Angetestet: Das X51 5G von Vivo
Der Hersteller Vivo ist in Deutschland noch relativ unbekannt, wurde aber schon 2009 neu gegründet, sein erstes Smartphone Vivo Y51 kam 2016 auf den Markt. Inzwischen ist Vivo ganz offiziell in Deutschland angekommen und präsentiert mit dem Modell Vivo X51 5G ein Smartphone auf Android-Basis für den hiesigen Markt, das 5G-fähig ist.
Netter Gag: Der Bildschirmschoner zeigt zwei fahrende Autos
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Vivo V2006
Intern hat Vivo dieses Gerät "V2006" getauft. Wenn man sich irgendwo im Internet mit diesem Gerät anmeldet, erscheint das Gerät unter dieser Kennung, beispielsweise im Google-Konto.
Für etwa 799 Euro (empfohlener Verkaufspreis) bekommt man eine elegant gehaltene schwarze Verpackung, die das Handy, eine praktische Silikon-Schutzhülle, ein USB-A- auf USB-C-Ladekabel und ein 33-Watt-Netzteil enthält, ferner eine Kurzanleitung, eine Nadel zum Öffnen des SIM-Karten-Fachs (unten links neben der USB-C Buchse) und ein einfaches Kopfhörerset mit passendem USB-C-Stecker.
Man muss viel AGBs bestätigen
Nach dem ersten Einrichten meldet sich das Handy in deutscher Sprache, wobei das abhängig von der Sprache eingelegten SIM-Karte ist. Als nächster Schritt müssen eine Unmenge von AGBs und Datenschutzbestimmungen abgenickt (geklickt) werden. Vivo möchte alles mögliche speichern, nimmt aber den Datenschutz ("Privacy") sehr Ernst. Falls Sie das alles lesen möchten, nehmen Sie sich Zeit. Sind Sie nicht einverstanden, bliebe nur, das Handy wieder einzupacken, aber das ist heute bei allen Herstellern so.
Die Einrichtung: Wie gewohnt
Dann wird um die PIN der SIM-Karte gebeten (sofern diese nicht ausgeschaltet sein sollte), ferner um ein WLAN-Passwort, um notwendige Updates suchen zu können, und dann installiert sich Google Android 10. Das kennen wir ja alles schon zur Genüge.
Nicht das allerneueste Android
Das Vivo X51 5G verwendet ein recht originales Android 10, aber mit 5G (DSS) fremdelt es.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Zum Schluss folgt eine Systemaktualisierung, und dann haben wir die Vivo-eigene Oberfläche Fintouch OS (PD2005F-EX-A_3.20.15) mit darunter liegendem Android 10, den Sicherheitsupdates vom 1. September 2020 und dem Google-Play-Systemupdate vom 1.12.2019 (!). Zwei andere Vivo-Modelle, sowie andere Android-Handys sind hier bereits im Mai 2020 angekommen. Ein serienmäßiges Vivo-Sicherheitstool bietet an, das Handy zu entrümpeln (also zu defragmentieren, den Cache zu leeren) und nach Viren zu schauen. Der Virenscanner kommt vom Hersteller Avast.
Das Vivo X51 5G bietet sonst ein auf den ersten Blick recht unverdorbenes Android, das mit 8 GB Arbeitsspeicher und 228 GB internem Speicher kaum Wünsche offen lassen dürfte. Das X51 5G verdaut zwei SIM-Karten im Nano-Format, die auf einem Träger Huckepack eingelegt werden. Eine Speichererweiterung beispielsweise per Micro-SD-Karte, gibt es nicht (ist bei 228 GB auch nicht notwendig). Das Handy beherrscht NFC (beispielsweise fürs mobile Bezahlen), aber kein QI zum kontaktlosen Akkuladen. Dafür verspricht das serienmäßige 33-Watt-Netzteil ein spürbar höheres Ladetempo.
Fingerabdruck-Sensor im Display
Praktisch ist der Fingerabdrucksensor, der im Display integriert wurde. Die blaue "Weltkugel" auf dem Display markiert die Lage des Sensors. Alternativ oder zusätzlich kann man noch die Gesichtserkennung aktivieren, die aber nicht so sicher wie die von Apple sein dürfte.
Snapdragon 765 - 8 Kerne sind Standard
Die Rückseite mit Kamera, unten eine USB-C-Buchse und das SIM-Kartenfach, ferner der Lautsprecher.
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Angetrieben wird das Gerät von einem 64-Bit-Prozessor "SM7250" von Qualcomm, besser bekannt als Snapdragon 765, der für bezahlbare 5G-Smartphones entwickelt wurde und mit 8 Kernen von 300 bis 2400 MHz Taktfrequenz bestückt ist.
Kamera kann sich sehen lassen
Die Hauptkamera des X51 5G löst mit 12 MP auf, über eine Blende von f/1,6 bei 4,75 mm Brennweite. Autofokus, Makro, Video und "kontinuierliches Bild" sind in dieser Preisklasse Standard, die Frontkamera hat nur 8 MP, was für gelegentliche Selfies auch mehr als ausreicht. Wir haben bei denkbar schlechter Beleuchtung im Zimmer ein Testbild mit verschiedenen Kameras geschossen, da kann das X51 5G durchaus mithalten.
Im Vergleich das iPhone 12, das iPhone SE (2020), das Vivo X51 5G und das Vivo Y70.
Das Testbild, aufgenommen mit dem iPhone 12
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Das Testbild, fotografiert mit dem iPhone SE 2020
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Das Testbild, fotografiert mit dem Vivo X51 5G (V2006)
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Das Testbild, fotografiert mit dem Vivo Y70 (V2023)
Foto: Henning Gajek / teltarif.de
Was ist mit 5G?
Wenn man schon relativ viel Geld für ein 5G-fähiges Handy ausgibt, dann möchte man den neuen Standard auch so oft es geht auskosten, und da hat unser Testmuster zunächst enttäuscht. Am Testort versorgt die Telekom mit 5G-DSS mit 800 MHz als Ankerzelle, der 5G-Anteil kommt über 2100 MHz. Ein zum Vergleich herangezogenes iPhone 12 kommt damit meistens klar, ein preislich etwas günstigeres, aber technisch ähnliches Oppo Reno 4 5G auch. Auch das hochnoble Samsung Galaxy Note 20 Ultra (grob doppelt so teuer), tat sich hier schon schwerer. Seit einem weiteren Update versteht das Vivo X51 5G jetzt auch 5G-DSS.
Auch im Nachbarort, wo die Telekom mit 5G auf 1800/2100 MHz (Band B3/n1) versorgt, bot das Vivo X51 5G keinen 5G-Empfang (das iPhone 12 und das Reno 4 5G auch nicht). Nach einem weiteren Update (siehe unten) beherrschte das Gerät auch 5G-DSS (Anker LTE 800) und in einem reinem 3600-MHz-5G-Netz lief das Gerät diesmal im brandneuen 5G-Netz von o2 in Mannheim-Rheinau (Hafengebiet) absolut problemlos. Im Android-Drawbar-Einstellungs-Menü (von oben herunterziehen) gibt's einen eigenen 5G-Schalter, den man betätigen sollte.
Ein Fazit
Warum ein neues Gerät nicht mit allen neuen Google-Patches beliefert wird, wissen wir nicht, aber es ist uns unangenehm aufgefallen. Wer sich das Vivo X51 5G zum 5G-Einstieg zulegen möchte, sollte vielleicht lieber noch warten oder für rund 100 bis 200 Euro weniger das Reno 4 5G (ebenfalls mit Snapdragon 765 und auf 800 MHz 5G-DSS-fähig) in Erwägung ziehen.
Wenn ein Käufer gerne bei der Marke Vivo bleiben möchte, wäre das Modell Y70 in Betracht zu ziehen. Das kostet rund 300 Euro, hat die neueste Android-Software (Play Store vom Mai 2020) und eine kaum schlechtere Kamera. Dafür enthält das Y70 keine 5G-Option.
Bald werden die Mainstream-Hersteller das 5G-Band-Problem besser im Griff haben, davon kann man ausgehen. Dann wird es schnell ein riesiges Angebot an interessanten Geräten zu bezahlbaren Preisen geben.
teltarif.de testet kontinuierlich neue Handys, Smartphones, Tablets und mehr - wir zeigen Ihnen unsere Testberichte in der Übersicht.
Update 30.11.: 5G-DSS nach Update möglich
Ein weiteres überraschendes Update auf Funtouch OS PD2005F-EX_A_3.20.20 enthält zwar nach wie vor die Google Play Version vom 1.12.2019 (!) aber bereits das Google-Patch-Update vom November 2020 und erlaubt erstmalig die Nutzung von 5G DSS auf Band 20 (LTE 800 Anker) mit Band n1 (2100 mit 5G). Damit ist das Gerät deutlich interessanter geworden.
Ein Update auf Android 11 ist von Vivo für "ab sofort" angekündigt, hier aber noch nicht eingetroffen. Wir bleiben am Ball.