Frei Sprechen
12.05.2008 18:31

Sicherheit bei Online-Banking: Sache der Kunden?

Banken starten Beratungsportal - und verlangen Nutzungsgebühr
teltarif.de Leser BjörnB schreibt:
Die Volksbanken Raiffeisenbanken und die Sparkassen wollen wie berichtet das Thema nicht länger totschweigen: Zusammen mit dem Verein Deutsches Sicherheitsnetz haben sie eine Initiative für ein größeres Sicherhheitsbewusstsein bei den deutschen PC-Nutzern gestartet. Ziel ist es vor allem, für ein sicheres Abwickeln der privaten Finanzgeschäfte (Online-Banking) zu sorgen. Für 40 Euro im Jahr erhalten angemeldete Internetnutzer eine Schutz-Software für den heimischen PC, Informationen zu aktuellen Risiken und Bedrohungen sowie im Schadensfall Hilfestellung per E-Mail oder am Telefon. Wie bitte? Der Nutzer soll 40 Euro im Jahr zahlen, damit er möglichst risikofrei Online-Banking anwenden kann? Mir drängt sich hier der Verdacht auf, dass die Banken die Sicherheitsproblematik beim Online-Banking auf die Kunden abwälzen.

Mit abnehmender Zahl an Bank-Filialen wird die private Finanzverwaltung über das Internet immer wichtiger. Manche Bankhäuser setzen inzwischen fast ganz auf diesen Weg und führen immer weniger private Banggeschäfte am Schalter durch. Die Volksbanken Raiffeisenbanken und Sparkassen gehören nicht zu den Online-Banken, aber auch sie dünnen ihr Filialnetz vielerorts aus, um Kosten einzusparen. Auch für die Kunden dieser Institute wird Online-Banking daher immer wichtiger.

Risikofreies Online-Banking gibt es nicht

Zwar versuchen viele Banken, möglichst optimale Sicherheitsstandards zu gewährleisten und effektiven Schutz für die Transaktionen ihrer Kunden zu bieten. Generell ist Online-Banking in der Praxis jedoch alles andere als sicher: Nicht nur schneiden in Sicherheitstests die angebotenen Systeme etlicher Banken noch immer schlecht ab, auch der Kunde selbst ist ein Risikofaktor, auf den die Bank zudem nur begrenzt Einfluss hat. Programme zum Ausspähen persönlicher Daten, die über Viren oder Trojanische Pferde auf die Rechner der Internetnutzer geschleust werden, Phishing-Mails, die massenhaft die Postfächer füllen und zur Preisgabe der Kontodaten auffordern oder gefälschte Websites, die kaum von den Original-Seiten der Banken zu unterscheiden sind - wer beim Surfen und Mailen nicht aufpasst, kann schnell um sein Geld erleichtert werden.

Schätzungen zufolge liegt allein in Deutschland der volkswirtschaftliche Schaden durch Phishing im zweistelligen Millionenbereich­.Durchschnittlich betrug im Jahr 2006 der Schaden eines Phishing-Opfers 4000 Euro, errechnete der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) damals. Dass die Volksbanken Raiffeisenbanken und Sparkassen jetzt das Thema PC-Sicherheit so offensiv angehen, deute ich als Hinweis darauf, dass das Problem nicht kleiner geworden ist.

Nicht immer haftet im Schadensfall die Bank

Im Schadensfall zeigen sich die Banken wohl oft kulant - haften tun sie jedoch nicht immer im Schadensfall. In den AGB fürs Online-Banking verpflichten die Banken in der Regel den Nutzer zur Sorgpfaltspflicht: Der Kunde darf zum Beispiel die PIN oder die TAN nicht auf dem PC speichern, muss eine Anti-Viren-Software nutzen und ständig aktualisieren und Dritte beim Online-Banking ihre Daten nicht einsehen lassen. Andere Vorgaben, die teilweise auftreten können, wie etwa das Überprüfen von Websites auf ihre Echtheit - sind für den normalen Internetnutzer jedoch gar nicht oder nur schwer erfüllbar.

Es gibt inzwischen zwar Online-Banking-Methoden, die auch von Anti-Viren-Experten als sehr sicher angesehen werden: zum Beispiel den Einsatz des Handys als Authentifizierungskanal oder von Kartenlesegeräten, die der Kunde zu Hause an den Rechner angeschlossen hat. Doch die Banken, die solche Systeme bieten, geben die notwendigen Geräte nicht kostenlos an ihre Kunden heraus. Die Folge: Von der Kundenseite werden diese sicheren Online-Banking-Methoden kaum nachgefragt. Manche Experten fordern sogar, dass die Transaktionen durch biometrische Daten des Nutzers abgesichert werden. Für die Banken würde das erhebliche Investitionen in die Umsetzung solcher Abwicklungsarten bedeuten.

Die Banken reden endlich über Sicherheitsrisiken

Es ist gut, dass die Banken die Themen PC-Sicherheit und Sicherheit beim Online-Banking endlich offen ansprechen wollen. Bislang hatte man teilweise aufgrund einzelner spektakulärer Fälle das Gefühl, Phishing und Kontoplünderungen gäbe es nur vereinzelt im Ausland. Hinweise auf die Gefahren erhielt nur derjenige Kunde, der auf den Websites gezielt danach suchte. Auch die erste Mitteilung des Vereins Deutsches Sicherheitsnetz - ein Warnhinweis an Nutzer des Musik-Abspielgrogramms Quicktime - kann man leicht als Ablenkungsmnöver verstehen. Es bleibt außerdem zu wünschen, dass die Banken es nicht auf die Gründung einer sehr spät ins Leben gerufenen Aufklärungs-Initiative belassen, sondern auch weiter an der Entwicklung sichererer, einfacher und zumindest auch für den privaten Anwender bezahlbarer Lösungen fürs Online-Banking arbeiten.

Auch wenn der Online-Banking-Nutzer selbst an der Sicherheit mitwirken muss - mit der jetzt gestarten Initiative Deutsches Sicherheitsnetz machen die Banken es sich meiner Meinung nach zu einfach, zumal es auf dem Markt kostenlose Anti-Viren-Software für private Anwender gibt und die Hersteller der Programme ihre Nutzer gratis schnell mit aktuellen Bedrohungen im Netz versorgen. Die Volksbanken Raiffeisenbanken werden erst beweisen müssen, dass ihr Service das Geld auch wert ist. Eine E-Mail-Unterstützung bei PC-Problemen klingt für mich nicht sonderlich effektiv. Wir werden sehen: Morgen sollen die Dienste und Anmeldemöglichkeiten auf der Website des Deutschen Sicherheitsnetzes zu sehen sein.

Was meint ihr dazu? Ist der Schritt zu kostenpflichtiger Beratung und Software begrüßenswert? Oder was wären sinnvollere Alternativen?

2x geändert, zuletzt am 15.05.2008 10:45
Kommentare zum Thema (5)
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Keine Kosten für den Kunden!
1960herbert antwortet
12.05.2008 19:20
Hallo,

da der Kunde durch das Online-Banking seiner Bank viel Arbeit abnimmt, sollte die Bank auch für entsprechende Sicherheit sorgen, und zwar OHNE Mehrkosten. Diese dürften sich in Grenzen halten, denn Banken können größere Stückzahlen von benötigter Hardware (HBCI-Kartenleser u. ä.) günstig bestellen, ggf. über den eigenen Verband.
Da ich das Online-Banking öfters nutze, beschäftige ich mich auch mit der Sicherheit. Wichtig ist, den eigenen PC mit Virenscanner und Firewall auszurüsten und aktuell zu halten. In Internet-Cafés würde ich grundsätzlich nicht auf die Seite meiner Bank gehen. Außerdem kann mir da jeder zusehen, wenn ich meine PIN eingebe und mit einer TAN-Liste arbeite.

Herbert
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okreft antwortet auf 1960herbert
13.05.2008 12:30
Ich bin auch ein Onlinebanker und sehe es genauso. Warum sollte ich denn extra Gebühren zahlen nur weil ich Onlinebanking betreibe?
Gerade dadurch spart meine Bank doch erheblich an kosten und Kontoführungsgebühren zahle ich ja auch trotzdem noch!
Ich finde auch das meine Bank dafür zuständig ist das ich sicher mit Ihnen kommuniziere, am Schalter kommt ja auch nicht jeder an mein Geld ran... Ich für meinen Teil werde keine extra Gebühren zahlen, finde das ziemlich unverschämt und hoffe das meine Bank das anders handhaben wird.
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akaz25 antwortet
13.05.2008 20:06
@BjörnB:
Stimme Ihnen voll und ganz zu.

Aber so war das immer schon. Erst die Kunden mit kostenlosen Angeboten locken und dann zuschlagen. So war es ja auch mit dem Girokonto. Das war erstmal kostenlos. Hatten es dann genug Leute, konnte man Gebühren einführen. Das Online-Banking ist bis jetzt auch mehr oder minder kostenlos. Wer aber sicher gehen will und z.B. HBCI haben will, musste schon gleich bezahlen.
Auch das sm@rt-Tan plus-Gerät hat Geld gekostet.
Sicherheit hat angeblich seinen Preis, den der Kunde zu zahlen hat.
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Sicherheit fängt beim Passwort an
chaosraser antwortet
14.05.2008 16:46
Ausspionieren und all die anderen Dinge sind zwar auch ein sehr großes Thema aber solange Banken beim Onlinebanking immer noch glauben ein 4 stelliges Passwort wäre sicher, sind alle anderen Sicherheitsideen überflüssig. Selbst für meine Emails benutze ich 11 Zeichen bei Foren habe ich 8. Und wenn es um mein Geld geht nur 4 ohne Sonderzeichen.
Das doch wohl ein Witz, aber meine Bank träumt weiter.
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Unbrauchbares Angebot
jans antwortet
15.05.2008 10:34

einmal geändert am 15.05.2008 10:35
Für 30 Euro hätte ich von den beteiligten Banken jetzt mindestens erwartet, daß man dafür einen HBCI-Kartenleser bekommt. Aber wo einige Banken ja noch nicht einmal HBCI anbieten? Einigermaßen gute Sicherheitssoftware kann man sich ohne Kosten auch selbst besorgen.