Anti-Elektroschrott

Für die Umwelt: Geräte sollten länger verwendet werden

Konsumkultur: Elektro-Geräte werden immer kürzer genutzt
Von Hans-Georg Kluge mit Material von dpa

Die Produktzyklen werden immer kürzer. Selbst Premium-Hersteller wie Apple stellen manchmal schon ein halbes Jahr nach der Produktvorstellung eine neue Generation vor - wie unlängst beim iPad 4. Das alte Produkt gilt dann als alt und unattraktiv und viele Kunden möchten ihr Gerät ersetzen. Doch was passiert mit dem alten? Nicht selten landet es im Regal und verstaubt. Dann wird es irgendwann weggeworfen. Doch nicht nur Apple-Enthusiasten wechseln Handys Laptops und andere Hardware für das digitale Leben häufig aus. "Da werden Sachen weggeworfen, die eigentlich noch drei bis fünf Jahre genutzt werden könnten", sagt der Volkswirt und gelernte Elektriker Frank Becker von der Technischen Universität Berlin. Er kritisiert das als "Neuheitsideologie".

Konsumkultur und Modeobjekte

Elektronische Geräte, vor allem Smartphones und Computerzubehör, könnte oft viel länger genutzt werden. Elektronische Geräte, vor allem Smartphones und Computerzubehör, könnte oft viel länger genutzt werden.
Bild: dpa
"Wir erleben eine Konsumkultur, die IT-Endgeräte zu Modeobjekten macht", sagt der Professor für Produktion und Umwelt an der Uni Oldenburg, Niko Paech. Psychologisch endet die Nutzungsdauer eines Handys mit dem Erscheinen seines Nachfolgemodells - wie bei einem Rock, der in der folgenden Saison aus der Mode ist. Die Folge sind Berge an Elektroschrott.

Dazu trägt auch das Angebot bei. Bei Druckern ist es keine Seltenheit, dass Reparaturkosten höher sind als der Preis eines neuen Geräts. Manche Hersteller verkleben ihre Smartphones, so dass Laien kaum den Akku wechseln können. Nutzer schimpfen zudem über Produkte, die kurz nach Ende der Gewährleistungsfrist kaputt gehen - in Deutschland sammelt die Initiative Murks? Nein Danke solche Fälle. Auf der zweiten Seite lesen Sie ein kurzes Interview mit dem Gründer von Murks? Nein Danke!.

Denn Kritiker vermuten dahinter ein abgekartetes Spiel der Hersteller. Ihr Vorwurf: Diese legen es bewusst darauf an, dass ihre Produkte sich schnell abnutzen und nur schwer repariert werden können - um so mehr zu verkaufen. Aber: Wegen der EU-Verbraucher­schutz­richt­linien dürften die wenigsten Hersteller tatsächlich künstlich kurze Lebenszyklen ihrer Produkte riskieren.

Auch aus der Sicht der Umwelt lohnt es sich, Geräte länger zu nutzen: Eine Studie des Umweltbundesamtes kommt zu dem Ergebnis, dass selbst bei fünjähriger Verwendung die Produktion eines Notebooks mehr Treibhausgase verursacht, als die während der Nutzung durch den Kunden. Auch für die Umwelt und das Klima ist also eine längere Lebensdauer von Elektrogeräten wünschenswert.

Kurze Lebensdauer der Geräte: Absicht selten nachweisbar

Neu wäre es nicht, dass Hersteller ihren Produkten "Sollbruchstellen" einbauen - Teile, die nach einer gewissen Zeit abgenutzt sind. In der Wirtschaftswissenschaft ist die sogenannte geplante Obsoleszenz ein fester Begriff. In der "Great Depression" zu Beginn der 1930er Jahre galt ein künstliches Verfallsdatum für Waren einigen sogar als patentes Mittel, um künstlich die Nachfrage zu erhöhen und so die Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zu bringen.

Zu den klassischen Beispielen zählt eine Absprache großer Glühbirnen-Hersteller in den 1920er Jahren. Sie vereinbarten, ihre Produkte nur noch für eine Leuchtzeit von 1 000 Stunden auszulegen. Paech sagt, ein solches Vorgehen sei bei digitalen Produkten einfacher denn je. "Produkte, die smart sind, kann man besser steuern. Da reicht ein kleiner Chip, den man so programmiert, dass das Produkt nach einer gewissen Leistung die Funktion einstellt." Dies gab es beispielsweise bei einem Druckermodell, wie eine Arte-Reportage zeigte [Link entfernt] , die kurioserweise selbst nur sieben Tage online verfügbar war - heute sind leider nur noch Ausschnitte zu sehen.

Auf der zweiten Seite lesen Sie, wie Initiativen wie I-Fix-It die längere Nutzung von Elektro-Geräten ermöglichen.

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