkrümmung und erst bei Dunkelheit setzt die Raunwelle ein.Diese spielt bei Langwellen eine untergeordnete Rolle,da die Bodenwelle bei großer Sendeleistung sehr große Reichweite erzielt.Natürlich bin ich dafür diese Frequenzen wegen ihrer hervorragenden Eigenschaften auch für Digitaltechnik zu nutzen anstatt diese als Müllhalde für Elektroschrott verkümmern zu lassen,wie besonders durch Elektrofahrzeuge vermehrt zu beobachten ist.Die Welt besteht nicht nur aus Deutschland und ich muß mich jetzt bremsen.
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[3] ÖhmmmTja antwortet auf sevenburns
24.09.2023 22:04
Benutzer sevenburns schrieb:
Was bedeutet denn "Digitalisierung der Mittelwelle"? Heißt das es wird dafür dann derselbe Frequenzbereich genutzt, zwischen 500 und 1700 kHz? Beispielsweise für Musik ist dieses Frequenzband doch gar nicht geeignet, oder dann etwa doch? Ist da überhaupt Stereowiedergabe möglich? Oder sollen dann nur Talk- und Infoprogramme darüber ausgestrahlt werden? Wie darf ich mir das vorstellen?1

Richtig, es wird der MW-frequenzbereich 500-1700kHz genutzt. Für jedes Radioprogramm werden mehrere (je nach Empfangsmodus) Träger mit den Nutzdaten ausgestrahlt. Kann man sich so vorstellen, wie beim WLAN. Aus den Nutzdaten werden mit viel Fehlerkorrektur die eigentlichen Daten berechnet, die man sich grob wie einen Internet Datenstream vorstellen kann, nur nicht mit so hoher Bandbreite (max 64kbit) . Aber heutzutage kriegt man dank AAC selbst bei dieser Bandbreite schon ein sehr brauchbaren Stereo Sound. Bei Talk/Infoprogrammen, kann auch ein Teil des Datenstreams für Standbilder/Infotexte oder ähnliches abgenapst werden.
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[3.1] x-user antwortet auf ÖhmmmTja
24.09.2023 23:58
Benutzer ÖhmmmTja schrieb:

Bandbreite (max 64kbit) . Aber heutzutage kriegt man dank AAC selbst bei dieser Bandbreite schon ein sehr brauchbaren Stereo Sound. Bei Talk/Infoprogrammen, kann auch ein Teil des Datenstreams für Standbilder/Infotexte oder ähnliches abgenapst werden.

64kbit Bandbreite für MW aac-Stereo ist leider zu wenig, daran könnte es scheitern.
Es sei denn es kommen günstige Hybrid-Endgeräte für alles, ähnlich wie in USA.
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[3.1.1] ÖhmmmTja antwortet auf x-user
25.09.2023 23:15
Benutzer x-user schrieb:
Benutzer ÖhmmmTja schrieb:

Bandbreite (max 64kbit) . Aber heutzutage kriegt man dank AAC selbst bei dieser Bandbreite schon ein sehr brauchbaren Stereo Sound. Bei Talk/Infoprogrammen, kann auch ein Teil des Datenstreams für Standbilder/Infotexte oder ähnliches abgenapst werden.

64kbit Bandbreite für MW aac-Stereo ist leider zu wenig, daran könnte es scheitern.
Es sei denn es kommen günstige Hybrid-Endgeräte für alles, ähnlich wie in USA.
Ich kenne das Verfahren in den USA für MW Stereo nicht, aber DRM nutzt sogar in einigen Modi nur 32kbit/s und weniger und dafür SBR (ähnlich HE-AAC). Man staunt jedes mal wieder, was man aus einer niedrigen Bitrate Klangmässig alles rausquetschen kann, wenn man die Physiologie des menschlichen Gehörs begriffen hat.
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[3.1.2] christian_koehler antwortet auf x-user
26.09.2023 09:54
Darüber wäre man bei DRM auf Mittel/Kurzwelle noch glücklich.

Bei 9 KHz Bandbreite (Frequenz Raster in Europa) erreicht man

Modus A : 13-31 kbit/s. Je nach Fehler Schutz. Das eignet sich nur, wenn das Signal nicht reflektiert wird (Mittelwelle am Tag)

Modus B : 10-24 kbit/s. Geeignet, wenn das Signal höchstens einmal in der Atmosphäre reflektiert wird (Mittelwelle bei Nacht)

Modus C braucht 10 KHz Bandbreite und bietet nur noch 9-21 kbit, sinnvoll, wenn mit mehrfacher Reflektion zu rechnen ist (Kurzwelle).

Man könnte wohl Deutschland auf Mittelwelle abdecken mit einem Sender im Modus B mit vielleicht 16 oder 20 kbit. Für ein Küchenradio reicht das wohl, richtigen Musikgenuss erwarte ich nicht. Egal mit welchem Codec, irgendwo haben die Tricks ein Ende.


64kbit Bandbreite für MW aac-Stereo ist leider zu wenig, daran
könnte es scheitern.
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[3.1.2.1] x-user antwortet auf christian_koehler
26.09.2023 10:39
Benutzer christian_koehler schrieb:

Man könnte wohl Deutschland auf Mittelwelle abdecken mit einem Sender im Modus B mit vielleicht 16 oder 20 kbit. Für ein Küchenradio reicht das wohl, richtigen Musikgenuss erwarte ich nicht. Egal mit welchem Codec, irgendwo haben die Tricks ein Ende.

Es gab ja mal analoge Empfänger mit MW-Frequenzraster 9+10 umschaltbar. Hätte sowas evtl. für die DRM Bandbreite eine Relevanz?
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[3.1.2.1.1] christian_koehler antwortet auf x-user
26.09.2023 11:30

einmal geändert am 26.09.2023 11:35
Der DRM Standard sieht verschiedene Bandbreiten vor, zwischen 4.5 und 20 KHz. In größere Bandbreite passt natürlich mehr Datenrate und damit bessere Audio Qualität (oder auch mehr als nur ein Programm).

Es kostet heute "nichts", den Empfänger so zu bauen, dass er all diese Bandbreiten unterstützt, die Filterung ist heute ohnehin nur noch Software, das digitale dekorieren natürlich auch.

Das größte Problem ist wohl politisch. Wegen der großen Reichweite müssen die Sender und ihre Frequenzen europaweit koordiniert werden. Wenn man von 9 auf 10 Bandbreite wechselt, ist weniger Platz und es muss irgendwer verzichten. Es gibt auch viele Empfänger, die sich nur in 9khz Schritten einstellen lassen. Es wäre also ungünstig, viele Sender um 1khz zu verschieben, um irgendwo eine größere Bandbreite dazwischen schieben zu können.




Es gab ja mal analoge Empfänger mit MW-Frequenzraster 9+10 umschaltbar. Hätte sowas evtl. für die DRM Bandbreite eine
Relevanz?