DAB+-Anbieter: Ohne UKW-Abschaltung droht Sendersterben
Das Thema UKW-Abschaltung ist in Deutschland in weite Ferne gerückt. Noch immer ist der alte, analoge, terrestrische Hörfunk mit Abstand der meistgenutzte Weg zum Radiohören, die Nutzerzahlen vom Digitalradio DAB+ steigen nur sehr langsam, und geplante UKW-Abschaltdaten werden immer wieder verschoben oder ganz verworfen. Zuletzt hatte auch der Privatfunkverband Vaunet einen langjährigen Fortbestand von UKW und sogar eine Weiterentwicklung zusammen mit dem Digitalradio DAB+ gefordert.
"Wirtschaftlicher Wahnsinn"
Radio Schwaben sendet in Bayern auf DAB+
Foto: Radio Schwaben
Aufgrund dieser Entwicklung schlagen nun mehrere Veranstalter aus Bayern ohne UKW-Frequenzen Alarm. Ohne Perspektiven drohe ein Sendersterben. Im Freistaat senden derzeit noch sechs kommerzielle DAB+-only-Anbieter, die zum Großteil inhabergeführt sind: Radio Augsburg, AllgäuHit, Hoamatwelle (Radio Schwany), Smart Radio, Radio Schwaben und Megaradio. Diese tragen laut eigenen Angaben zur sonst fast ausschließlich Konzern-verwalteten Anbieterstruktur in Bayern einen großen Teil zur Medienvielfalt und Attraktivität von DAB+ bei. Anbieter wie Kultradio und Ilmwelle mussten bereits ihren Sendebetrieb einstellen.
UKW soll nun in Bayern über 2025 hinaus verlängert werden. Ohne entsprechende Maßnahmen würde sich die Mehrzahl der Anbieter mangels Perspektive mit einem Ausstieg aus dem laut ihrer Darstellung "wirtschaftlichen Wahnsinn" beschäftigen müssen, heißt es in einem von Radio Schwaben koordinierten Rundschreiben, das teltarif.de vorliegt.
Sender fordern UKW-Stützfrequenzen
Man kommt mit einer alten Forderung, sollte tatsächlich kein UKW-Ausstieg erfolgen. Bei einer Verschiebung der UKW-Abschaltung 2025 sei es unerlässlich, dass zur Reichweitengewinnung und Herstellung der Chancengleichheit UKW-Stützfrequenzen, beziehungsweise Promotionfrequenzen an die DAB+-Anbieter für den Übergangszeitraum zur Verfügung gestellt werden. Freie Frequenzen gäbe es im Freistaat nach der Abschaltung zahlreicher Kanäle durch das Deutschlandradio. Bisher habe die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) aber eine Bereitstellung mit Verweis auf eine bald bevorstehende UKW-Abschaltung abgelehnt.
Wie aus der Funkanalyse Bayern (FAB 2023) ersichtlich ist, verteilen sich 31 Prozent der Radiohörer, die über DAB+ hören, auf über 100 Radioprogramme. Dagegen empfangen 43 Prozent der Radiohörer, die über UKW hören, im Durchschnitt maximal fünf bis sieben massentaugliche Programme.
Das Bayern Digitalpaket als Werbekombi habe im letzten Jahr nur rund 500 Euro an die durch Studio Gong vermarkteten Sender ausgeschüttet. Dagegen stünden horrende Kosten für Personal und Betriebskosten. Das Geschäftsmodell sei bei allen DAB+-only-Anbietern auf den Abschalttermin von UKW im Jahr 2025 ausgerichtet. Dies rechtfertigte bisher die hohen Nachschüsse, die über Jahre von den Gesellschaftern zur Finanzierung beigestellt wurden. Würden diese Nachschüsse eingestellt, befänden sich fast alle kleinen Sender jedoch unmittelbar in der Insolvenz.
"Wir benötigen jetzt eine Perspektive, wie wir die Programme bis zur endgültigen UKW-Abschaltung am Leben erhalten können", sagt Markus Gilg, Geschäftsführer von Radio Schwaben.
In einem anderen Beitrag geht es um den ersten bundesweiten Radiosender, der von einer KI moderiert wird.