Handynetz-Ausbau: Auch o2 legt Zahlen vor
Nach der Telekom hat sich auch Telefónica (o2) mit aktuellen Hintergründen zum von der Bundesnetzagentur geforderten Mobilfunk-Netzausbau zu Wort gemeldet. Der Bundesnetzagentur seien die Ausbauzahlen zur Erreichung der Versorgungsauflagen zum Stichtag 31. Dezember 2022 vorgelegt worden.
Auflagen erfüllt?
o2 gibt selbstbewusst bekannt, die Ausbauvorgaben der Netzagentur erfüllt zu haben. Kunden in Funklöchern sehen das anders.
Grafik: Telefónica (o2)
Auch "o2 Telefónica" erfülle die Ausbauauflagen der Bundesnetzagentur, betont das Unternehmen, dessen Vorläufer im Herbst 1998 unter der Marke "VIAG Interkom" gestartet war. Die damalige E-Plus hatte schon im Sommer 1994 ihr Netz eröffnet. In den vergangenen drei Jahren seien rund 20.000 Mobilfunkstandorte "bearbeitet" worden, um das o2-Netz weiter zu verbessern und die geforderten Versorgungswerte zu erreichen. Man sehe die Verpflichtungen als erfüllt an – "unter Beachtung rechtlicher und tatsächlicher Gegebenheiten".
5G-Ausbau: Mehr als gefordert
Beim 5G-Ausbau nimmt o2 Telefónica für sich in Anspruch, die geforderte Auflage sogar "weit übererfüllt" zu haben. 5G stehe "für über 75 Prozent der Bevölkerung" zur Verfügung. Dabei muss man berücksichtigen, dass dieser Wert von der Annahme ausgeht, dass die Bevölkerung durchgehend Kunde bei o2 (oder einer seiner Service-Provider) ist und in Besitz eines auch auf 700 MHz 5G-fähigen Smartphones und eines passenden 5G-Mobilfunkvertrags im Netz von o2 wäre. Bei Prepaid-Angeboten bietet o2 (und seine Markenpartner) derzeit noch keine 5G-Funktionalität.
Die Pflicht, 1.000 Basisstationen – aufgeteilt auf die einzelnen Bundesländer – in Betrieb zu nehmen und für 5G-Anwendungen bereitzustellen, habe o2 "weit übererfüllt". Ja, in jedem Bundesland seien "deutlich mehr 5G-Stationen" in Betrieb genommen als laut Auflage erforderlich gewesen sei.
Schnelles Netz für mehr als 98 Prozent der Haushalte
Bei der Netzabdeckung stützt sich o2 ähnlich wie die Telekom auf die Abdeckung der Haushalte. So könnten - bundesweit gesehen - mittlerweile 99,3 Prozent der Haushalte mit mindestens 100 MBit/s im o2-Netz surfen. Das entspreche den Ausbauauflagen, die in jedem der 16 Bundesländer mindestens 98 Prozent der Haushalte mit einer Geschwindigkeit von mindestens 100 MBit/s festlegen. In vielen Bundesländern werde das Ziel deutlich übertroffen.
Versorgung an Bundesautobahnen, Bundesstraßen und Schienenwegen
Die Bundesautobahnen versorge o2 zu 99,9 Prozent mit mindestens 100 MBit/s und die wichtigsten Verkehrswege wie Bundesautobahnen, Bundesstraßen und Schienenwege habe o2 erfüllt, "soweit dies rechtlich und tatsächlich möglich war". Die Formulierung kommt uns bekannt vor.
Wenn man die Versorgung der Mitbewerber anrechnet (was zulässig ist), würden die wichtigsten Bundesstraßen zu "rund 100 Prozent" mit mindestens 100 MBit/s abgedeckt. 99,6 Prozent davon decke das eigene o2-Netz ab. Mancher Kunde reibt sich verwundert die Augen, wenn er "kein Netz" im Display sieht.
Für die Schienenwege mit täglich mehr als 2.000 Fahrgästen nennt o2 eine Versorgung mit mindestens 100 MBit/s in 99,2 Prozent der Fälle.
Schließung weisser Flecken als Herausforderung
Jeder Netzbetreiber hatte von der Netzagentur die Aufgabe bekommen, 500 Basisstationen in zuvor definierten Weißen Flecken, verteilt in den Bundesländern, zu errichten. Um den Aufwand zu minimieren, sind die drei etablierten Netzbetreiber eine Kooperation eingegangen und haben sinnvollerweise die Errichtung der neuen Standorte aufgeteilt. o2 Telefónica ist demnach anteilig für den Aufbau von rund 167 Basisstationen verantwortlich und konnte hiervon bislang 61 Basisstationen aufbauen und einschalten.
Gerne hätte man mehr gebaut, aber da gab es "rechtlichen sowie tatsächliche" Gründe, wie fehlende Genehmigungen, Widerstand in der Umgebung oder nicht lieferbare Komponenten oder fehlendes Personal. Das habe auch mit der "verhältnismäßig kurzen zeitlichen Vorlauf zur Planung und Errichtung neuer Mobilfunkstandorte in Deutschland" zu tun. Nicht nur die Telekom, auch o2 brauchen bis zur Inbetriebnahme im Schnitt drei Jahre.
Die genaue "finale" Festlegung der zu versorgenden Weißen Flecken erhielten die Netzbetreiber erst spät im Jahr 2021, da war das gar nicht mehr zu schaffen. Man werde da aber dran bleiben.
Auch nach dem Stichtag werde der Netzausbau "ungehindert" weitergehen, um kommende Auflagen z.B. bis Ende 2024 zu erfüllen.
Eine Einschätzung (von Henning Gajek)
Auch die Zahlen der Telefónica (o2) klingen für viele Kunden und Szenekenner zu schön, um wahr zu sein. Die Gründe sind vielschichtig. Wo o2 einen Turm bauen möchte, kann es passieren, dass die örtlichen Gremien den Neubau mit dem Argument ablehnen, "die Telekom ist doch da, das muss doch reichen". Da ist es praktisch, wenn ein neuer oder bereits vorhandener Turm von allen genutzt werden kann.
Sendeanlagen tief in der Provinz werden logischerweise nicht so stark genutzt wie in einer Großstadt oder an einem Hotspot wie Bahnhof, Flughafen oder Fußballstadion. Diese einsamen Stationen kosten aber relativ viel Geld, was den Kostenrechnern weh tut. Der Staat fördert deshalb solche Anlagen, aber das Verfahren ist extrem umständlich und zeitraubend.
Keine Frage: o2 hat in der letzten Zeit massiv aufgerüstet und ausgebaut und ist in manchen Regionen "gefühlt" sogar besser als Vodafone. Aber richtig gut ist das alles noch lange nicht, 99-Komma-X hin oder her. Bleibt zu wünschen und zu hoffen, dass der weitere Ausbau nicht von Rendite-Erwartungen gebremst, sondern eher noch beschleunigt wird. Denn gute verfügbare Netze bringen und binden auch Kunden.
Die Politik darf nicht nur fordern, sondern muss auch liefern, bundesweit einheitliche schnelle Genehmigungen. Die Kunden dürfen nicht jammern und nur von möglichst billigen Tarifen träumen, sondern sich überlegen, wo sie welche Netzqualität zu welchem Preis bekommen können.
Welche Erfahrungen haben Sie mit der Netzqualität und Verfügbarkeit von o2? Schreiben Sie in unser Forum, vergessen Sie das Bundesland, den Landkreis und den Ortsnamen nicht, dann können wir bei o2 nachfragen. Oder wohnen Sie in einer Region wo o2 spürbar besser als die anderen ist? Auch das finden wir interessant.