Österreich: Große Pläne mit Digitalradio DAB+
In Österreich soll es bald ein deutlich größeres Angebot im Digitalradio DAB+ geben. Auf Grundlage ihres Digitalisierungskonzeptes 2021 hat die Kommunikationsbehörde Austria (KommAustria) die Planung, den Aufbau und den Betrieb sogenannter Multiplex-Plattformen für die Übertragung des digitalen, über Antenne zu empfangenden Digitalradios ausgeschrieben. Damit bietet die Medienbehörde die Möglichkeit, Zulassungen für den Betrieb eines bundesweiten, auch regionalisierbaren Multiplexes und mehrerer regionaler Multiplexe zu beantragen, über die jeweils rund 15 DAB+ Radioprogramme verbreitet werden können. Von den regionalen Zulassungen ist lediglich das Bundesland Wien ausgenommen, wo bereits seit 2018 ein regionaler DAB+ Multiplex in Betrieb ist.
Nationale und regionale Ensembles
DAB+ in Wien
Foto: teltarif.de
"Vor dem Hintergrund eines in Österreich nur begrenzt verfügbaren Angebotes an UKW-Frequenzen, ist DAB+ Digitalradio, das in anderen Frequenzbereichen ausgestrahlt wird, eine ausgezeichnete Möglichkeit, der Bevölkerung ein Mehr an hörbarer Medien- und Meinungsvielfalt in zeitgemäßer Klang- und Empfangsqualität anzubieten", sagt Michael Ogris, Vorsitzender der Medienbehörde KommAustria. "Ein Ausbau überregionaler wie auch regionaler Berichterstattung durch heimische Audio-Medien stellt einen demokratiepolitischen Gewinn für Alle dar", so Ogris weiter.
Als bundesweites Angebot wäre die neue, als "MUX III" bezeichnete Plattform das zweite österreichweite DAB+-Programmbouquet. Bereits seit 2019 werden über die Plattform "MUX I" 16 DAB+ Radioprogramme mit einer technischen Bevölkerungsreichweite von 84 Prozent bundesweit ausgestrahlt, regional kommen im Großraum Wien auf der Plattform "MUX II" 14 DAB+ Radioprogramme hinzu. Aus dem frequenztechnisch ebenfalls bundesweit konzipierten "MUX II" können nun regionale Versorgungsgebiete in weiteren Bundesländern beantragt werden.
ORF soll mit "Popularbeschwerde" zur Teilnahme gezwungen werden
Optional bietet die KommAustria bei besonderer Nachfrage an, die jetzt gestartete Ausschreibung um einen bundesweiten "MUX IV" zu erweitern, der insbesondere für "Must-Carry"-Programme, wie etwa Hörfunkangebote des öffentlich-rechtlichen Österreichischen Rundfunks (ORF), genutzt werden könnte. Entsprechende Bedarfsmeldungen müssten bis spätestens zum 31. Juli 2023 bei der Behörde eingehen.
Bisher lehnt der ORF einen Einstieg in DAB+ ab. Er betrachtet die Technologie als sinnlosen Übergang hin zu IP und setzt daher weiter vorrangig auf das analoge UKW, wo er freilich auch die beste Reichweite aller österreichischen Radioprogramme hat.
Eine sogenannte Popularbeschwerde soll den ORF nun aber dazu bewegen, seine drei österreichweit gesendeten Radioprogramme auch auf DAB+ verfügbar zu machen. Bei einer aktuell im Auftrag der Regulierungsbehörde RTR durchgeführten Studie von Ipsos Market Research zeigt sich, dass mittlerweile 30 Prozent, also fast ein Drittel, aller Haushalte in Österreich über DAB+-Empfang verfügen. Das Digitalradio habe sich somit als relevanter Verbreitungsweg etabliert.
Die Popularbeschwerde bezieht sich dabei auf den Versorgungsauftrag des ORF und sieht diesen durch die Unterlassung der Verbreitung auf DAB+ als digital-terrestrischen Hörfunk als verletzt.
In einem Kommentar stellen wir die Forderung, "eingefrorene" UKW-Frequenzen wieder freizugeben.