Positionspapier

VDE fordert 450-MHz-LTE-Netz für Strom-Steueraufgaben

Werden Steuerungsaufgaben im Stromnetz künftig durch ein LTE-Netz realisiert? Der VDE regt als Verband der Elektrotechnik ein solches Spezialnetz an. Allerdings sind regulatorische Fragen hier derzeit offen und ungeklärt, was auch im Positions­papier des VDE herausgestellt wird.
Von Thorsten Neuhetzki

Positionspapier des VDE Positionspapier des VDE
Quelle: VDE
Der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informations­technik e.V. (kurz VDE) fordert in einem aktuellen Positions­papier die Freigabe von Frequenzen um den 450-MHz-Bereich, um ein LTE-Netz aufzubauen, das Steuerungs­aufgaben im Stromnetz-Bereich übernehmen soll. Hintergrund seien die durch die Einführung von Solar- und Windkraft sich verändernden Lastflüsse im Stromverteilungsnetz. Um Netz­instabilitäten zu vermeiden, müsse das Stromnetz im Mittel- und Nieder­spannungs­bereich mit einem Lastmanagement sowie mit Steuer-, Regelungs- und Informations­übertragungs­technik ausgestattet werden.

Das VDE-Positionspapier mit dem Titel "Kommunikationsnetz für das Smart Grid" kommt zu der Auffassung, dass dazu eine Kombination aus (Breitband)-Power Line Communication über die Energienetz­infrastruktur im Nieder­spannungs­bereich mit einem branchenspezifischen Funknetz bei der Arbeitsfrequenz von 450 MHz auf LTE-Basis die "zurzeit beste und zukunftsfähigste Lösung für das erforderliche Energieinformationsnetz" sei. Das LTE-Netz soll den Vorstellungen nach als "Zubringernetz" zu lokalen Netzknoten­punkten des Energienetzes genutzt und der endgültige Anschluss über Powerline betrieben werden. Alternativ ermögliche die Technologie auch die direkte Verbindung in die Kellerräume der Endnutzer.

Finanzierung und Regulierungsfragen offen

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Quelle: VDE
Ferner sei das angedachte Netz kompatibel mit bis in die Gebäude gehenden Glasfasern, über die die Informationen gleichermaßen geschickt und gesendet werden könnten. Bislang sind solche FTTB/H-Netze jedoch eher selten. Zu finden ist ein solches Netz beispielsweise in München, wo die Stadtwerke München durch den FTTB-Ausbau der M-Net eine Glasfaserleitung bis in die Häuser haben. Diese ist vom Telefon-Anschluss unabhängig.

Wie der VDE selbst in seinem der teltarif.de-Redaktion vorliegenden Positionspapier einräumt, ist allerdings die Finanzierbarkeit sowie die Regulierung der Lizenzen im Frequenzbereich von 450 MHz durch die Bundesnetzagentur und eventuell anfallender Lizenzkosten offen. Daher plädiert der VDE dafür, das Frequenzband der Allgemeinheit für diese Anwendung zur Verfügung zu stellen. Eine Allgemein­zuteilung hieße aber auch, dass andere Dienste und Anwendungen auf diesen Frequenzen realisiert werden könnten. Das wiederum könnte zu Lasten der Zuverlässigkeit gehen. Und dies möchte der VDE verhindert wissen.

VDE: 450-MHz-Netz würde Kellerwände durchdringen

Die 450-MHz-Frequenz ist laut dem Positionspapier, an dem übrigens neben RWE und Siemens auch die Deutsche Telekom mitgeschrieben hat, nach Angaben des VDE besonders geeignet, weil es aufgrund der Frequenzeigenschaften auch in die Keller der Gebäude durchdringen würde, was bei anderen Frequenzen um 900, 1 800 oder 2 100 MHz nicht der Fall wäre. Zudem würden deutlich weniger Sender benötigt, um eine Flächenabdeckung zu erreichen.

Das 450-MHz-Band war in Deutschland einst für das C-Netz genutzt worden. Nach dessen Abschaltung wurde ein Teil der Frequenzen für Betriebs- oder Bündelfunksysteme vergeben. Unter anderem wurde darüber zeitweise die Datenzuführung über OFDM für die WLAN-Hotspots in den ICE realisiert. Inzwischen wurde die Zuführung auf LTE umgestellt.

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