Parallelwelten

Second Life arbeitet am eigenen Image

Virtuelle Welt wird nach wie vor rege genutzt
Von dpa / Steffen Herget

Parallel werkelt Linden Lab am Geschäftsmodell. Eine Plattform soll Nutzern außerhalb der USA den Devisenumtausch erleichtern und so den Firmenumsatz ankurbeln. Mit den virtuellen Linden-Dollars können sich Avatare in Second Life Appartements, Turnschuhe oder fesche Möbel kaufen - und der Anbieter verdient dank der Umtauschgebühr mit. Die Erlöse aus dem Verkauf von Grundstücken, die Nutzer beliebig gestalten und bebauen können, landen sogar komplett in San Francisco. Nach eigenen Angaben ist Linden Lab schon seit längerem profitabel. Die Marktforscher von Next Up Research schätzen den Wert der Firma auf 650 bis 700 Millionen Dollar (436 bis 470 Millionen Euro).

Einen weiteren Geschäftszweig will Mark Kingdon ab November erschließen. Immer mehr Unternehmen und Hochschulen nutzen die Plattform für kostengünstige Lehrveranstaltungen und Geschäftstreffen über die Distanz. Firmenkunden sollen gegen Gebühr geschützte virtuelle Konferenzräume innerhalb der eigenen Firewall aufbauen können. Passende Kostümchen und Anzüge gibt es gratis dazu. Experten trauen solchen Unternehmenslösungen ein rapides Wachstum zu.

Metaversum erstellt Kopien von Berlin und Singapur

Auf einen Erfolg in der Nische hoffen auch andere Firmen - etwa das Startup Metaversum [Link entfernt] aus Brandenburg. Die Macher der 3D-Welt Twinity setzen einen Kontrapunkt zum großen Rivalen: "Wir bauen Städte maßstabsgetreu nach", sagt Mitgründer Mirko Caspar. Karten und dreidimensionale Modelle von Gebäuden dienen dabei als Vorlage. Seit einem Jahr steht eine Kopie von Berlin im Cyberspace, später folgte Singapur. London ist in Arbeit.

Zwischen Brandenburger Tor und Reichstag sind keine Fantasiewesen unterwegs wie bei Second Life üblich, sondern menschlich geformte Avatare. "Bei uns geht es um die echte Identität", betont Caspar. Die Plattform sei geeignet, "das Netz sozialer und gemeinsam erlebbar" zu machen. Bislang haben sich weltweit 180 000 Nutzer registriert. Wie viele von ihnen regelmäßig online sind, sagt das Unternehmen nicht.

Bei allen Unterschieden ähnelt das Geschäftskonzept dem von Second Life: Immobilien und Tauschgebühren für die virtuelle Währung sollen Umsatz bringen. Zudem setzt Metaversum auf Werbung - Firmen wie Sony und Immonet seien bereits aktiv. Über Geschäftszahlen schweigt sich das Unternehmen aus. Aber dank einer Kapitalspritze im Juni in Höhe von 4,5 Millionen Euro dürfte der Ausbau weiter voranschreiten.

Rund 400 Parallel-Universen für Kinder

Trotz des schlechten Rufs haben Second Life, Twinity und ihre Konkurrenten durchaus Chancen auf dauerhaften Erfolg: Mittlerweile gibt es weltweit rund 400 Parallel-Universen, ein großer Teil davon für Kinder. Die nächste Generation wird bereits mit Avataren groß.