Aus für Femotion Radio: Lohnen sich neue DAB+-Sender?
Nur kurz nach dem angekündigten Aus in Nordrhein-Westfalen steht nun fest, dass sich Deutschlands erstes nationales Frauenradio nach drei Jahren weitgehend komplett verabschiedet: Das lineare Programm von Femotion Radio wird zum Ende des ersten Quartals 2024 eingestellt. Das Programm war in mehreren Bundesländern über DAB+ sowie webbasiert zu hören.
Die Betreibergesellschaft teilt dazu mit, dass trotz hoher Bekanntheit, einer für ein junges Programm überdurchschnittlich starken Nutzung und Hörerbindung und der erst jüngst erhaltenen Auszeichnung beim Hörfunkpreis der Sächsischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (SLM) in der Kategorie "Beste journalistische Leistung des Jahres" keine ausreichende
wirtschaftliche Perspektive für eine Fortführung des Projektes gegeben war. Grund sei die konjunkturbedingt herausfordernde Refinanzierungssituation am Werbemarkt.
Femotion Radio zieht den Stecker
Foto: Femotion Radio
Neue Veranstalter kämpfen ums Überleben
Hier stellt sich freilich die Frage, ob sich in der aktuellen Situation neue lineare Programme überhaupt noch lohnen. Am ehesten punkten können hierbei wohl Veranstalter, die bereits im Hörfunkmarkt etabliert sind, etwa mit starken UKW-Marken. Sie können neue, digitale Programme in Werbekombis platzieren, somit gelangen die Newcomer auch in die für Radiospots so wichtige Ausweisung der Media Analyse Audio.
Antenne Bayern vermarktet etwa neben dem Hauptprogramm auch die neuen DAB+-Programme Antenne NRW und Oldie Antenne in einer solchen Kombi. Schwer haben es dagegen völlig neue Veranstalter. Auch der Schwestersender von Femotion Radio, das Sportradio Deutschland, musste seinen Sendebetrieb einstellen. Und das mit den Gesellschaftern verbandelte Driver's Radio strahlt nur noch ein unmoderiertes Musikprogramm aus.
Femotion-Podcasts bleiben bestehen
Ein kleines Trostpflaster für alle Fans der bekannten Formate wie dem beliebten "Business-Club" bei Femotion Radio: Die Geschichten mutiger Macherinnen und Karrierefrauen, die inspirieren und Mut machen, sowie einige weitere unique Formate werden off air fortgesetzt und finden schon bald auf bekannten Podcast-Plattformen eine neue Hörheimat. Auch der Instagram-Auftritt, eine mit mittlerweile fast 30.000 Followerinnen unterhaltende Spielwiese für alle Themen "Von Frauen für Frauen", werde weitergeführt.
Es sei beeindruckend, dass die Gesellschafter trotz der ausgesprochen herausfordernden Gegenfinanzierung mutig drei Jahre in Femotion investieren und dem Programm aus wahrer Überzeugung eine echte Chance gegeben haben, so Geschäftsfühtrer Ulrich Müller zum Aus des Senders. "Wir haben in nur knapp drei Jahren ein absolut einmaliges Special-Interest-Angebot aufgebaut und damit auf DAB+ und im Web eine starke und thematisch treffende Marke etabliert. Ich bedanke mich bei allen Begleiterinnen auf dieser Reise, die eindrucksvoll gezeigt hat: Female Empowerment braucht eine starke Stimme, starke Partner und in der Zukunft noch viel mehr mediale und gesellschaftliche Wahrnehmung und Unterstützung. Deshalb – auch wenn es aufgrund der äußeren Rahmenbedingungen nachvollziehbar ist: Das Ende schmerzt uns alle."
Zwei weitere Programme starten demnächst digital-terrestrisch über DAB+ in Berlin.