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Satellitenbetreiber kritisieren Starlink

Immer mehr Star­link-Satel­liten kreisen in nied­rigen Umlauf­bahnen um die Erde. Das ist nicht nur ein ökolo­gisches Problem, auch Wett­bewerber wie SES und Viasat sehen Star­link zuneh­mend als Problem. Es geht aber vor allem um Eigen­inter­essen.
Von Björn König

Foto: SES/Tobias Smith Bodenkontrollstation von SES Astra in Betzdorf
Foto: SES/Tobias Smith
Dass die Star­link-Satel­liten von Elon Musks Raum­fahrt­unter­nehmen SpaceX ziem­lich viel Welt­raum­müll verur­sachen, ist mitt­ler­weile hinrei­chend bekannt. Auch Astro­nomen stören sich an den für schnelle Internet-Zugänge in allen Teilen der Welt konzi­pierten Erdtra­banten. So könne Star­link beispiels­weise die Sicht auf den Ster­nen­himmel einschränken. Darüber hinaus gibt es offenbar auch hand­feste wirt­schaft­liche Inter­essen gegen das Projekt. Und diese kommen wie nicht anders zu erwarten aus Rich­tung der großen Mitbe­werber.

Zugang zum All gefährdet

Foto: SES/Tobias Smith Bodenkontrollstation von SES Astra in Betzdorf
Foto: SES/Tobias Smith
Im Endausbau sollen bis zu 42.000 Star­link-Satel­liten in nied­rigen Umlauf­bahnen den gesamten Planeten mit schnellem Internet versorgen. Das Problem ist aber: Satel­liten­betreiber wie SES oder Viasat müssen ihre Kommu­nika­tions­satel­liten in teils höhere, geosta­tio­näre Umlauf­bahnen beför­dern. Dabei besteht ein extrem hohes Kolli­sions­risiko mit den in einem wesent­lich nied­rigeren Orbit krei­senden Trabanten von SpaceX.

Im Endef­fekt könnte diese Situa­tion sogar das komplette Geschäfts­modell der großen Satel­liten­betreiber gefährden, denn ein extrem hohes Kolli­sions­risiko wäre kaum noch versi­cherbar. So würden sich beispiels­weise die Kosten beim regu­lären Start einer Ariane-Rakete vom euro­päi­schen Welt­raum­bahnhof Kourou oder einer Proton Breeze vom Kosmodrom Baikonur in Kasach­stan erheb­lich verteuern. Im Gegen­satz zu einem Rake­ten­start mit einer wieder­ver­wert­baren SpaceX-Falcon-9-Rakete sind diese Starts in der Regel ohnehin schon deut­lich teurer.

Weitere Wett­bewerber in den Start­löchern

Auch OneWeb bzw. das Amazon-Projekt "Kuiper" wollen große Konstel­lationen von Low-Earth-Orbit-Satel­liten ins All beför­dern. Dies würde die Situa­tion für SES, Viasat & Co. sicher­lich weiter verschärfen. Unab­hängig vom Zugang zum Welt­raum betreiben die etablierten Anbieter mit ihren geosta­tio­nären Satel­liten auch eigene Internet-Dienste. Bedingt durch die Entfer­nung zur Erde sind entspre­chende Latenzen aber im Vergleich zu Star­link vergleichs­weise unat­traktiv. So muss das Signal insge­samt 72.000 Kilo­meter zurück­legen.

Außerdem kosten die Produkte der Wett­bewerber oftmals mehr, verfügen über weniger Band­breite oder die User­ter­minals sind nicht mobil. In zahl­rei­chen Tests hat sich beispiels­weise bereits in der Beta­phase gezeigt, dass Star­link schon jetzt durchaus mit DSL-Anschlüssen vergleich­bare Geschwin­dig­keiten errei­chen kann. Wenn das Netz voll­ständig ausge­baut ist, soll sich das Tempo noch einmal deut­lich erhöhen. Mögli­cher­weise sinkt auch der Monats­preis, welcher sich aktuell um rund 100 US-Dollar bewegt.

Welt­raum­schrott bleibt zurück

Doch auch der Welt­raum­schrott ist eine blei­bende Gefahr für weitere Starts. Zwar sollen inak­tive Star­link-Satel­liten in der Erdat­mosphäre verglühen, bei einer Anzahl von 42.000 Objekten in einer nied­rigen Umlauf­bahn kann man aber nicht mehr ausschließen, dass immer mehr Welt­raum­müll zurück­bleibt und damit unkon­trol­lierbar durch den Orbit fliegt. Wer ist dann konkret verant­wort­lich, wenn es zu weiteren Zusam­men­stößen kommt?

Für Elon Musk aller­dings sind die Bedenken der Konkur­renten wenig rele­vant. Er hält sich allein an die Geneh­migung der US-Kommu­nika­tions­behörde FCC, welche das Projekt unein­geschränkt geneh­migt hat. Über eine Regu­lie­rung des Erdor­bits kann aber keine US-Behörde alleine verfügen, dies müsste letzt­end­lich auf inter­natio­naler Ebene gere­gelt werden. Dass es jedoch dazu kommt, ist ausge­spro­chen unwahr­schein­lich, denn in der Praxis geht es bei solchen Themen wie überall um die Vertei­digung natio­naler, wirt­schaft­licher Inter­essen.

In einem weiteren Artikel berichten wir, wie sich Star­link im ersten Test schlägt.

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