T-Aktie

Telekom: 20 Jahre T-Aktie

Sie befeu­erte einst die Aktien­kultur in Deutsch­land, wurde als Renten­papier gepriesen und galt als sicherer Hafen für Erspartes von Klein­anlegern. Doch im Rück­blick steht die T-Aktie vor allem für eines: voll­mun­dige Ver­sprechungen und bittere Ent­täuschungen.
Von dpa / David Rist

Der Schauspieler Manfred Krug Der Schauspieler Manfred Krug bewarb damals die T-Aktie
Bild: dpa
An dieses Datum möchten in diesen Tagen manche Aktio­näre der Deut­schen Telekom nicht gern erin­nert werden: 18. November 1996. Der Börsen­gang des ehema­ligen Staats­monopolisten ist nun 20 Jahre her. Es war der Start­schuss zur Privati­sierung des Bonner Unter­nehmens und zunächst der Beginn des Auf­stiegs einer Aktie, die wie keine andere die Gemüter von Anle­gern erregte.

Für 14,57 Euro (28,50 D-Mark) waren die Papiere ange­boten worden - und die 712 Millionen T-Aktien gingen weg wie warme Semmeln. 1,4 Millionen Privat­anleger ergat­terten Anteils­scheine.

"Die Telekom geht an die Börse, und ich gehe mit", warb damals der kürz­lich verstor­bene Schau­spieler Manfred Krug für die T-Aktie, wofür er sich später entschul­digte. Der Konzern kassierte rund 10 Milli­arden Euro aus seinem Kapital­markt-Debüt, drei Jahre später unge­fähr noch einmal die gleiche Summe beim zweiten Börsen­gang. Der Wert der T-Aktie hatte sich fast ver­drei­facht. Es begann - getragen von einer Börsen­euphorie bis dato unbe­kannten Ausmaßes - ein wahres Kurs­feuerwerk.

Der Aufstieg kommt vor dem Fall

"T-Aktie im Rausch", titelten die Zeitungen, als das Papier im März 2000 mit einer Notie­rung von 103,50 Euro seinen histo­rischen Höchst­wert erreichte - gut das Sieben­fache des Ausgabe­kurses. Wer zum ersten Börsen­gang 10 000 Euro in die T-Aktie inves­tiert hatte, war zu dem Zeit­punkt um 60 000 Euro reicher. Doch dann platzte die Internet-Blase und riss die Telekom-Werte mit den Abgrund.

Der Wert des Papiers hatte bereits deut­lich nach­gegeben, als der Bund sich von einem Akti­enpaket trennte. Rund 13 Milli­arden Euro flossen so in die Staats­kasse. Noch heute streiten Anleger mit der Telekom vor Gericht wegen falscher Angaben im Verkaufs­prospekt um eine Ent­schädigung.

Der damalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, Ron Sommer, zeigt vor der Deutschen Börse in Frankfurt am Main auf die Anzeigentafel, auf der der Erstausgabepreis von 28,50 DM für die Telekom-Aktie zu lesen ist. Der damalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom Ron Sommer
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Für das Debakel der T-Aktie wurden viele ver­antwortlich gemacht. Der Bund, der Aufsichts­rat, das allge­meine Börsen­klima - vor allem aber derje­nige Mann, der wie kein anderer für den Börsen­gang getrom­melt und Anle­gern das Blaue vom Himmel verspro­chen hatte: der dama­lige Telekom-Chef Ron Sommer.

Die T-Aktie koste so viel wie ein Kino­besuch mit der Familie, betonte Sommer und entfachte das Börsen­fieber unter den Deut­schen, die bis dahin als Aktien­muffel galten. Doch am Ende wurde der Manager zum "Buh­mann der Nation" und "Toten­gräber der Aktien­kultur".

Dabei hatte Sommer wesent­lich dazu beigetragen, das einst behä­bige Bundes­unternehmen aus dem Dorn­röschen­schlaf zu wecken. Um ihn fit zu machen für den Wett­bewerb, verord­nete er dem Konzern eine Ross­kur nach innen und nach außen: Inter­natio­nali­sie­rung, Neu­ausrichtung der Geschäfte und Stellen­abbau. Das kostete viel Geld, die Verschul­dung stieg. Anderen ehema­ligen Staats­betrieben in der Telekom-Branche erging es nicht anders. Plötz­lich galten die Aktien als Teufels­zeug.

Der Schauspieler Manfred Krug Der Schauspieler Manfred Krug bewarb damals die T-Aktie
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Heute ist die Telekom, an der der Bund direkt und indi­rekt über die KfW-Banken­gruppe immer noch mit 32 Prozent betei­ligt ist, ein anderes Unter­nehmen geworden. Sommers Nach­folger haben Schulden redu­ziert, den Konzern konti­nuier­lich umge­baut und ihn in ruhi­geres Fahr­wasser geführt.

Auch die T-Aktie hat sich stabi­lisiert - auf nied­rigem Niveau. "Die Telekom ist auf einem sehr guten Weg", sagt der amtie­rende Vorstands­chef Tim Höttges, "mehr geht immer". Und so schlecht stünden ihre Aktio­näre heute nicht da, rechnet der Manager vor. Wenn die Früh­zeichner von 1996 nicht nur Kurse, sondern auch den redu­zierten Ausga­bepreis (14,32 Euro), gezahlte Divi­denden und Treu­aktien mit einbe­zögen, stehe über 20 Jahre unter dem Strich eine Gesamt­rendite von 155 Prozent.

Dem Auf und Ab der T-Aktie hatten wir bereits zum zehn jährigen Jubi­läum einen eigenen Artikel gewidmet. Lesen Sie hier die Chro­nologie der ersten zehn Jahre T-Aktie.