Test

Huawei Mate S im Test: Schönling mit kleinen Macken

Das Huawei Mate S will hochwertiges Design mit viel Leistung kombinieren. Unbestreitbar ist das Smartphone ein hübscher Vertreter seiner Klasse, doch kann das Gerät auch technisch überzeugen? Wir klären diese Frage in unserem Handy-Test und zeigen neue Funktionen im Video.
Von Rita Deutschbein

Das Mate S hat Huawei auf der IFA 2015 als eines der ersten Smartphones mit Force-Touch-Display vorgestellt. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger - dem Ascend Mate 7 - ist das Mate S etwas kleiner, bringt aber ein ebenso hochwertiges Gehäuse mit. Generell hat Huawei beim Mate S seinen Schwerpunkt auf das Design gelegt und setzt vollständig auf Glas und Metall als Materialien. Doch was steckt in der hübschen Schale? Wir sind im Test des Mate S der Frage nachgegangen, ob der Neuling auch technisch überzeugen und seiner Rolle als Flaggschiff von Huawei gerecht werden kann.

Preis und hierzulande erhältliche Version des Mate S

Huawei Mate S im Handy-Test Huawei Mate S im Handy-Test
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Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Die unverbindliche Preisempfehlung des Huawei Mate S beträgt 649 Euro und wird aktuell von den meisten Händlern auch eingehalten. Somit ist das Smartphone deutlich teurer als bisherige Huawei-Flaggschiffe, die sich vor allem durch ihre günstigen Verkaufs­preise von Konkurrenten wie Samsung, Sony und Apple abheben können. Mit einem Preis jenseits der 600 Euro ist Huawei mit dem Mate S nun aber auf einem ganz anderen Level unterwegs - das Smartphone ist nur geringfügig günstiger als beispielsweise das Galaxy S6 zum Start.

Huawei rechtfertigt den hohen Preis vor allem mit dem Design und den verwendeten Materialien. Das verarbeitete Aluminium soll deutlich kratz­resistenter als bisher sein und auch die Formgebung des Displayglases lässt auf die Sorgfalt schließen, die Huawei beim Gestalten des neuen Gerätes hat walten lassen. Bei dem hierzulande erhältlichen, 649 Euro teuren Modell handelt es sich allerdings nur um die Basisversion des Mate S. Das heißt im Klartext: 32 GB Speicher, kein Force Touch und kein Dual-SIM. Auf die wirklichen Highlights wie das druck­empfindliche Display oder den Betrieb mit zwei SIM-Karten müssen deutsche Nutzer also verzichten.

Mate S: Das hübsche Smartphone

Huawei Mate S

Optisch kann das Mate S auf voller Länge punkten. Das Gerät konnte wie kaum ein anderes Smartphone im Test durch seine schlichte, doch elegante und hochwertige Form überzeugen. Die matt schimmernde Rückseite ist zu den Seiten hin abgerundet, wodurch das Mate S angenehm in der Hand liegt. Dennoch kann das Gerät auf dem Tisch liegend bedient werden, ohne auf der geraden Oberfläche hin und her zu wippen.

Keine Spalten oder unsauberen Kanten stören den Gesamt­eindruck. Zudem scheint das verarbeitete Aluminium tatsächlich robuster als das noch beim Ascend Mate 7 verwendete Metall. Hier konnten wir bereits während des Tests erste feine Kratzer auf der Aluminium-Oberfläche entdecken. Beim Mate S traten diese nicht auf, obwohl das Smartphone ebenso lose in der Handtasche transportiert wurde.

Zudem hat Huawei sein neues Handy mit einer sogenannten P2i-Nano­beschich­tung überzogen, die das Smartphone besser vor Kontakt mit Wasser schützen soll. Die Schutzschicht hat laut P2i nur 1/1000 der Dicke eines menschlichen Haares und wird mit einem patentierten pulsierenden Plasma­verfahren auf das Metall­gehäuse aufgetragen. Tatsächlich überstand das Mate S im Test die Berührung mit Spritzwasser und das Liegen in einer Wasserpfütze problemlos. Wasserdicht im engen Sinne ist das Mate S zwar nicht, doch kann es durch die spezielle Beschichtung versehentliche Spritzer und Verschüttungen besser abwehren. Auch vor Schweiß und öligen Flüssigkeiten soll die P2i-Nano­beschich­tung schützen. Huawei Mate S: Die vordere und hintere Ansicht des neuen Smartphones Die vordere und hintere Ansicht des neuen Smartphones
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Das Metall der Rückseite wird an der oberen und unteren Seite durch einen schmalen Kunststoff­streifen durchbrochen, hinter dem sich die Antennen verbergen. Die Streifen sind deutlich dünner als beispielsweise beim aktuellen iPhone 6S und in der Farbe des Metalls gehalten. Dadurch fügen sie sich gut in das Gesamtbild ein. Das gleiche Prinzip verfolgt Huawei bei dem Doppel-Schlitten für die Nano-SIM-Karte und die microSD-Speicherkarte, der komplett im Gehäuse versenkt werden kann.

Ebenso wie die Kanten der Aluminium-Rückseite ist auch das vordere Displayglas zu den Rändern hin leicht gewölbt - der Hersteller nennt dies 2,5D-Glas. Dadurch wirken die Seiten nicht so scharfkantig und das Mate S lässt sich besser in der Hand halten. Dazu trägt auch bei, dass das im Vergleich zum Vorgänger auf 5,5 Zoll verkleinerte Display für eine deutlich kompaktere Form sorgt. Das geringe Gewicht von 156 Gramm tut sein Übriges.

Auf der rechten Seite des Mate S liegen die Lautstärkewippe sowie der Power-Button, die beide aus Metall bestehen und durch einen knackigen Druckpunkt überzeugen. Die Lautsprecher sind an die untere Kante gewandert und hinter einem ins Metall gebohrten Gitter verborgen. Auffällig sind die beiden Schrauben direkt neben den Lautsprechern - Huawei will durch diese ein einfaches Öffnen des Smartphones gewährleisten, falls das Gerät einmal in die Werkstatt muss. Blick auf das Smartphone aus verschiedenen Winkeln Blick auf das Smartphone aus verschiedenen Winkeln
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Display des Mate S: Erstmals mit SuperAMOLED-Technologie

Wie bereits erwähnt, misst das Display des Mate S 5,5 Zoll in der Diagonale. Geschützt wird der Bildschirm durch eine Schicht Gorilla Glass der aktuellen vierten Generation. Die Auflösung beträgt 1920 mal 1080 Pixel, was bei der Displaygröße eine Pixeldichte von 401 ppi ergibt. Huawei bedient sich beim Mate S das erstmals der SuperAMOLED-Technologie, bei der nicht das komplette Display sondern jedes einzelne Pixel für sich beleuchtet wird. Dadurch wirken Farben noch strahlender und Schwarztöne werden unverwaschen ohne Grauschleier dargestellt.

Ob die mitunter recht knallige Farb­darstellung eines SuperAMOLED-Displays gefällt, ist Geschmacks­sache. Bei Bedarf lässt sich die Farbtemperatur stufenlos von Warm nach Kalt verstellen - weiße Flächen wirken dann entweder gelbstichig oder wirken leicht bläulich. Huawei Mate S erfreut mit stabilen Blickwinkeln Huawei Mate S erfreut mit stabilen Blickwinkeln
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Uns konnte der Bildschirm des Huawei Mate S in der Standard-Einstellung im Test überzeugen. Leuchtende Farben und starke Kontraste sorgen für eine gute Darstellung. Die Helligkeit des Screens lässt sich ausreichend weit nach oben regulieren, um den Bildschirm selbst in strahlendem Sonnenlicht noch gut ablesen zu können. Auch der Blickwinkel zeigte sich erstaunlich stabil. Noch bis zu einem Winkel von etwa 85 Grad zum Gesicht lassen sich Elemente auf dem Screen erkennen. Dunkler wird die Darstellung bei diesem schrägen Betrachtungs­winkel kaum, allerdings lässt sich ein leichter Grünstich erkennen.

Prozessor, System und Spezial-Funktionen

Prozessor: Diese Kombination kennen wir doch

Im Huawei Mate S arbeitet der hauseigene HiSilicon Kirin 935 zusammen mit 3 GB Arbeits­speicher. Wem diese Kombination bekannt vorkommt, hat Recht: Auch im kürzlich getesteten Honor 7 wird auf das gleiche Chip-RAM-Zusammenspiel gesetzt. In diesem Test sind wir bereits im Detail auf die Leistung des System on Chip (SoC) eingegangen, daher beschreiben wir hier die wichtigsten Eckdaten nur in Kürze: Der Kirin 935 ist ein 64-Bit-fähiger Octa-Core-Prozessor, der sich aus zweimal vier Cortex-A53-Kernen mit einer maximalen Taktrate von 1,5 GHz bzw. bis zu 2,2 GHz zusammen­setzt, wobei die Kerne im big.LITTLE-Verfahren geschaltet werden. Der Chip bringt eine Mali-T628 MP4 Grafik­einheit mit, die auch anspruchsvolle 3D-Spiele zumeist flüssig meistert.

Aufgrund der identischen Chip-RAM-Kombination fielen auch die Benchmark-Ergebnisse der beiden Geräte nahezu gleich aus. Die kleinen Abweichungen in den Werten sind messbedingt. Im Test von AnTuTu kam das Mate S auf einen Score von 50 649 (Honor 7: 52 418) und im Unlimited-Test von 3DMark erreichte das Handy 11 861 Punkte (Honor 7: 12 019). Beides sind gute Ergebnisse, die zwar hinter denen der aktuellen Galaxy-S6-Familie von Samsung zurückbleiben, aber dennoch über den Scores vergleich­barer Flaggschiffe liegen.

In der Praxis zeigt sich die gute Prozessor-Leistung in einem flüssigen Betrieb ohne lange Wartezeiten beim Multitasking oder beim Öffnen von Apps. Dennoch muss gesagt werden, dass dem Chip bei voller Auslastung die Leistungs­reserven fehlen, die beispielsweise CPUs mit A57-Kernen mitbringen, da die A53-Kerne bei gleichem Takt im Schnitt etwa 40 Prozent langsamer rechnen. Huawei Mate S mit Android 5.1.1 und Emui 3.0 Huawei Mate S mit Android 5.1.1 und Emui 3.0
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Android Lollipop und aktuelle Emui-Version

Punkten kann das Huawei Mate S beim Betriebssystem. Das Smartphone wird mit Android 5.1.1 Lollipop sowie der aktuellen Version der Oberfläche Emotion UI (Emui) ausgeliefert. Zwar hat Google mit Android 6.0 Marshmallow bereits eine aktuellere Betriebs­system­version auf Lager, doch wird gerade erst damit begonnen, diese auf Geräte auszuliefern. Dass sich Huawei mit Lollipop für eine vergleichsweise neue Android-Version entschieden hat, ist sinnvoll. Denn die Emui-Oberfläche gehört zu den am stärksten angepassten Oberflächen überhaupt und erinnert in ihrem Aufbau stark an Apple iOS. Updates auf aktuellere Betriebs­system­versionen dauern daher erfahrungs­gemäß bei Huawei und Honor recht lang.

Das Mate S bietet eine Kapazität von 32 GB, wobei sich der Speicher mittels microSD-Speicher­karte erweitern lässt. Für Nutzer frei verwendbar sind allerdings nur etwa 26,7 GB, der Rest wird vom System belegt. Zum Start bringt das Mate S einige bereits installierte Anwendungen mit, es ist aber keineswegs mit unnötigen Apps vollgestopft. Zu den installierten Programmen gehören u.a. das Office-Programm WPS Office sowie die Notiz-Anwendung Todoist. Auch der bereits von Huawei bekannte Telefon­manager zur Verwaltung des Systems ist vorhanden. Fingerabdrucksensor und Kamera des Mate S Fingerabdrucksensor und Kamera des Mate S
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Besondere Hardware-Funktionen

Abseits der "Software-Mitbringsel" bietet das Mate S auch in Sachen Hardware-Funktionen die eine oder andere Besonderheit. Erwähnt werden sollten hier vor allem der Fingerabdrucksensor, die Technologie namens Knuckle Sense sowie die drei Mikrofone.

Der Finger­abdruck­sensor ist wie beim Ascend Mate 7 auf der Rückseite platziert und somit intuitiv erreichbar, auch wenn das Smartphone in der Hand gehalten wird. Die Aktivierung und Entsperrung des Gerätes erfolgt mit einmaligem Auflegen des zuvor registrierten Fingers auch aus dem Standby-Modus heraus. Damit ist der Finger­abdruck­sensor des Mate S den Pendants von Hersteller wie Apple oder Samsung einen Schritt voraus. Bis zu fünf Finger­abdrücke lassen sich speichern, wobei die Verwaltung der Abdrücke im Menü durch ein Passwort geschützt werden kann. Gesichert werden kann auch der Zugang zu bestimmten Apps, die sich dann nur per Fingerprint öffnen lassen.

Doch der Sensor lässt sich nicht nur zur Entsperrung des Handys nutzen. Mit einem Wisch über die Touch-Fläche können Nutzer auch mit nicht registrierten Fingern durch die Bilder-Galerie scrollen oder die Benach­richtigungs­leiste öffnen.

Knuckle Sense und Dual-Screen-Modus im Video

Knuckle Sense nennt Huawei die Anwendung, die das Öffnen von wichtigen Apps erleichtern und die Bedienung des Mate S intuitiver gestalten soll. Die Technologie ist bereits vom Huawei P8 oder vom Honor 7 bekannt und kommt auf dem Mate S in der Version 2.0 zum Einsatz. Durch ein doppeltes Klopfen mit dem Fingerknöchel auf das Display wird beispielsweise ein Screenshot aufgenommen - das umständliche Drücken von zwei festgelegten Knöpfen entfällt. Weiterhin können Nutzer mit dem Fingerknöchel zuvor festgelegte Buchstaben auf den Screen malen. In den Einstellungen im Unterpunkt Bewegungs­steuerung -> Zeichnen lässt sich definieren, welche App beim Schreiben der Buchstaben geöffnet werden soll. Eingestellt sind die Buchstaben c für Kamera, e für Browser, m für den Musik-Player und w für Wetter. Das Schreiben mit dem Fingerknöchel bedarf einiger Übung, damit das Display die Tätigkeit auch als Schreiben erkennt und nicht einfach der Screen hin- und hergeschoben wird. Da ist es oft einfacher, den direkten Weg über die App zu gehen, um ein Programm zu öffnen (siehe Video).

Ebenfalls im Menü aktiviert werden kann die Multi-Window-Funktion. Streicht der Nutzer mit zwei Fingern vom unteren Display-Rand zur Mitte des Screens, öffnen sich zwei in ihrer Größe verstellbare Fenster mit Apps, die für die Doppel-Anzeige geeignet sind. Die Auswahl an kompatiblen Anwendungen ist allerdings begrenzt. Bislang funktioniert die Multi-Window-Funktion nur mit der Video-App, der Galerie, dem Browser, der Memo-App, dem Datei-Ordner, der Standard-Email-App, den Designs und dem Kalender.

Ebenfalls erwähnenswert sind die im Mate S eingebauten Mikrofone - das Smartphone besitzt nämlich drei. Ein Mikrofon ist an der oberen Kante und die anderen beiden links und rechts von der microUSB-Buchse an der unteren Kante platziert. Die Recorder-App ist in ihrer Funktion auf die drei Mikrofone ausgelegt: Der Recorder erkannte in unserem Test recht zuverlässig, aus welcher Richtung die relevanten Töne kommen und filterte störende Hinter­grund­geräusche heraus. Reden die Gesprächspartner nacheinander funktionierte die Tonaufnahme gut. Probleme gab es allerdings, wenn mehrere Sprecher durcheinander diskutieren - dann kann der Recorder nicht mehr zwischen einem relevanten Gespräch und Hinter­grund­geräuschen unterscheiden.

Telefonie/Internet, Akku, Kamera und Fazit

Gute Sprachqualität, aber Abstriche beim Internet

Die Mikrofone an der unteren Gerätekante wirken sich positiv auf die Telefonie-Funktion aus. Der Gesprächs­partner verstand uns während Telefonaten stets ohne Probleme und ohne störendes Rauschen im Hintergrund. Auch dann, wenn beispielsweise auf dem Bahnhof ein Zug einfuhr, der laut zu hören war. Die Geräusch­unter­drückung zur Filterung störender Neben­geräusche setzt automatisch ein, manchmal allerdings etwas zu abrupt. Die Folge ist dann ein etwas abgehackter Eindruck einzelner Wörter. Die ebenfalls an der unteren Kante angebrachten Lautsprecher geben den Ton während eines Gesprächs mit Freisprech­einrichtung nur mono wieder, dafür aber in einer ausgewogenen Klangqualität. Leider müssen wir in Deutschland aber vorerst auf die Dual-SIM-Version des Mate S verzichten. Die Basis-Variante des Smartphones gibt es hierzulande nur als Single-SIM-Version. Huawei Mate S: Schönes Design, doch Macken beim Internet Schönes Design, doch Macken beim Internet
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So gut sich das Mate S auch beim Telefonieren schlägt, so schade ist es, dass in Sachen Internet einige Abstriche gemacht werden müssen. Das Huawei-Gerät unterstützt zwar alle gängigen LTE-Frequenzen, jedoch nur LTE Cat.4. Somit sind Nutzer deutlich langsamer unterwegs als mit anderen Flaggschiffen, die via Mobilfunknetz Geschwindig­keiten von bis zu 300 MBit/s oder mehr bieten.

Auch beim WLAN zeigte sich Huawei sparsam und hat nur einen Chip mit 2,4-GHz-Support eingebaut. Auf das 5-GHz-Frequenzband müssen Nutzer ebenso verzichten wie auf WLAN ac. Das ist eines aktuellen Flaggschiffes nicht würdig, vor allem dann nicht, wenn man den für Huawei-Verhältnisse sehr hohen Preis betrachtet.

Was die übrigen Schnittstellen angeht, so ist das Mate S aber gut ausgestattet: Es gibt neben GPS und Glonass auch ein FM-Radio und Bluetooth 4.0 sowie NFC zur drahtlosen Datenübertragung.

Akku des Mate S: Ausdauernder als gedacht

Das Mate S bietet einen fest eingebauten Akku mit einer Kapazität von 2700 mAh. Im Vergleich zum 6 Zoll großen Vorgänger sind das 1400 mAh weniger. Dementsprechend ist auch die Ausdauer der Batterie schwächer als beim Ascend Mate 7. Dennoch kann die Akkuleistung des Mate S im Alltag überzeugen. Wird das Smartphone mit automatischer Display-Helligkeit betrieben, hält es das Gerät bei durch­schnittlicher Nutzung aus gelegentlichem Surfen im Netz, diversen kurzen Telefonaten und dem ein oder anderen Video knapp zwei Tage ohne Steckdose aus. Huawei Mate S: Rückseite aus Aluminium mit spezieller Nanobeschichtung Rückseite aus Aluminium mit spezieller Nanobeschichtung
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Im Akkutest von PCMark - bei dem eine solche durch­schnittliche Nutzung in Dauerschleife, allerdings bei maximaler Helligkeit getestet wird - brauchte der Akku des Mate S für den Sprung von 80 auf 20 Prozent Akkuladung satte 6 Stunden und 45 Minuten. Damit zeigte sich der Akku deutlich ausdauernder als beispielsweise die Batterie des Galaxy S6 (5 Stunden) und des Galaxy S6 Edge (5 Stunden 59 Minuten).

Besonderheiten wie Wireless Charging bietet die Batterie allerdings nicht, doch hat Huawei einen Ultra-Stromsparmodus integriert, bei dem alle nicht-relevanten Funktionen gestoppt werden und somit die Laufzeit bei niedrigem Akkustand verlängert werden kann.

Fotoqualität des Mate S

Huawei hat das Mate S mit einer 13-Megapixel-Hauptkamera und einer Frontkamera mit 8 Megapixel ausgestattet. Die Hauptkamera hat eine f/2.0-Blende, einen BSI-Sensor sowie einen optischen Bildstabilisator und wird von einem zweifarbigen Blitz unterstützt. Die Frontkamera kommt hingegen mit f/2.4-Blende und (leider etwas zu dunkel geratenem) LED-Blitz. Bei Selbstaufnahmen, sogenannten Selfies, nimmt die Kamera die Personen stets spiegel­verkehrt auf, einen Effekt, den wir auch von anderen Handy-Kameras kennen. Leider lässt sich dieser Spiegel-Effekt aber auch in den Einstellungen nicht abstellen.

Der leicht verständliche Aufbau der Kamera-App ist dem der App des Ascend Mate 7 sehr ähnlich. Nur finden sich nun die zusätzlichen Kurzlinks zum Zeitraffer und zur Lichtmalerei direkt über dem virtuellen Auslöse-Button. Auch innerhalb der Modi finden sich Veränderungen, wobei der neue Modus Pro Kamera wohl die meiste Aufmerksamkeit auf sich zieht. Mit ihm können Nutzer die Belichtungs­zeit, den ISO sowie diverse andere Parameter selbst einstellen - ähnlich wie es bei Systemkameras der Fall ist. Blick auf den Pro-Kamera-Modus des Huawei Mate S Blick auf den Pro-Kamera-Modus des Huawei Mate S
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein
Im Auto-Modus haben wir die Kamera in zwei verschiedenen Licht­verhältnissen auf ihre Bildqualität hin untersucht. Die Kamera fokussierte und löste recht schnell aus - wahlweise auch mit Druck auf die Lautstärketaste. In einem mit Kunstlicht gut ausgeleuchteten Raum erzielten wir im Test gute Fotoergebnisse, bei denen Details gut erkennbar sind. Die verschiedenen Farbräume sind klar voneinander abgegrenzt, wobei die Farben zum Teil aber etwas blass wirken. Bei schlechten Licht­verhältnissen in einem Raum mit nur kleiner, indirekter Lichtquelle waren die Bildergebnisse zweigeteilt. Zwar lassen sich auf den Fotos noch einige Details erkennen, Farben deutlich unterscheiden und das üblicherweise bei solchen Lichtbedingungen auftretende Bildrauschen hält sich in Grenzen, doch zeigt sich gerade bei den Gelbtönen ein sichtbarer Dopplungs­effekt. Dieser trat bereits beim Ascend Mate 7 auf und wurde von Huawei leider nicht ausgebessert.

Zur Veranschaulichung haben wir zwei Testbilder in Originalgröße im Test eingebunden. Zudem finden Sie weitere Informationen sowie einen Vergleich mit den Kameras andere Top-Smartphones in unserem großen Kamera-Test.

Kurzer Kommentar zum Abschluss

Abschließen möchten wir an dieser Stelle einen kurzen Kommentar zum Huawei Mate S abgeben. Dies tun wir in einem Handy-Test für gewöhnlich nicht, doch ist das Mate S eine Ausnahme. Denn nahezu zeitgleich zum aktuellen Huawei-Flaggschiff hat die vom Hersteller abgekoppelte Marke Honor das Honor 7 nach Deutschland gebracht. Dieses zeigt nicht nur optisch Ähnlichkeit zum Mate S, es ist auch nahezu identisch ausgestattet. Wie im Test bereits erwähnt, bietet das Honor 7 den gleichen Prozessor und Arbeits­speicher wie das Mate S und die Display-Auflösung ist identisch, auch wenn das Display des Honor-Modells 0,3 Zoll kleiner ist. Das Honor 7 bietet zudem viele Funktionen des Mate S wie Knuckle Sense und den Finger­abdruck­sensor.

Allerdings lassen sich im Honor 7 zwei SIM-Karten gleichzeitig betreiben, das Gerät bietet das schnellere LTE Cat.6 sowie WLAN a/b/g/n/ac. Die Kamera macht Fotos mit 20 statt nur 13 Megapixel. Dennoch ist das Honor 7 etwa 300 Euro günstiger als das neue Mate S. Wer also nicht am Design des Mate S hängt, findet im Honor 7 ein gleich­wertiges, wenn nicht gar besser ausgestattetes Smartphone zum deutlich günstigeren Preis. In unserem ausführlichen Kommentar haben wir uns im Detail mit den beiden Geräten und ihren Unterschieden und Gemeinsam­keiten beschäftigt. Design des Mate S (mittig): Eine Mischung aus dem Mate 7 und dem Apple iPhone 6S Plus Design des Mate S (mittig): Eine Mischung aus dem Mate 7 und dem Apple iPhone 6S Plus
Bild: teltarif.de / Rita Deutschbein

Fazit des Mate-S-Test: Schönheit allein reicht nicht

Die Einzelnoten im Handy-Test:
  • Technische Ausstattung: 2
  • Bedienung, Handling, Software: 1,5
  • Hardware, Verarbeitung, Material: 1
  • Basis-Feature des Handys: 2,2
  • Einschätzung des Redakteurs: 1,8
  • Gesamtnote: 1,7
Unbestreitbar ist das Mate S ein wirklich schönes Smartphone, in dessen Gestaltung Huawei sicherlich viel Zeit investiert hat. Hochwertige Materialien, eine schöne Formgebung und ein intuitives Handling machen das Mate S aus. Zudem bietet das Smartphone eine sehr solide Leistung sowie einige nette und auch brauchbare Funktionen - sowohl in Sachen Hardware als auch Software. Der Akku zeigte sich im Test ausdauernder als zunächst vermutet.

Doch gibt es auch klare Abstriche, die vor allem im Bereich Internet auffallen. Das Mate S unterstützt nur LTE Cat.4. Und beim WLAN weder das 5-GHz-Band noch WLAN ac. Zudem ist das Smartphone deutlich teurer als bisherige Modelle des Herstellers, weshalb die Einschränkungen im Internet noch schwerer wiegen.

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