Deutschland: Digital-Dilemma durch Personal- und Geldmangel
Deutsche Unternehmen wollen 41 Milliarden Euro in die Digitalisierung ihres Geschäfts stecken.
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Dem Wirtschaftsstandort Deutschland droht laut einer
Studie ein Digitalisierungs-Dilemma. Demnach ist der Druck zur
digitalen Revolution und zukunftsträchtigeren Geschäftsmodellen im
internationalen Vergleich gerade für deutsche Unternehmen am größten.
Geldmangel bremst Fortschritt aus
Deutsche Unternehmen wollen 41 Milliarden Euro in die Digitalisierung ihres Geschäfts stecken.
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Doch allzu oft mangelt es den Betrieben hierzulande an Geld und
Fachkräften, um die nötigen Weichenstellungen auch umzusetzen. Jedes
zweite Unternehmen will mehr in die Digitalisierung investieren, was
aber vor allem an Budgetmangel oder dem fehlenden Know-how von
Fachkräften scheitert. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative
Umfrage im Auftrag des Beratungskonzerns EY. Sie lag der Deutschen
Presse-Agentur am Montag zum Start der Messe CeBIT in Hannover vor.
Die Branchenschau (16.-20. März) fokussiert den Megatrend der
Digitalisierung. Beispiele für die Revolution gibt es längst genug:
Uber mischt die Taxibranche auf, Airbnb lehrt Hoteliers das Fürchten
und Fließbänder vernetzen sich mit den Bauteilen. Weltweit und auch
in Deutschland musste der EY-Studie zufolge schon mehr als jedes
zweite Unternehmen in den vergangenen fünf Jahren deutliche
Änderungen am eigenen Geschäftsmodell vornehmen. Grund sind in erster
Linie neue Technologien, die das Kundenverhalten ändern und neue
Wettbewerber auf den Plan treten lassen. Bislang besonders betroffen:
Die Telekommunikations- und Medienbranche sowie Automobilunternehmen.
Zukunfts-Technologien als Job-Killer?
Und der Trend scheint erst Fahrt aufzunehmen: Fast jeder zweite deutsche Betrieb rechnet damit, dass neue Technologien künftig das eigene Geschäftsmodell infrage stellen - das ist mehr als in allen anderen untersuchten Ländern. Weltweiter Durchschnitt ist 39 Prozent./ "Deutschland ist ein Hochtechnologie- und Industriestandort. Hier bekommen die Unternehmen die Folgen der digitalen Revolution ganz unmittelbar zu spüren", sagt EY-Partner Markus Heinen. Dabei scheint die Ausgangslage für Deutschland gut: Während weltweit nur bei fast jedem dritten Unternehmen die Digitalisierung eine sehr große Rolle spiele für das eigene Geschäftsmodell, geht Deutschland mit 36 Prozent vorweg, zumindest im europäischen Vergleich. Nur die Schweiz liegt da laut Umfrage mit 41 Prozent noch weiter vorne. "Es wäre wichtig, dass sich das Thema Digitalisierung vom Hype weg und hin zu einer umsetzbaren Strategie entwickelt", meint Heinen. "Es werden viele Projekte angestoßen, doch vielfach passiert das eher unabgestimmt beziehungsweise unkoordiniert."
Digitalisierung ist bereits in den Unternehmen angekommen
Denn Digitalisierung ist längst keine Zukunftsmusik mehr: Weltweit sieht dabei gerade einmal jedes vierte befragte Unternehmen keine Relevanz für sich - in Deutschland sogar nur jedes siebte. "Eine Taktik nach dem Motto "Augen zu und durch" wird nicht funktionieren", sagt Olaf Riedel, EY-Partner und Chef der Beratungsdienstleistungen im deutschsprachigen Raum. Der Handlungsdruck sei groß. "Auswirkungen bekommen alle Branchen zu spüren - allerdings mit unterschiedlicher Wucht und nicht alle sofort." Die Industrie sei ein Vorreiter und könne ganze Lieferketten mit Hilfe digitaler Technik automatisieren und das richtige Teil zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort haben.
Experte warnt: Die Digitalisierung zu vernachlässigen, dürfte sich oft fatal rächen
Doch wenn es um die Investitionskraft für Digitalisierung geht, sind die Schweizer Spitzenreiter und die Deutschen höchstens Mittelmaß. Schweizer Firmen planen laut der Studie im Schnitt 1,6 Prozent ihres Umsatzes in das Thema zu investieren. Auch die Schweden, Südkoreaner, Inder und die USA liegen vorn mit gut einem Prozent. Die Deutschen liegen entfernt von der Weltspitze bei 0,8 Prozent ihrer Umsätze. Immerhin jedes dritte deutsche Unternehmen gibt an, trotz niedriger Zinsen nicht die nötigen Finanzmittel zu haben. Ähnlich hoch ist der zweitwichtigste Grund: Know-how- und Fachkräftemangel. Heinen warnt: Die Digitalisierung zu vernachlässigen, dürfte sich oft fatal rächen.